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"Die Crew hätte den Tod verhindern können"

Heute Redaktion
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Seit dem 9. September wird Daniel Küblböck vermisst. Er sprang von Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Nun stellt sich die Frage: Hätte das Drama verhindert werden können?

Vergangenen Samstag hat das Kreuzfahrtschiff Aida Luna, von dem Sänger Daniel Küblböck in den Atlantik sprang, in New York sein Ziel erreicht. Seitdem berichten die Passagiere nach und nach, was wirklich während der Reise vorgefallen ist.

So auch Sebastian Kühner (45), der mit seiner Mutter Evelyn (73) auf dem Kreuzfahrtschiff Ferien machte und sieben Tage lang Tür an Tür mit dem ehemaligen "Deutschland sucht den Superstar"-Teilnehmer lebte.

"Wir trafen ihn gleich bei der Ausfahrt auf dem Balkon. Unsere Kajüten waren sogar durch eine Tür verbunden, die aber verriegelt war", sagt der Passagier zu "Bild". Seine Mutter und er kannten Küblböck nicht, der Sänger soll sich als Dana vorgestellt und großen Wert darauf gelegt haben, dass er als Frau wahrgenommen wird.

Küblböck führte Selbstgespräche

Eigentlich freuten sich Kühne und seine Mutter auf eine ruhige und erholsame Reise. Doch Küblböck ließ dies nicht zu. "Er sang in seiner Kabine, stieß spitze Schreie aus, führte Selbstgespräche mit weiblicher und männlicher Stimme. Meine Mutter sprach er mit 'Hallo Mutti' an. Etwas überdreht, aber noch in Ordnung", erklärt der selbstständige Lifecoach weiter.

Am 4. September soll die Situation dann eskaliert sein. Küblböck soll laut Kühner randaliert, geschrien und gegen die Verbindungstür getreten haben. "Wir machten uns Sorgen und verständigten die Crew." Es soll aber rund 20 Minuten gedauert haben, bis jemand kam.

Der Passagier wollte den Sänger anzeigen

"Ich habe zum General Manager und zum Hotel-Manager gesagt: 'Dieser Mann hat ernste psychische Problem und extreme Stimmungsschwankungen, das sieht nicht gut aus. Der ist depressiv'", erzählt Kühner der deutschen Zeitung weiter. Er wollte den Sänger sogar anzeigen. "Wenn jemand versucht, in deine Kabine einzubrechen, hört der Spaß auf."

Richtig helfen konnte dem Sänger aber niemand. Auch die Verlegung in die Notfallkabine, die direkt neben der Mannschaft liegt, habe nicht geholfen: "Die Aida-Crew war mit der Situation völlig überfordert."

"Ich liebe dich trotzdem – deine Tochter"

Und obwohl der Fall Daniel Küblböck schon genug Fragen aufwirft, ist nun auch ein Quittungsbeleg des 33-Jährigen aufgetaucht, auf dem er eine kurze Notiz verfasste. "Ich liebe dich trotzdem – deine Tochter", steht auf der Rückseite des Papiers. Allerdings sei nicht ganz klar, ob Daniel "deine" oder "meine" geschrieben hat.

Für Sebastian Kühne steht aber fest, dass die Aida-Besatzung schneller hätte eingreifen müssen. "Hätte die Crew reagiert, hätte der Tod verhindert werden können", so der Passagier.

Daniel Küblböck in Bildern:

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    Daniel Küblböck ist von Bord des Kreuzfahrtschiffes AIDAluna verschwunden.
    Daniel Küblböck ist von Bord des Kreuzfahrtschiffes AIDAluna verschwunden.
    (Bild: imago stock & people)

    Daniel sprach von Geschlechtsumwandlung

    Zum letzten Mal sah Kühne den Sänger am Abend des 7. September, wie er der Zeitung weiter erzählt. "Küblböck hatte glasige Augen, wirkte neben der Spur. Er hat sich entschuldigt und meinte, dass es ihm nicht gut geht. Und er erzählte, dass er eine Geschlechtsumwandlung machen wolle."

    Weniger als zwei Tage später sprang Daniel laut Berichten der Reederei von Deck 5 des Kreuzfahrtschiffes und wird seither vermisst. (kao/20 Minuten)