Zum zweiten Gerichtstermin am Landesgericht Wr. Neustadt wurde "Currywurstmann" Chris Töpperwien (50) von seiner Mutter begleitet. Der schillernde "Goodbye Deutschland"-Star ging voran, sagte er sei "positiv". Die tapfere Mama musste im Zuschauerraum zwischen der versammelten Presse Platz nehmen.
Vor dem Saal war noch Zeit für ein Selfie mit Journalisten, drinnen wirkte der 50-Jährige im mausgrauen Anzug von der vorangegangenen Verhandlung dann doch gezeichnet: "Ich habe aufgrund des vielen Hasses viel Frohsinn verloren. Ich habe immer gedacht, dass wir ein super Team sind damals. Die Weihnachtsfeier vor meiner fristlosen Entlassung war ein wunderbarer Abend – für mich ist das alles nicht fassbar", jammerte Töpperwien gleich zu Beginn über die Geschehnisse, die schließlich zu seiner Verhaftung vor zwei Monaten am Flughafen (wir berichteten) führten.
Der Grund: Zwischen Oktober 2021 und November 2021 soll der Selfmade-Mann und USA-Auswanderer als Kurzzeit-Geschäftsführer eines niederösterreichischen Grillhändlers Tausende Euro aus Firmenbesitz für private Zwecke verwendet haben – er bestreitet.
Die Staatsanwaltschaft grillte den Grillmeister richtiggehend und warf ihm vor, insgesamt 18 Mal im Baumarkt und auf Amazon mit der Firmenkreditkarte unerlaubterweise eingekauft zu haben – etwa Gartenschlauch (79 Euro), Waschtischplatten und Rollo-Rotoren um 429 Euro statt für die Firma für sein Privathaus in Bad Erlach (NÖ) angeschafft zu haben.
Der schwerste Vorwurf: Töpperwien soll Firmengeld auf ein amerikanisches Konto seiner Frau geleitet haben – laut Töpperwien für ausgemachte Auftritte in werblichen Insta-Storys. Insgesamt seien so 10.000 Euro Schaden entstanden.
Töpperwien hatte am ersten Verhandlungstag abwechselnd von Missverständnissen, Versehen, von Schlampigkeiten gesprochen oder eine bewusste Verleumdung seiner Ex-Chefs in den Raum gestellt.
„Ich war von den Socken. Das war das Ende der Freundschaft. Wir wussten, dass wir betrogen wurden“Ex-Chef von Töpperwienvor Gericht
Am Montag warf der Ex-Chef (61) den Angeklagten in die Pfanne: Laut dem 61-Jährigen hätte die damalige Freundin und spätere Ehefrau von Töpperwien, die Wienerin Nicole (31), nie Geld von der Firma bekommen sollen. "Wir haben uns bewusst gegen Beziehungen in der Firma ausgesprochen. Sie war nicht bei uns angestellt", sagte der Zeuge. Einen Geldtransfer zu ihr hätte er nie zugelassen. Als er davon erfuhr, war er "völlig von den Socken": – "Das war das Ende der Freundschaft. Danach wusste ich, dass wir betrogen wurden", so der Ex-Chef – Rumms, das saß.
Töpperwien hingegen behauptete, alles sei bei einem Treffen im Haus des Chefs besprochen worden – bei mehreren Flaschen Bier. "Vielleicht kann er sich wegen des getrunkenen Kölschs nicht erinnern", mutmaßte er. Das Urteil wird noch am Montag erwartet. Die Unschuldsvermutung gilt.