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Dan Brown "Origin": Zäher Weg zur Rettung der Welt

Mit angehaltenem Atem warteten Fans auf Robert Langdons 5. Abenteuer. Das Warten hat sich nicht gelohnt.

Heute Redaktion
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Wie oft kann man die Welt retten bevor es fad wird, wie oft kann uns Dan Brown schildern, dass jetzt etwas gaaaanz Schockierendes passiert, bevor man es ihm nicht mehr glaubt? Die Antwort lautet: Auf jeden Fall weniger als fünf Mal.

Damit fanden wir die Lösung auf die brennendste Frage des Herbstes rund 500 Seiten schneller als Star-Autor Dan Brown. Dessen von Millionen Fans heißgeliebter Harward-Professor Robert Langdon steckt im immer gleichen Trott fest.

Die Formel lautet:

Geheime Sekte, die etwas mit Katholizismus zu tun hat

(Freimaurer, Illuminaten und in diesem Fall Palmarianer)

+

unglaublich wunderschöne Frau mit Hirn (Wissenschafterin, letzte Nachkommin Christi und diesmal sogar der Doppel-Whopper: Direktorin des Guggenheim-Museums UND Verlobte des spanischen Thronfolgers)

+

Rätsel, das die Welt wie wir sie kennen in den Grundfesten erschüttert

(versteckte Antimaterie, die die Welt bedroht; der heilige Gral; die Frage nach dem Ursprung des Lebens)

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Ein Fall für Robert Langdon, der Uni-Professor, der so viel Zeit an seinem Arbeitsplatz verbringt wie Indiana Jones.

Es ist schwer, das Finden des Heiligen Grals (Band 2 der Robert-Langdon-Serie "The Da Vinci Code"/"Sakrileg") zu toppen. Dan Brown ist es in "Origin" wie befürchtet auch nicht gelungen. Immer wieder lässt der Autor seine Leser zappeln, kündigt ihnen Unglaubliches an - und wenn dann die überraschende Wende kommt, bringt sie einen zum Gähnen. Selbst die allerletzte Überraschung zeichnet sich schon hunderte Seiten vorher ab.

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Dan Brown, auch wenn seine immer gleichen Abenteuer ausgelutscht sind, ist ein guter Handwerker und Autor. Seine Drohung, zwölf Robert-Landon-Romane herausbringen zu wollen, lässt einen Fan der ersten Abenteuer trotzdem erschaudern.

Man kann nicht rundweg behaupten, dass "Origin" schlecht ist. Es stinkt nur im Vergleich zu Langdons ersten Abenteuern furchtbar ab. Wie immer ist es Brown jedoch großartig gelungen, Lust auf die beschriebenen Städte und die Kunst zu machen.

Tourismus-Highlights, die einen Besucheransturm erleben werden:

-) Barcelona und alles, was Antoni Gaudí jemanls gebaut hat, allem voran

-) die Sagrada Familia und die

-) Casa Milà sowie das

-) Barcelona Supercomputing Center, das

-) Guggenheim-Museum in Bilbao und das

-) Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen, wo sich Diktator Francisco Francos Grab befindet)

Übersetzungs-Fale: "Closet Christian" ist nicht "Klosett-Christ"

Eine extra Erwähnung ist noch die Übersetzung von "Origin" auf Deutsch wert. Es ist klar, dass Millionen Leser auf das Buch warteten, es auf 50 Sprachen erschien und deshalb von den Übersetzern unter Druck gearbeitet werden musste. Einige Dinge dürfen aber trotzdem nicht passieren. Ein "closet christian" ist jemand, der im Geheimen ein Christ ist, das jedoch niemandem - aus einem Gefühl der Scham heraus - verrät. Die Formulierung leitet sich von "to be in the closet" (=nicht geoutet sein) ab. In der deutschen Fassung von "Origin" wird der Ausdruck mit Klosett-Christ übersetzt. Im despektierlichen Österreichischen wäre das dann wohl ein "Scheißhäusl-Christ". Und damit hat ein "closet christian" sicher nichts zu tun.

Dan Brown wird übrigens seine einzige Lesung im deutschsprachigen Raum am Samstag, den 14.10. um 19 Uhr auf der Frankfurter Buchmesse geben.

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