Wien

Anti-Corona-Pille kommt in Wien nun per Fahrradbote

Risikopatienten bekommen Medikamente gegen Corona. Infizierten wird die Anti-Corona-Pille, die Viren abtöten soll, per Bote nach Hause geliefert.

Louis Kraft
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    Erstmals gibt es auch für nicht-stationäre Risikopatienten Corona-Medikamente. Etwa die "virentötende" Tablette Molnupiravir, die Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) heute präsentierte.
    Erstmals gibt es auch für nicht-stationäre Risikopatienten Corona-Medikamente. Etwa die "virentötende" Tablette Molnupiravir, die Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) heute präsentierte.
    Denise Auer

    Seit Mai 2021 bieten die Wiener Spitäler Risikopatienten Infusionstherapien an. Diese sind sowohl prophylaktisch als auch bei einer akuten Erkrankung wirksam. Ab sofort werden diese auch "to go", also ambulant, angeboten. Für bereits Erkrankte kommt nun eine Alternative zur Infusion im Krankenhaus dazu: die Anti-Corona-Pille für zu Hause.

    Welche Medikamente sind das? Bei der Infusion werden künstliche flüssige Antikörper verabreicht. Das behindert die Viren bei der Vermehrung. Die Tabletten stören den Stoffwechsel der Viren und töten diese ab.

    Wer bekommt das? Zugang haben Risikopatienten ab 50 Jahren. Dazu zählen etwa Personen mit Immunkrankheiten oder Übergewicht (BMI über 30). Bei nicht-infizierten Patienten bieten die Kliniken die Infusion vorbeugend an. Bei akuten Infektionen meldet sich die Gesundheitsbehörde und ein Arzt entscheidet: Infusion oder Tabletten. An die Impfung ist die Therapie nicht gebunden.

    Radler bringt Tabletten

    Und dann? Wird die Infusion gewählt, organisiert die Stadt den Transport in die Covid-19-Infusionsambulanz in die Klinik Favoriten und zurück. Die Tabletten werden vom Botendienst Veloce heimgeliefert. Für die ausgewählten Patienten fallen keine Kosten an. An der Möglichkeit, dass auch Pflegeeinrichtungen oder Hausärzte Patienten vorschlagen können, wird gearbeitet. Die Infusion wurde bisher rund 560 Mal, die Tablette an 112 Patienten verabreicht. Beide Arzneien würden laut Stadt gut vertragen. Allergische Reaktionen sowie Übelkeit und Kopfweh seien aber möglich.

    Wo kann ich die Pille kaufen? Gar nicht. Der Bund kauft die Medikamente, verteilt sie an die Länder. Apotheken werden (derzeit) nicht beliefert. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) warnt: "Die Medikamente sind weder ein Ersatz für die Corona-Schutzimpfung, noch haben sie eine vergleichbare Wirkung."

    Infusion und Pille schützen vor Spital

    Die Medikamente verfolgen verschiedene medizinische Ansätze: Die Infusion "Sotrovimab (Xevudy®)" ist ein monoklonaler Antikörper, der das Virus daran hindert, in Körperzellen einzudringen und sich so zu vermehren. Bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf kann gemäß wissenschaftlicher Studien das Risiko für eine Spitalsaufnahme oder den Tod um rund 80 Prozent gesenkt werden.

    Die "Corona-Pille" "Molnupiravir (Lagevrio®)" ist hingegen ein sogenanntes Ribonukleosidanalog, also ein Virustatika, das den Stoffwechsel der SARS-COV-2-Viren stört und so die Viren abtötet. Laut bisheriger Studien kann die Einnahme der Tablette das Risiko für einen schweren Verlauf bzw. für eine Spitalsaufnahme oder Tod um rund ein Drittel reduzieren.

    Pro Tag können in Wien derzeit bis zu 16 Patienten in der COVID-19-Infusionsambulanz der Klinik Favoriten eine Infusion erhalten. Bei den Patienten, die de Tablette bekommen, spricht die Stadt von einer "dreistelligen Anzahl" an Patienten.

    Stadt arbeitet bereits an Ausrollung

    Noch ist der Zugang zu den Therapiemöglichkeiten für Risiskopatienten nur durch die Stadt (d.h. die Kliniken oder die Gesundheitsbehörde MA15) möglich. Doch die Stadt plant bereits die Erweiterung. Künftig soll es auch möglich sein, dass auch Behinderten- oder Pflegeeinrichtungen sowie niedergelassenen Ärzte geeignete Patienten melden können, die dann bezüglich einer Therapie kontaktiert werden.