Niederösterreich

"Mehr Jobs für Handwerker als für Philosophen"

Mit "Heute" sprach VP-Landesrat Jochen Danninger über Fachkräftemangel, den ganzjährigen Tourismus, Wirtschaftswachstum und das Sportland NÖ.

Teilen
Landesrat Jochen Danniger (VP)
Landesrat Jochen Danniger (VP)
NLK Monihart

"Heute": Werter Herr Landesrat, wir haben sehr viele Akademiker und einen Fachkräftemangel. Worin sehen Sie die Ursachen?

Jochen Danninger: Unsere Betriebe brauchen vor allem junge Menschen, die einen Lehrberuf erlernen wollen. Es gibt über 17.500 offene Stellen in Niederösterreich, darunter jedenfalls mehr Jobs für Handwerker als für Philosophen. Das Land hat dazu eine höchst erfolgreiche Lehrlingsoffensive, aber wir müssen unsere Überzeugungsarbeit weiter verstärken, hierbei sollten wir vor allem bei den Eltern ansetzen und ihnen vermitteln, wenn ihre Töchter und Söhne einen Lehrberuf – am besten im Bereich der Technik  erlernen – ist ihnen ein spannender Job mit guter Bezahlung in Niederösterreich eigentlich sicher.

"Heute": Wie steuern Sie und die Politik gegen diesen Mangel?

1/3
Gehe zur Galerie
    Landesrat Jochen Danninger über Betriebe, Tourismus und Sport
    Landesrat Jochen Danninger über Betriebe, Tourismus und Sport
    VPNÖ

    Jochen Danninger: Unsere Wirtschaft soll heuer und im kommenden Jahr um 4,3 Prozent wachsen, das ist der stärkste Anstieg seit Jahrzehnten. Die Betriebe brauchen jede Hand, die anpacken kann. Wir brauchen daher mehr Anreize für jene die arbeiten und höhere Abstriche für jene, die nicht wollen. Nur ein Beispiel: Aktuell können Arbeitslose knapp 480 Euro zum Arbeitslosengeld dazu verdienen. Da fehlt in vielen Branchen der Anreiz, einen Job anzunehmen.

    "Heute": Das heißt, im Jahr 2022 „nach Corona“ wird jetzt der Wirtschaftswachstumturbo gezündet?

    Jochen Danninger: Ja, wir starten schneller durch als andere Regionen Europas. Das liegt auch daran, weil unsere Betriebe konsequent auf Digitalisierung setzen. Wir können mit Recht behaupten: Niederösterreich kommt digitaler und innovativer aus dieser Krise.

    "Heute": Niederösterreich gilt immer mehr als beliebter Wirtschaftsstandort für Betriebe - woran liegt das?

    Jochen Danninger: Laut unserer Wirtschaftsagentur ecoplus wird vor allem die Lage im Herzen Europas und die Nähe zu den Ballungszentren Wien und Bratislava von vielen Betrieben geschätzt. Aber auch die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur ist unverzichtbar. Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in unserem Land sind untrennbar mit einem gut ausgebauten Straßennetz und dem Flughafen Wien verbunden.

    "Heute": Ski fahren wird immer teurer, Schnee ist fast schon Mangelware. Wird NÖ noch mehr auf den Sommertourismus setzen?

    Jochen Danninger: Wir setzen auf ganzjährigen Tourismus, wir haben für alle Jahreszeiten attraktive Angebote. Bei der Zipline Annaberg oder den Bike-Trails in St. Corona am Wechsel sind wir vom Frühjahr bis in den Herbst sehr gut besucht. Technische Beschneiung gehört im Skitourismus dazu, da wollen wir gerade Familien ein gutes Angebot in Niederösterreichs Bergen machen.

    "Heute": Werden wir heuer eine Skisaison ohne Einschränkungen erleben?

    Jochen Danninger: Kanzler Kurz hat klar gesagt: Einschränkungen soll es nur mehr für Ungeimpfte geben. Gleichzeitig haben wir als Familienskiland traditionell keinen Bedarf an wilden Apréski-Partys. Und der Wirthausbesuch ist schon heute, im Gegensatz zu Garagen-Partys während der Lockdowns, kein Infektionstreiber.

    "Heute": Olympiasieger aus NÖ; Grand-Slam-Sieger aus NÖ - wie wird dieser Boom jetzt genützt?

    Jochen Danninger: Vorbilder sind gerade im Sport sehr wichtig. Daher wollen wir unsere Olympiamedaillen-Gewinnerinnen Anna Kiesenhofer und Michaela Polleres als Vorbilder und Motor für den Breitensport nutzen. Bei unseren Projekten „Kick it like Nina“ oder „Athletic Girls“ tun wir das bereits mit großem Erfolg. Dass der Sport jungen Menschen viel geben kann, sehe ich bei meinen Töchtern im Teenager-Alter und versuche ihnen deshalb einen sportlichen Lebensstil vorzuleben.

    "Heute": Im Fußball schaut es - mit dem Vorzeigeclub SKN - nicht so rosig aus. Ihre Einschätzung?

    Jochen Danniger: Der SKN hatte einen mäßigen Start in die Saison, feierte aber vor gut einer Woche den ersten Saisonsieg und kommt nun hoffentlich in Fahrt. Die Admira, Horn und Amstetten sind hingegen sehr gut unterwegs. Der blau-gelbe Fußball braucht sich also nicht zu verstecken.

    1/64
    Gehe zur Galerie
      <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
      26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
      Denise Auer, Helmut Graf