Österreich

City leer gefegt, Messen aus Steffl bald via Stream

Seit Mittwochmorgen ist der Stephansdom für Touristen gesperrt. Auch die Museen sind geschlossen. Wir haben uns in der Innenstadt umgesehen.

Heute Redaktion
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Seltener Anblick am Stephansplatz: Dort wo sich normalerweise zahlreiche Touristen tummeln, knipsten Mittwochvormittag nur vereinzelt Urlauber ein Foto vom Steffl. Die Türen des Riesentors sind geschlossen. Zwei weiße Zettteln sind mit dünnen Drähten am Tor befestigt. Darauf heißt es knapp: "Keine Besichtigung. Nur für Beter. Max. 100 Personen" bzw. "No Visit. Only for Prayer. Max. 100 Persons".

"Darf ich hinein?" will eine ältere Dame von der Domaufsicht wissen. "Wenn Sie zum Beten da sind, ja", antwortet ein freundlicher junger Mann. Eine Touristin mit Kaffeebecher wird höflich aufgefordert, vorher das Heißgetränk auszutrinken, wenn sie denn tatsächlich zum Beten eintreten will. In der Hand hält der junge Mann einen Handzähler. Tritt ein Gläubiger ein, macht es leise Klick.

Immer wieder erkunden sich Touristen bei der Domaufsicht, warum die Kirche geschlossen hat. Zumindest beim "Heute"-Lokalaugenschein protestiert niemand dagegen.

Gottesdienst soll gestreamt werden

Betroffen von dem Erlass der Bundesregierung ist auch der Gottesdienst. Wer einen Platz ergattern will, muss rechtzeitig da sein. Es gilt das Prinzip: "First come, first serve". Bei 100 Personen ist Schluss. "Einmal am Tag wird die Messe auf radio klassik Stephansdom übertragen", erklärt Dompfarrer Toni Faber. An einem Stream wird bereits eifrig gearbeitet.

Weiter geht es Richtung Albertina. Vorbei an leer gefegten Schanigärten, selbst beim Café Sacher ergattern Touristen problemlos einen Tisch. Diese Chance will sich eine Reisegruppe aus Tirol nicht nehmen lassen. "Wir hatten Glück und haben uns gestern noch den Stephansdom angesehen", freut sich Elisabeth Eberharter (56). "Museen haben wir uns auch noch angesehen", ergänzt Freundin Martina Rissbacher (43).

Touristen stehen vor geschlossenen Türen

Wenige Gehminuten weiter steht Tom Taylor (59) mit seiner Gattin Helen (58) ratlos vor der geschlossenen Albertina. Aus "Präventivmaßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus", bleibt das Museum bis auf Weiteres geschlossen, heißt es auf der Tür. Taylor wollte am Europäischen Radiologiekongress im Austria Center teilnehmen. Das Event mit 23.000 Teilnehmer wurde wegen dem Corona-Virus abgesagt. Seine Wien-Reise wollte das Ehepaar Taylor deshalb nicht absagen. Das nun alle Museen geschlossen haben, damit hat das Paar aus Edinburgh (Schottland) nicht gerechnet. "Kann man nichts machen, wir können es nicht ändern", nimmt es Taylor gelassen.

Geschlossen bleibt auch das Naturhistorische Museum. Stoyan Angelov (38) hat seinen dreieinhalb Jährigen Sohn präventiv aus dem Kindergarten genommen. Gemeinsam wollten sich die beiden am Mittwoch einen gemütlichen Tag zwischen Dinosaurier, Elefanten und Meteoritenschau machen. "Es war eine spontane Idee, ich habe nicht daran gedacht, dass das Museum geschlossen ist", erklärt Angelov. "Ich habe aber Verständnis für die Schließung".