Österreich

Kranker Wiener "verweigerte" Amtsarzt – 800 Euro Strafe

Lucas A. fuhr mit dem Rad von der Arbeit heim, wurde von Polizisten angehalten. Der Wiener sollte zum Amtsarzt, fühlte sich aber zu krank dafür.

Christine Ziechert
Lucas A. (39) sollte wegen eines Drogentests zum Amtsarzt, muss nun Strafe zahlen.
Lucas A. (39) sollte wegen eines Drogentests zum Amtsarzt, muss nun Strafe zahlen.
zVg

Lucas A. (Name geändert) lebt seit acht Jahren in Österreich, ließ sich noch nie etwas zuschulden kommen. Der gebürtige Argentinier arbeitet als Kellner in einer spanischen Tapas-Bar in Wien, nebenbei besuchte der 39-Jährige im Herbst 2022 noch einen Tontechniker-Kurs. Dort dürfte sich der Wiener mit Corona angesteckt haben. 

Am 23. November fühlte sich Lucas A. krank, hatte am Vortag bereits einen Corona-Test gemacht, das Ergebnis stand noch aus. Obwohl er sich nicht wohl fühlte, absolvierte er seinen Dienst und sperrte pünktlich um Mitternacht das Lokal zu. Es war eine kalte, regnerische Nacht, doch der 39-Jährige schwang sich auf sein Fahrrad.

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    Alko-Test ergab 0,0 Promille

    Doch in der Nähe des Döblinger Gürtels verließen ihn die Kräfte: "Ich konnte nicht mehr, musste absteigen und das Rad schieben", erzählt Lucas A. im "Heute"-Gespräch. Zwei Beamte einer Zivilstreife hielten den 39-Jährigen auf, weil er laut ihren Aussagen in Schlangenlinien gefahren war: "Sie fragten mich zuerst: 'Haben Sie was getrunken?'. Ich antwortete: 'Nein'", erzählt der Argentinier.

    Ein anschließender Alko-Test ergab 0,0 Promille. Dann meinten die Polizisten: 'Sie schauen krank aus!' Und ich antwortete: 'Ja, ich fühl' mich auch krank'", erinnert sich Lucas A. Die Polizisten durchsuchten daraufhin ihn und seinen Rucksack und fragten ihn: "Haben Sie was geraucht?" Aufgrund eines Missverständnisses antwortete der 39-Jährige mit "Ja", weil er normale Zigaretten geraucht hatte – die Beamten meinten allerdings Cannabis. 

    Zu krank für den Amtsarzt

    Später gaben die Polizisten an, Cannabis-Geruch wahrgenommen zu haben. Die Beamten wollten Lucas A. daher dem Amtsarzt zwecks eines Drogentests vorführen lassen. Ein Beamter begleitete den Argentinier zu seiner nahe gelegenen Wohnung, damit er sein Fahrrad abstellen konnte. Dann erfuhr der 39-Jährige, dass die Untersuchung mindestens 2,5 Stunden dauern würde: "Ich sagte ihnen, dass ich mich wirklich krank fühle, und ich wahrscheinlich Corona habe. Und fragte, ob ich wirklich mitkommen muss", meint Lucas A. 

    Die Beamten sollen daraufhin gemeint haben: "Sie können sich auch weigern." Da sich Lucas A. wirklich schlecht fühlte, ging er nach Hause. Am nächsten Tag erhielt er die Bestätigung, dass er Corona-positiv war, einen Monat später eine Strafverfügung in Höhe von 1.600 Euro aufgrund der Amtsarzt-Verweigerung. Aufgrund der Einkommenssituation und anderen Milderungsgründen wurde die Strafe auf 800 Euro herabgesetzt.

    Aussage von Lucas A. vor Gericht.
    Aussage von Lucas A. vor Gericht.
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    "Es ist eine Schande, dass unschuldige Menschen derartiger Willkür ausgesetzt sein können" - Alex L.

    Gemeinsam mit dem Anti-Rassismus-Verein "Zara" legte Lucas A. dennoch Beschwerde beim Verwaltungsgericht Wien ein – ohne Erfolg. Das Gericht bestätigte die Strafe, inklusive Verfahrenskosten musste der 39-Jährige nun 880 Euro zahlen. Sein Chef, Alex L., der voll hinter Lucas A. steht, startete daher eine Spendenaktion: "Ich finde es sensationell, dass 995 Euro in nur knapp zwei Wochen zusammengekommen sind", meint Alex L. zu "Heute". Die Strafe wurde bereits bezahlt, der Rest des Geldes geht an "Zara". "Es ist eine Schande, dass unschuldige Menschen derartiger Willkür ausgesetzt sein können", zeigt sich der Gastronom erschüttert.