Gesundheit

Corona überlebt, doch davon erholen sich manche nie

Die Covid-19-Langzeitfolgen nehmen immer größere Ausmaße an. Vor allem das Chronische Fatigue Syndrom ist ab einem gewissen Alter nicht mehr heilbar.

Christine Scharfetter
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Eine Krankenschwester kümmert sich um einen Patienten auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Niederösterreich. (Symbolbild)
Eine Krankenschwester kümmert sich um einen Patienten auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Niederösterreich. (Symbolbild)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Der kleinste Handgriff wird zur größten Anstrengung, sie fühlen sich niedergeschlagen, verlassen das Bett nicht, können nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen und vergessen sogar Wörter oder mit wem sie vor einer Stunde telefoniert haben: Die Langzeitfolgen von Covid-19, die über sechs Monate nach einer Infektion mit dem Virus immer noch anhalten, werden zu einem immer größeren gesellschaftlichen Problem. Darunter das sogenannte Chronische Fatigue Syndrom (CFS).

Die deutsche Ärztin Carmen Scheibenbogen erforscht diese krankhafte Erschöpfung seit Jahren und berichtet im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" von einem stetigen Anstieg der Fälle im Berliner Charité: "Allein in den vergangenen Wochen haben sich mehr als 200 Menschen gemeldet, die sich vor einem halben Jahr infiziert haben und nun einen Termin möchten."

Leben von Sozialhilfe

Schon vor Covid-19 gab es etwa 250.000 chronisch an CFS erkrankte Menschen in Deutschland. "Etwa die Hälfte von ihnen ist so krank, dass sie nicht mehr arbeiten kann. Viele können sich auch nicht mehr richtig um ihre Familie kümmern." Wenn diese Menschen Pech haben, dann würden sie nicht einmal eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommen und müssten von Sozialhilfe leben, so Scheibenbogen. "Durch Covid-19 nimmt das Problem jetzt nochmal deutlich zu."

90 Prozent werden nie wieder gesund

Gezielte Therapie gebe es derzeit nicht. "Wir können uns nur auf die Symptome konzentrieren." In erster Linie gehe es aber darum, eine Überlastung zu vermeiden und den Betroffenen Techniken zur Stressbewältigung beizubringen. Auch die begleitenden Beschwerden, wie extreme Schlafstörungen oder Schmerzen können man problemlos behandeln. "Damit beruhigt sich bei vielen die Erkrankung, aber sie bleibt leider bei den meisten chronisch."

Die Heilungschancen seien unterschiedlich: "Bisher gilt: Je jünger die Menschen, desto besser die Heilungschancen. Wenn CFS zum Beispiel nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus auftritt, werden etwa zwei Drittel der Jüngeren wieder gesund. Allerdings kann das oft Jahre dauern, manchmal sogar bis zu zehn Jahre."

Bei Älteren sei die Hoffnung auf eine Heilung hingegen äußerst gering. "Neunzig Prozent bleiben wahrscheinlich krank."