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Darum will man, dass die Österreicher 5G fürchten

Glaubt man dem russischen Nachrichtensender RT America, so stehen wir kurz vor der 5G-Apokalypse.

Heute Redaktion
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5G soll Hirnturmore, Herzkrankheiten, Autismus und Alzheimer verursachen sowie zu Unfruchtbarkeit führen. Wenn es nach dem von der russischen Regierung kontrollierten TV-Sender RT America geht, dann gehört der neue Mobilfunkstandard sofort eingedämmt und verboten. Zur Begründung führt der in Washington ansässige Kreml-Sender ein Sammelsurium von Gesundheitsrisiken auf. Wissenschaftliche Beweise für die Behauptungen gibt es aber keine.

Doch warum will RT America dem Westen 5G vermiesen? Das liegt laut Experten daran, dass Russland beim 5G-Ausbau hinterherhinkt. In der Schweiz ist der schnelle Mobilfunkstandard seit dem 17. April verfügbar, in Österreich läuft 5G bereits in einigen Gemeinden. Auch Südkorea und einzelne Städte der USA haben 5G bereits in Betrieb genommen.

Mehr Daten mit weniger Strahlung

"Da Russland die deutlich schlechteren Karten im 5G-Wettkampf hat, versucht es auch, das schnelle Netz in ein schlechtes Licht zu rücken", sagt Ryan Fox, Chief Operating Officer des Technologieunternehmens New Knowledge, das Falschinformationen aufspürt. Gegenüber der "New York Times" spricht er von wirtschaftlicher Kriegsführung.

Eine der Behauptungen von RT America etwa lautet, dass die Strahlung umso gefährlicher für lebende Organismen sei, je höher deren Frequenz sei. Dabei sei genau das Gegenteil der Fall, zitiert die "New York Times" eine Studie der Cornell University. Demnach kommt Strahlung mit zunehmender Frequenz immer weniger durch die Haut. Und kann folglich auch schlechter innere Organe oder das Gehirn erreichen.

"Putins Handlanger"

Weiter behauptet RT America, dass Kinder, die Signalen von 5G-Handytürmen ausgesetzt seien, an Krebs, Nasenbluten und Lernschwierigkeiten leiden würden. Der Sender spricht gar von"5G Apokalypse" oder einem "äußerst gefährlichen Experiment an der Menschheit". Dabei beruft er sich auf wissenschaftlich nicht überprüfbare Behauptungen von Strahlengegnern.

Solche Nachrichten verunsichern, verängstigen oder verärgern. Laut Experten ist das genau Moskaus Ziel: den Westen zu destabilisieren, indem man das Vertrauen in demokratische Führungspersonen, Politiker und Institutionen untergräbt. Deshalb sieht die "New York Times" RT America als Verbreiter von Falschinformationen und bezeichnet den Sender als "Putins Handlanger".

Russlands Präsident Wladimir Putin verbreitet im Inland übrigens eine ganz andere Botschaft. Am 20. Februar ordnete er den baldigen Start von 5G an und begrüßte die Technologie ausdrücklich. Einer GSMA-Studie zufolge sollen erste 5G-Netzwerke in Russland ab 2020 in Betrieb genommen werden.

(vhu)