Österreich

Wien Energie in Isolation: "Halten Wien am Laufen"

Heute Redaktion
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Um sicherzustellen, dass die Wiener trotz Krise Licht, Wärme und Warmwasser haben, begaben sich 53 Wien Energie-Mitarbeiter freiwillig in Quarantäne. "Heute" weiß, wie sie nun leben.

Die Corona-Pandemie hat Österreich fest im Griff, fast stündlich werden neue Infektionsfälle gemeldet, die betroffenen Personen in Quarantäne abgesondert. Das erleben derzeit auch 53 Mitarbeiter der Wien Energie - und das freiwillig.

Um sicherzustellen, dass die Wienerinnen und Wiener trotz Corona-Krise weiterhin mit Strom, Licht, Heizung und Warmwasser versorgt werden, meldeten sie sich aus freien Stücken als Schlüsselpersonal. Als "eiserne Reserve" sorgen sie auch im Falle von strengsten Ausgangssperren dafür, dass der Betrieb weitergeht.

Dazu wurden für die 53 Mitarbeiter (alles Männer) eigene Quarantäne-taugliche Aufenthaltsräume geschaffen. So wurden in den Müllverbrennungsanlagen Spittelau (Alsergrund), Flötzersteig (Penzing), Simmeringer Haide und dem Kraftwerk Simmering (Simmering) Isolierstationen vorbereitet.

Für Wien: Freiwillig von Familien getrennt

An diesen Standorten verbringen die Mitarbeiter nun - getrennt von ihren Familien - ihre Zeit. Hier, an den vier Anlagestandorten von Wien Energie, sind sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten, um eine Ansteckung mit allen Möglichkeiten zu verhindern. Vor dem Bezug wurden alle 53 Mitarbeiter medizinisch und auf Corona-Symptome getestet.



Die Vorbereitungen für die Isolation wurden in kürzester Zeit gemeistert. "Wir sind als Energieversorger auf Krisensituationen vorbereitet. Trotzdem ist das eine besondere Situation: In wenigen Tagen wurden bei unseren Kraftwerken und Müllverbrennungsanlagen komplette Wohncontainer aufgestellt, provisorische Kraftwerkssteuerungen errichtet oder Besprechungszimmer zu Schlafsälen umgebaut", erklärt Alexander Kirchner, Leiter Betrieb bei Wien Energie und verantwortlich für alle Erzeugungsanlagen.

So sieht es in der Isolierstation Simmeringer Haide aus:

(Video: privat)

Zimmer, Kuchl, Kabinett – in Containerform

Um es den Freiwilligen in ihrer Abschottung so bequem wie möglich zu machen, wurde das Prinzip "Zimmer, Kuchl, Kabinett" neu interpretiert. In den Containern wurden Betten aufgestellt, Kücheneinrichtung und Waschmaschinen besorgt. Ein Schichtarbeiter übernimmt sogar die Kochaufgaben für seine Kollegen. "Wir tun alles, damit die Mitarbeiter vor Ort gut versorgt sind", so Kirchner. Zusätzlich bietet Wien Energie in dieser heraufordernden Zeit für alle Mitarbeiter arbeitspsychologische Betreuung an.

Damit das Schlüsselpersonal keinen Lagerkoller bekommt, wurden auch Freizeit- und Aufenthaltsräume eingerichtet, auch Fitness-Studios stehen für die Mitarbeiter bereit.

"Unser Job? Wien am Laufen halten"

Den abgeschotteten Mitarbeitern kommt eine besondere Verantwortung zu. Sie sind die Garantie für den sicheren Betrieb aller Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen, auch wenn es zu einer größeren Infizierung kommen sollte.

(Video: privat)

"Es ist schon eine besonders schwere Entscheidung, sich auf unbestimmte Zeit von seinen Lieben zu verabschieden", erzählt Steven Schacher (24). Schmerzen wird den Single sicher auch die Trennung von seiner Katze.

Steven hat bei Wien Energie seine Lehre gemacht und arbeitet seit zwei Jahren in der Schicht. Gemeinsam mit fünf seiner Kollegen wohnt er jetzt bis auf weiteres auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig. "Unser Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Anlagen zu jeder Zeit laufen und Wien mit Strom und Wärme versorgt wird".

Die Mitarbeiter rücken dann ein, wenn es sonst keiner mehr könnte: Ihre Aufgaben reichen von der Steuerung der Anlagen bis zur Wartung und – sofern notwendig – kleineren Reparaturen. Parallel laufe derzeit die Schicht normal weiter, heißt es bei Wien Energie. Dennoch wurden die Dienstpläne gemäß Krisenmanagement so angepasst, dass etwa eine kontaktlose Übergabe zwischen den Schichten möglich ist.

Kundenservice weiterhin erreichbar

"Wir bleiben für euch hier, bleibt ihr für uns zuhause": Unter diesem Motto läuft aktuell auch der Notbetrieb bei Wien Energie. Ein Großteil der Wien Energie-Mitarbeiter ist derzeit im Home Office. Die Servicezentren Spittelau und Guntramsdorf sind geschlossen.

Der Kundenservice ist weiterhin über die Wien Energie-Website sowie telefonisch erreichbar. Die gesamte Technik wurde binnen kürzester Zeit so umgestellt, dass alle Kundenanliegen weitestgehend aus dem Home Office bearbeitet werden können. Bautätigkeiten und Störungseinsätze werden nur dann durchgeführt, wenn sie der Erhaltung der Versorgungssicherheit dienen.