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Crew von Identitären-Schiff mittellos gestrandet

Die rechtsextremen "Identitären" hatten im Sommer ein Schiff gechartert um die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer zu verhindern.

Heute Redaktion
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Mit großen Worten hatten Rechtsextreme aus Deutschland, Frankreich und Italien im Sommer angekündigt, Seenotretter im Mittelmeer blockieren zu wollen. "Defend Europe" nannten sie ihre Aktion, die sie über Crowdfunding finanzierten.

Das eigens dafür gecharterte Schiff "C-Star" durfte nun aus humanitären Gründen in Barcelona anlegen. Die rechtsextremen Aktivisten sind längst nicht mehr an Bord, dafür eine mittellose Crew aus Sri Lanka in schlechtem gesundheitlichen Zustand.

Crew ohne Geld, Treibstoff, Essen und Wasser

Laut dem Roten Kreuz wurde die Crew nicht bezahlt und hatte kein Geld, um Treibstoff, Essen oder Wasser zu kaufen, berichtet die deutsche Tageszeitung "taz". Deshalb durfte das Schiff aus humanitären Gründen Anfang Oktober in Barcelona anlegen, die Besatzung wird seitdem vom Roten Kreuz versorgt.

Die Crewmitglieder seien erschöpft und hätten den Wunsch geäußert an Land zu gehen, um heimzukehren. Die internationalen Transportarbeiter-Gewerkschaft ITF betreut die insgesamt acht Besatzungsmitglieder.

Gewerkschaft: "Eine Farce"

Ein Sprecher der ITF kritisierte die Rechtsextremen: "Diese sogenannte Mission begann als Farce, lief wie eine Farce ab und nun ist sie als Farce geendet." Die rechten Aktivisten hätten die Crew im Stich gelassen, die nun von den Organisationen versorgt würden, die "Defend Europe" kritisieren wollte.

Identitären-Chef: "Mainstream-Medien sind schuld"

Martin Sellner, Chef der österreichischen "Identitären", widerspricht dem auf Twitter: "Wir haben sie nicht im Stich gelassen. Wir haben nach Ende unserer bezahlten Charter das Schiff verlassen." Die Schuld an dem Fiasko gibt er den "Mainstream-Medien" und fragt etwas beleidigt: "Hätten wir ihnen zuliebe an Bord bleiben sollen um uns weiter boykottieren zu lassen?"

Möglicherweise hat auch der Schiffsbesitzer das bezahlte Geld nicht an die Crew weitergeleitet. Recherchen des antirassistischen Portals "Hope Not Hate" zufolge, wurde der Schiffsbesitzer Sven Tomas Egerstrom 2002 in Schweden wegen Betrugs verurteilt und verbrachte zwei Jahre in Haft.

Fiasko in mehreren Teilen

Die "Mission" der "Identitären" stellte sich von Anfang an als Fiasko heraus. Der Beginn verzögerte sich bereits in Zypern, weil der Kapitän des gecharterten Schiffes "C-Star" wegen Menschenschmuggel festgenommen wurde.

Endlich auf See musste die "C-Star" einen Notruf wegen eines technischen Gebrechens absenden. Ausgerechnet die ehrenamtlichen Seenotretter, die die Rechtsextremen blockieren wollten, kamen ihnen zu Hilfe.

Zuletzt verweigerten die libyschen Behörden der "C-Star" die Erlaubnis anzulegen. Nach knapp einer Woche gingen die "Identitären" auch schon wieder an Land. Die rechtsextremen Aktivisten feiern ihre "Mission" trotzdem als "vollen Erfolg". (red)