Wildtiere

Coronavirus kursiert erneut in Pelzfarm 

Erst letzte Woche musste ein niederländischer Schlachthof wegen neuer Covid-19-Fälle schließen. Nun meldet die vierte Pelzfarm einen positiven Fall. 

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Erneut Coronavirus in niederländischer Pelzfarm nachgewiesen. Tierschutzorganisationen fordern Schließung.
Erneut Coronavirus in niederländischer Pelzfarm nachgewiesen. Tierschutzorganisationen fordern Schließung.
Tiere: Picturedesk/APA, Virus: iStock

Laut mehreren Medienberichten soll sich in einer Pelzfarm in den Niederlanden erneut ein Mitarbeiter mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Das ist nun offiziell die vierte niederländische Pelzfarm, in der Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde. Erst Ende April wurde das neuartige Coronavirus bei Nerzen gefunden, die in niederländischen Pelzfarmen gezüchtet werden. Einige der Tiere zeigten dort ähnliche Symptome einer Covid-19-Erkrankung wie Menschen. Das niederländische Landwirtschaftministerium ging zum damaligen Zeitpunkt davon aus, dass das Virus von infizierten Mitarbeitern auf die Tiere übertragen wurde. 

"Höchstwahrscheinlich" steckte Mitarbeiter sich bei Nerz an

Nun steht allerdings der Verdacht im Raum, dass sich zumindest einer der infizierten Pelzfarm-Mitarbeiter bei einem der Nerze in der Pelzfarm mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben könnte - und nicht umgekehrt. Das niederländische Gesundheitsministerium hält diese Möglichkeit in einem Statement nach derzeitigen Untersuchungen für "höchstwahrscheinlich". Zu 100 % gesichert ist diese Annahme allerdings bislang nicht. Es wäre theoretisch ebenso denkbar, dass sich sowohl der Mitarbeiter als auch der Nerz bei einem Menschen angesteckt haben, der bisher nicht untersucht wurde. 

Stammt das neuartige Coronavirus ursprünglich von Pelzfarmen?

Virologe Christian Drosten spekulierte kürzlich gegenüber „The Guardian", dass die Corona-Pandemie eher auf einer Pelzfarm in China ihren Ursprung nahm und nicht, wie bisher vermutet, auf einem Wildtiermarkt (in Wuhan). Auch Marderhunde können das Virus in sich tragen - für die Tiere ist das Virus allerdings nicht tödlich. Marderhunde werden im großen Stil unter anderem in China auf Farmen gezüchtet. Ihr Fell wird in die ganze Welt exportiert. Weitere Pelzfarm-Hotspots sind Polen oder Dänemark. Wie es auf einer Pelzfarm zugeht, sieht du in diesen Undercover-Aufnahmen. 

Tierschützer fordern Importstopp und Pelzfarm-Verbot

In den Niederlanden gibt es aktuell rund 150 Pelzfarmen, viele davon befinden sich nahe der Grenze zu Deutschland. Nach Angaben der niederländischen Nachrichtenagentur "ANP" erklärte Landwirtschaftsministerin Carola Schouten vergangenen Mittwoch, Pelzfarm-Betreiber dazu bewegen zu wollen, früher als geplant zu schließen. Denn unabhängig von Covid-19 müssen alle niederländischen Pelzfarmen nach einem Beschluss des Obersten Gerichtshofes ihren Betrieb bis spätestens 2024 einstellen. Erreichen will Schouten die frühzeitigen Schließungen mit attraktiven Subventionen. 

In Österreich wurden Pelzfarmen nach enormen Anstrengungen von Tierschutzorganisation wie dem "Verein gegen Tierfabriken" 1998 gesetzlich verboten. Das Verbot hatte jedoch Einfluss auf unsere Nachbarländer, wie Tschechien oder die Slowakei. Pelzfarm-Betreiber wichen in ebendiese Länder aus und produzierten dort weiter. Um eine solche Verschiebung in Zukunft zu verhindern, fordern Tierschutzorganisationen weltweit ein Importverbot und Verkaufsverbot von Pelzprodukten, sowie die Schließung aller Pelzfarmen.

"Pelzfarmen müssen nicht nur aus Tierschutzsicht verboten werden, sondern auch, um die Entwicklung und Ausbreitung von gefährlichen Zoonosen, wie aktuell COVID-19, zu stoppen" 

, so Thomas Pietsch, Wildtierexperte bei Vier Pfoten.