Kämpfte in der Ukraine

Cousin von US-Vize: "Wir sind Putins nützliche Idioten"

Nate Vance kämpfte fast drei Jahre in der Ukraine gegen Russland. Die Haltung des Vizepräsidenten enttäuscht ihn nun maßlos.
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11.03.2025, 11:31
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Nate Vance (47), Cousin des US-Vizepräsidenten JD Vance, diente fast drei Jahre lang in einer ukrainischen Eliteeinheit. Den "böswilligen Hinterhalt" vom 28. Februar, in den der US-Präsident und sein Vize den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus lockten, hat er nun scharf verurteilt: Er glaube, dass sein sieben Jahre jüngerer Verwandter vom Kreml als Werkzeug benutzt werde, sagte er in einem Interview mit dem "Figaro".

"Donald Trump und mein Cousin glauben offenbar, dass sie Wladimir Putin für sich einnehmen können. Sie liegen falsch", sagt der Mann aus San Antonio, Texas. "Wir sind seine nützlichen Idioten." Die Russen würden "unsere Unterstützung für die Ukraine wahrscheinlich nicht vergessen", glaubt Vance.

Fünf Treffer aus 800 Metern Entfernung

Der Hüne, der sich selbst als "Republikaner durch und durch" bezeichnet und eine jahrelange Karriere in einem Ölkonzern hatte, war 2022 nach Ausbruch des Krieges "aus Interesse" nach Lwiw in die Ukraine gereist. Obwohl seine Militärzeit nicht lange zurücklag – Nate Vance diente von 2018 bis 2022 bei den Marines – schloss er sich nach der Begegnung mit einem britischen Kämpfer dem Bataillon "Da Vinci Wolves" an.

Trotz seines Alters erwarb sich der Ex-Elitesoldat rasch den Respekt seiner jüngeren Kameraden. "Am ersten Tag gingen wir zum Schießstand. Er nahm eine einfache Kalaschnikow ohne Zielfernrohr und postierte sich 800 Meter vom Ziel entfernt. Alle haben ihn ausgelacht. Als er das Metallziel fünfmal hintereinander traf, hörte das Lachen auf", berichtet ein ehemaliger Mitkämpfer.

"Hätten fünfzehnmal sterben sollen"

Bis 2025 blieb er in der Einheit, der er seine Erfahrung weitergab, und kämpfte in Kupjansk, Bachmut, Pokrowsk und Awdijiwka. Die Missionen waren im Lauf der Monate immer heikler geworden: "Fünfzehnmal hätten wir sterben sollen – fünfzehnmal sind wir damit durchgekommen", erzählt ein Mitkämpfer.

Doch als sein Cousin – JDs Mutter Beverly ist die Schwester von Nates Vater James – US-Vizepräsident wurde, kehrte er in die USA zurück: "Ich konnte es nicht riskieren, gefangengenommen zu werden", sagt er. Seither reist er in einem Wohnmobil kreuz und quer durch den Westen der USA.

"Ich dachte, ich würde ersticken"

Er habe mehrfach versucht, seinen Cousin zu kontaktieren, sagt Nate Vance: "Einen US-Senator aus der Ukraine zu erreichen, ist nicht einfach. Ich habe Nachrichten in seinem Büro hinterlassen. Aber er hat sich nie gemeldet." Grundsätzlich versteht er sich mit seinem Cousin gut: "Er ist ein netter und intelligenter Kerl", sagt Nate über JD. "Als er die Hilfe für die Ukraine kritisierte, dachte ich mir zunächst: Er tut das nur, um einer bestimmten Wählerschaft zu gefallen."

Aber was er Selenski im Oval Office angetan habe sei "absolut bösartig" gewesen. "Ich dachte, ich würde ersticken", so Nate Vance. "Ich hätte ihm die Wahrheit sagen können", meint er weiter. Doch offenbar habe es JD nicht interessiert. Das ändert allerdings an seiner eigenen Haltung nichts: "Ich hoffe, dass ich die Ukraine auch weiterhin auf andere Weise verteidigen kann, das ist wirklich nötig."

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