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Darum wagt es niemand, Joe Biden als Sieger zu küren

Seit Monaten führt Joe Biden in den Umfragen zur US-Präsidentschaftswahl vor Präsident Donald Trump. Gewonnen hat er noch lange nicht.

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Biden liegt in Umfragen vor Trump.
Biden liegt in Umfragen vor Trump.
MANDEL NGAN / AFP / picturedesk.com

Es schien alles sonnenklar zu sein. Praktisch alle Umfragen zur US-Präsidentschaftswahl 2016 sahen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton als Siegerin. Doch dann kam am Wahltag die dicke Überraschung: Der Republikaner Donald Trump machte das Rennen. Clinton holte zwar national 2,8 Millionen Wählerstimmen mehr. Trump allerdings vereinte mit 304 deutlich mehr Wahlmännerstimmen auf sich als Clinton mit 227.

Dass in den USA der Präsident nicht direkt vom Volk, sondern von den Wahlmännern der einzelnen Bundesstaaten (siehe Box unten) gewählt wird, machte dieses eher seltene Ergebnis möglich. In der Geschichte der USA wurden bisher nur fünf Kandidaten Präsident, obwohl sie weniger Wählerstimmen als ihr Konkurrent geholt hatten. Und auch bei den aktuellen Wahlen ist ein solches Szenario denkbar.

Biden liegt vorn

Im Durchschnitt der Umfragen liegt Joe Biden bei den Wählerstimmen derzeit zwischen 7 und 8 Prozentpunkte vor Donald Trump. Über die ganze Nation gesehen dürfte dieser Umfragewert ziemlich genau stimmen. Im Rückblick haben sich die Umfragen zur Verteilung der Wählerstimmen als sehr präzise erwiesen. So betrug Clintons Vorsprung 2016 2 Prozentpunkte, während die Umfragen sie mit durchschnittlich 3 Prozentpunkten vorne gesehen hatten, wie das Meinungsforschungsinstitut Pews Research Center schreibt.

Ein ganz anderes Bild zeigte sich damals bei den Wahlmännerstimmen. Da schätzten die Meinungsforscher die Lage in Staaten wie etwa Pennsylvania, Michigan oder Wisconsin komplett falsch ein. Die Umfragen sahen Clinton vorne, gewonnen hat am Ende Trump. Auch aktuell weisen viele Umfragen in diesen und anderen für die Wahl entscheidenden sogenannten Swing States einen Vorsprung für den demokratischen Kandidaten Biden aus. Wiederholt sich also das Umfragedebakel von 2020?

Haben die Meinungsforscher dazugelernt?

Ausgeschlossen ist das nicht. Dennoch dürften die Umfragewerte in diesem Jahr auch bei den Wahlmännerstimmen präziser sein als vor vier Jahren. Das liegt einerseits daran, dass die Umfrageinstitute aus ihren Fehlern gelernt haben. So wurden etwa beim letzten Mal in vielen vermeintlich klaren Staaten schlicht zu wenig qualitativ hochwertige Umfragen durchgeführt. Das hat sich geändert.

Bessere Gewichtung der Umfrageergebnisse

Zudem wurden die Umfragen 2016 zwar gewichtet, um den traditionell hohen Anteil von gut ausgebildeten, die Demokraten wählenden männlichen Teilnehmern mittleren Alters auszugleichen. Doch wurden dabei oft nur die Faktoren Alter, Hautfarbe und Geschlecht berücksichtigt. Renommierte Meinungsforscher berücksichtigen bei der Gewichtung der Umfragen nun acht bis zwölf Faktoren, darunter etwa die Bildung. Die Umfragen dürften damit präziser ausfallen als 2016.

Auch ist ein Unsicherheitsfaktor deutlich kleiner als damals: Die unentschlossenen Wähler. Viel mehr Wähler haben für sich bereits entschieden, ob sie zu Trump halten oder Biden wählen – wenn auch nur, um vier weitere Jahre Trump zu verhindern. Darauf deutet auch der seit Monaten beständige deutliche Vorsprung Bidens hin. Es wird davon ausgegangen, dass lediglich 3 bis 4 Prozent der Wähler noch unentschlossen sind, verglichen mit 10 Prozent im Jahr 2016. Experten werten dies als Zeichen dafür, dass die Chance auf eine Überraschung am Wahltag dieses Mal kleiner ist.

Es wird eng

Trotzdem, für bare Münze nimmt die Umfragen kaum jemand. Auch nicht Alexander H. Trechsel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Luzern. Auf die Frage, ob er den nationalen Umfragen traue, antwortete er: "Nein. Die Umfragen haben grundsätzlich für enge Rennen zu hohe Fehlerquoten. Das sieht man gerade in den Swing States, in denen die Umfragen einiges weniger deutlich ausfallen als auf der nationalen Ebene." Er erwartet  auch ein enges Rennen. "Knapp wird es in den Swing States wie Florida, Ohio oder Pennsylvania. 2016 machten beispielsweise in Michigan mit immerhin 16 Elektorenstimmen nur gerade 13.000 Stimmen den Unterschied." Die Wahl bleibt also – trotz verbesserter Umfragen – bis zum Schluss hochspannend.

So wird der Präsident gewählt
Der US-Präsident wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern durch 538 Wahlmänner und -frauen. Davon stellt jeder Bundesstaat nach Bevölkerungsgröße eine bestimmte Anzahl. Der Kandidat mit den meisten Wählerstimmen im Bundesstaat verbucht sämtliche Wahlleute des Staates für sich. In Maine und Nebraska werden die Stimmen der Wahlleute nach Mehrheiten in den Wahlbezirken aufgeteilt. Der Gesamtsieger des Staates erhält zwei weitere Stimmen.
Die meisten Staaten sind seit Jahren entweder klar demokratisch oder republikanisch. In diesen Staaten wird es auch diesmal keine Änderungen geben. Deshalb richtet sich das Interesse auf die sogenannten Swing States, also Staaten, die in der Vergangenheit sowohl demokratisch als auch republikanisch gewählt haben. Hier wird die Wahl entschieden. Das sind Florida, Iowa, Michigan, North Carolina, Ohio, Pennsylvania und Wisconsin. Arizona war lange Zeit eine republikanische Hochburg, könnte aber diesmal demokratisch wählen. Schließlich besteht sogar die Möglichkeit, dass die republikanischen Hochburgen Texas und Georgia an die Demokraten gehen.

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com