Wirtschaft

Darum sparen sich Österreichs Banken die Sparzinsen

Eine Leitzinserhöhung jagt die nächste, Kredite wurden teurer. Trotzdem zahlen Banken teils immer noch Minizinsen. Warum? Sie sitzen auf zu viel Geld.

Wolfgang Bartosch
Kredite deutlich teurer, aber fürs Ersparte gibt’s oft nur ein Almosen.
Kredite deutlich teurer, aber fürs Ersparte gibt’s oft nur ein Almosen.
Getty Images/iStockphoto

Am Montag hat's Österreichs Nationalbank (OeNB) amtlich gemacht: Die Zinsen für Kredite und gebundene Spareinlagen sind mittlerweile auf den höchsten Wert seit über zehn Jahren gestiegen. Grund ist die starke Anhebung des EZB-Leitzinssatzes auf mittlerweile 3,5 Prozent. Das soll die ausufernde Inflation (lag bei uns im Februar bei 10,9 Prozent!) bremsen. Die OeNB-Analyse im Detail – und warum Sparer weiter tapfer bleiben müssen:

Für Kredite zahlt man im Schnitt schon vier Prozent

Kredite: Die Zinsen fürs Ausborgen sind im Schnitt im Jahresabstand (die OeNB vergleicht in ihrer Analyse Jänner 2022 mit Jänner 2023) von 1,6 Prozent auf zuletzt 3,95 Prozent gestiegen. Konkret haben sich neue Wohnbaukredite von 1,18 Prozent auf 3,33 Prozent verteuert. Für Konsumkredite (die sind in der Regel unbesichert) beträgt der "Risikoaufschlag" der Banken bereits 8,02 Prozent – nach 5,83 Prozent vor einem Jahr. Was sich als Folge der starken Zinserhöhung auch abzeichnet: Die Österreicher trauen sich immer seltener. Allein im 2. Halbjahr wurden nur noch Neukredite im Volumen von 9,2 Milliarden Euro vergeben, im Halbjahresvergleich ein Minus von 41 Prozent.

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    Nur Mini-Zinsplus bei täglich fälligen Einlagen

    Sparzinsen: Die betrugen im heurigen Jänner laut OeNB durchschnittlich 2,03 Prozent (2022: 0,2 Prozent) – allerdings nur für auf Jahre gebundene Einlagen. Bei den täglich fälligen Ersparnissen sind die Zinsen hingegen nur von gar nix auf fast ebenso magere 0,29 Prozent gestiegen. Dabei ist das sogenannte Tagesgeld die mit Abstand beliebteste Sparform in Österreich. Rund 213 von 799 Milliarden Euro an Geldvermögen waren laut OeNB im 1. Halbjahr 2022 so veranlagt. Gebundene Einlagen kamen auf gerade einmal 91 Milliarden.

    Banken werden Geld nicht los

    Warum gibt’s so wenig fürs Ersparte? Ganz einfach – Kredite haben sich verteuert, immer weniger Österreicher wollen einen. Laut Martin Spona, Finanzprofi des Vergleichsportals durchblicker.at, sitzen deshalb Banken auf zu viel Geld, das im Moment aber keiner (mehr) braucht. Sparer, also Menschen, die frisches Geld bringen, sind darum wenig erwünscht. Zum Teil gibt’s aus diesem Grund auch Sparbücher bzw. Sparkonten nur noch für Bestandskunden.

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