Wien

Wegen Corona in Wien noch 170 OPs offen

Früher als gedacht konnte die Liste der wegen Corona verschobenen OPs in Wien "abgearbeitet" werden. 170 Patienten werden im Herbst operiert.

Louis Kraft
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Früher als gedacht konnte der Wiener Gesundheitsverbund die Warteliste auf verschobene Operationen abarbeiten, erklären (v.l.n.r.) Michael Binder (Medizinscher Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes), Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Georg Semler (Aufsichtsratsvorsitzender der Rudolfinerhaus Privatklinik) und Christian Sebesta (Leiter der Abteilung für Innere Medizin an der Klinik Floridsdorf).
Früher als gedacht konnte der Wiener Gesundheitsverbund die Warteliste auf verschobene Operationen abarbeiten, erklären (v.l.n.r.) Michael Binder (Medizinscher Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes), Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Georg Semler (Aufsichtsratsvorsitzender der Rudolfinerhaus Privatklinik) und Christian Sebesta (Leiter der Abteilung für Innere Medizin an der Klinik Floridsdorf).
PID/David Bohmann

Rund 2.000 Operationen mussten im Frühjahr wegen der Coronapandemie verschoben werden. Dies diente dem Ziel, dringend gebrauchte Ressourcen freizuhalten und Menschen, die nicht unbedingt ins Krankenhaus mussten, zu Hause zu lassen. Nun wurde die Liste wie geplant abgearbeitet, zwei Wochen früher als geplant.

Das heißt aber nicht, dass bereits alle betroffenen Patienten auch wirklich schon unter dem Messer waren. Bisher wurden 1.830 verschobene Operationen in städtischen Krankenhäusern (darunter auch das AKH) und in Privatspitälern nachgeholt. Die restlichen 170 Operationen werden im Herbst, spätestens aber noch heuer durchgeführt. Laut einem Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) geschehe das zum Großteil deshalb so, weil die Patienten keinen OP-Termin im Sommer haben wollten.

"Wien hat die Nagelprobe der COVID-19-Pandemie sehr gut bestanden. Das Wiener Gesundheitssystem hat in den vergangenen fünf Monaten seine Leistungsfähigkeit und Krisenfestigkeit unter Beweis gestellt. Nach nur wenigen Wochen konnten nun auch die rund 2.000 COVID-19-bedingt verschobenen, planbaren Operationen abgearbeitet werden", zeigte sich heute, Montag, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erfreut. Gemeinsam mit Vertretern des Wiener Gesundheitsverbund und der Rudolfinerhaus Privatklinik zog er eine erste COVID-19-Bilanz für Wien.

Das Wiener Gesundheitssystem hat Krisenfestigkeit bewiesen

Die COVID-19-Pandemie habe das Wiener Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt. Angesichts der erschreckenden Bilder aus Norditalien, die ab Februar die Medienberichterstattung in Österreich bestimmten, war die Herausforderung für die Stadt klar: "Die Aufgabe war es, rasch aus den Erkenntnissen unserer italienischen Nachbarn die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Wienerinnen und Wiener vor dem damals völlig unbekannten Virus bestmöglich zu schützen. Von Anfang an war klar: Unsere Spitäler sind unsere wertvollste Ressource und sie müssen wir ebenso schützen", so Hacker.

Video: Stadt Wien

In einem gemeinsamen Schulterschluss und Kraftakt aller Beteiligten und mit einer klaren Strategie sei es gelungen, die Wiener gut durch die Pandemie zu führen. "Ich bin stolz auf unser Gesundheitssystem in Wien, das gerade in den vergangenen fünf Monaten seine Leistungsfähigkeit und Krisenfestigkeit unter Beweis gestellt hat, so Hacker.

Heimquarantäne als "Schlüssel zum Erfolg"

Schlüssel zum Erfolg sei es gewesen, die Spitäler und Pflegeeinrichtungen der Stadt vor COVID-19 zu schützen. Das wurde durch die Strategie der Heimquarantäne erreicht. "Wir haben von Beginn alle COVID-19-Erkrankten mit leichtem Krankheitsverlauf zu Hause versorgt. So konnten wir das Virus von den am meisten gefährdeten Risikogruppen – den Patientinnen und Patienten in unseren Spitälern und den Bewohnerinnen und Bewohnern in den Pflegewohnhäusern – fernhalten", betont der Stadtrat. 

Akutversorgung gewährleistet, OP-Rückstau nun abgearbeitet

Wegen der Coronakrise wurde der Zutritt zu den Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes ab Mitte März eingeschränkt. "Wenn die Maßnahmen auch einschneidend waren, sie waren erfolgreich. Wir haben auch am Höhepunkt der Pandemie – also in den Monaten März und April – rund 15.000 Operationen durchgeführt. Und nach nur sechs Wochen der Einschränkungen konnten wir den OP-Betrieb schrittweise wieder in Richtung Normalzustand hochfahren. Mit Unterstützung privater Spitalsbetreiber ist es uns gelungen, die rund 2.000 verschobenen planbaren Eingriffe bereits vorzeitig abzuarbeiten", erklärt Michael Binder, Medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes.

Knapp 40 Betten wurden alleine im Rudolfinerhaus, Wiens ältester Privatklinik, für PatientInnen des Wiener Gesundheitsverbundes zur Verfügung gestellt, um aufgeschobene geplante Eingriffe und Behandlungen – etwa in den Bereichen Kardiologie über Orthopädie bis hin zur Neurologie – nachzuholen.

Wien auf möglichen erneuten Corona-Anstieg "bestens vorbereitet", Zugangsbeschränkungen bleiben aufrecht

Die akribische Vorbereitung auf die COVID-19-Pandemie habe sich in den vergangenen Monaten bewährt. "Wir haben den Zeitvorsprung, den wir vor den italienischen Kolleginnen und Kollegen hatten, genutzt. Und zwar zur Schaffung der nötigen Versorgungskapazitäten, zur Vorbereitung unseres Personals, zum Auffüllen unseres Pandemielagers mit den notwendigen Arzneimitteln und der persönlichen Schutzausrüstung sowie zur Bereitstellung von ausreichend COVID-19-Tests in unseren Labors", so Binder. Die bisherigen Erfahrungen fließen in die Vorbereitung auf eine mögliche zweite COVID-19-Welle ein.

Man habe viel aus den letzten Wochen und Monaten gelernt und sei auf einen möglichen neuerlichen Anstieg der Infektionszahlen vorbetreitet. "Bis heute haben wir in unseren Kliniken rund 880 teils schwer COVID-19-Erkrankte behandelt. Die Kolleginnen und Kollegen haben große Fortschritte in der Therapie gemacht. Sie arbeiten intensiv an Medikamenten-Studien mit. Eine zweite Welle würde uns also gut vorbereitet treffen", so Binder. Die Pandemie sei aber noch nicht vorbei, "ein Infektionscluster in einem Pflegewohnhaus in Wien Liesing mit mehreren COVID-19-Toten führte uns das vergangene Woche vor Augen. Darum bitten wir die Wienerinnen und Wiener auch um Verständnis dafür, dass wir auf absehbare Zeit auch weiterhin den Zutritt zu unseren Einrichtungen einschränken und kontrollieren müssen – zum Schutz besonders gefährdeter Personengruppen", betont Binder.