Gleiskörper unterschwemmt, Bahnhöfe überflutet, Stromleitungen unterbrochen: Die extremen Unwetter Mitte September haben auch bei der österreichischen Schieneninfrastruktur Spuren der Verwüstung hinterlassen. Der Bahnhof Tullnerfeld und der Atzenbrugger Tunnel zwischen Tullnerfeld und St. Pölten wurden vom Hochwasser besonders stark getroffen. Die Folge: Die neue Weststrecke war für drei Monate nicht benutzbar, Züge mussten auf die alte, viel schlechter ausgebaute Strecke ausweichen.
Fast auf den Tag genau drei Monate nach der Hochwasserkatastrophe im September ist die neue Weststrecke wieder ohne Einschränkungen befahrbar. Ab Sonntag, 15. Dezember, sind die Railjets wie vor dem Hochwasser wieder mit bis zu 230 km/h auf der neuen Weststrecke unterwegs und ermöglichen Fahrten zwischen Wien und St. Pölten in rund 20 Minuten, heißt es von den ÖBB am Freitag.
"Überall wurde abgepumpt, gereinigt, vermessen, begutachtet und repariert. Es ist heute wieder ein Freitag, der 13., aber diesmal ein Freudentag, denn wir dürfen die Wiedereröffnung der Weststrecke verkünden. Danke an die Fahrgäste für Ihre Geduld und ihr Verständnis. Und danke an die vielen Mitarbeiter:innen, die unermüdlich daran gearbeitet, dieses Weihnachtswunder wahr werden zu lassen", so ÖBB-Chef Andreas Matthä.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) freut sich über diese "überaus gute Nachricht für die Menschen und für die öffentliche Mobilität in Österreich". Sie bedankt sich bei den ÖBB-Mitarbeitern "für ihren harten und oft schwierigen Arbeitseinsatz in den vergangenen Wochen" und bedankt sich für das Verständnis der betroffenen Fahrgäste "in der Zeit der Instandsetzung“.
NÖ-Landeshauptfrau-Stellvertreter und Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ) spricht von einer "riesigen Erleichterung": "Der Wiederaufbau der Infrastruktur in Niederösterreich läuft auf Hochtouren. Dazu zählt insbesondere die Wiedereröffnung der Weststrecke, die vor allem eines bedeutet: Die Rückkehr zur Normalität für die vielen Pendler, Schüler und Familien, die täglich auf diese wichtige Verbindung angewiesen sind."
➤unzählige Kubikmeter Wasser in drei Waschgängen abgepumpt und Schlamm abtransportiert
➤16 km Kabel für Stromversorgung (zum Beispiel Handlauf, Sicherungstechnik) ausgetauscht,
➤60 km Lichtwellenleiter-Fasern neu verlegt
➤4 km Handlauf für Notbeleuchtung erneuert
➤Brandmeldeanlagen, Notrufsäulen und Stromversorgung für Feuerwehr ersetzt
➤1,4 km Hochspannungsleitungen (10 KV-Leitung) ausgetauscht
➤Oberflächenentwässerung gereinigt und erneuert
➤Reparatur und Austausch diverser Komponenten an Weichen
➤Schienen geschliffen
➤Zugsicherungssysteme ETCS und PZB wiederhergestellt
➤GSM-R-Funk wiederhergestellt
➤Blaulichtfunk wiederhergestellt
➤Handy-Netz wiederhergestellt
Die Kosten für die Infrastrukturreparaturen werden sich im prognostizierten Rahmen von rund 100 Millionen Euro bewegen. Eine genaue Abrechnung wird es aber erst nach Abschluss aller Arbeiten im Sommer 2025 geben.
Die Fernverkehrszüge werden zwischen 12. Mai und 5. Juni 2025 wieder über die alte Weststrecke umgeleitet und die Fahrzeit verlängert sich in dieser Zeit um knapp 30 Minuten. Danach aber ist die Weststrecke fitter als je zuvor auch für neue Herausforderungen durch den Klimawandel.