Das Christkind bringt den Zauber ins SOS-Kinderdorf

Seit zehn Jahren ist Sophie V. (31) im SOS-Kinderdorf tätig. Die studierte Sozialpädagogin arbeitete jahrelang in einer Kinderdorf-WG, bis sie beschloss, Kinderdorf-Mutter zu werden: "Mit 14 Jahren habe ich schon gewusst: Wenn ich groß bin, dann arbeite ich im SOS-Kinderdorf. Und als ich dann dort in der WG gearbeitet habe, habe ich gemerkt: 'Hey, dieses familienähnliche System gefällt mir, diese Kontinuität'", erinnert sich die Wienerin.

Derzeit betreut sie – gemeinsam mit zwei weiteren Sozialpädagoginnen – vier Kinder – Benjamin (7), Anna (9), Elisa (9) und Matthias (11, alle Namen geändert). Etwa zwei Tage pro Woche hat Sophie V. frei, die restliche Zeit ist sie – Tag und Nacht – bei den Kindern in einer Kinderdorf-Wohnung in Floridsdorf. Dort kümmert sie sich um Essen, Haushalt, Freizeit-Beschäftigungen, Arzt-Termine und vieles mehr.

Weihnachten als traditionelles Fest

Neben dem Alltag verbringt das Quartett natürlich auch Feste miteinander. So wird Weihnachten ganz traditionell gefeiert. Bereits am 23. Dezember macht die Familie eine Runde durch das SOS-Kinderdorf, um frohe Weihnachten zu wünschen und Geschenke zu verteilen.

Am 24. Dezember in der Früh schmückt die 31-Jährige gemeinsam mit den Kindern den Christbaum: "Wir sitzen meistens noch im Pyjama zwischen Christbaumkugeln, Krippenfiguren und Lametta und versuchen den Baum so symmetrisch wie möglich zu schmücken. Meistens gelingt es uns nicht so ganz. Jedes Jahr verlieren wir etwa vier bis fünf Kugeln, aber das macht nichts", lacht sie. Nach dem Mittagessen werden alle Kinderzimmer und die ganze Wohnung aufgeräumt: "Ich erkläre denn Kindern immer, dass es wichtig ist, damit das Christkind nicht stolpert."



Das Christkind bringt die Geschenke

Gemeinsam mit vielen anderen Kindern aus dem SOS-Kinderdorf geht die Familie dann am Nachmittag in die Kirche zur Kindermette: "Wenn wir nach Hause kommen, leuchtet schon der Baum und das Christkind hat viele Geschenke gebracht. Wir geben unser Bestes, um gemeinsam ein paar Weihnachtslieder zu singen. Dann packen wir auch schon die Geschenke aus." Für Benjamin, Anna und Elisa ist es ein ganz besonderer Tag, denn sie glauben noch ans Christkind: "Sie haben noch diesen Zauber. Die beiden Mädels waren letztes Jahr sogar grantig, weil sie das Christkind noch immer nicht eingefangen haben", erzählt Sophie V.

Die SOS-Kinderdorf-Kinder dürfen im Vorfeld sehr konkrete Wünsche äußern, Spender besorgen die Geschenke und schicken sie dann oder bringen sie vorbei. In diesem Jahr stehen auf den Listen der Kinder etwa eine Box zum Musikhören, Googleplay-Gutscheine, Bücher, Playmobil, Gesellschaftsspiele und ein spezielles Verbindungskabel: "Die Kinder freuen sich über jede Kleinigkeit. Ich genieße es, Weihnachten mit ihnen zu verbringen, denn es ist immer etwas Besonderes", meint Sophie.

Hendlhaxen mit Semmelknödeln als Weihnachtsschmaus

Auch das Weihnachtsessen wird extra zelebriert: "Ich habe eine eigene Tradition kreiert: Wir essen jedes Jahr Hendlhaxen mit Semmelknödeln, wobei der Semmelknödel-Teig auf die knusprigen Hendlhaxen draufkommt, und die Haxen so überbacken werden. Als Nachspeise gibt es jedes Jahr etwas Anderes, heuer machen wir Tiramisu und Waffeln."



Gefeiert wird aber nicht nur in der SOS-Kinderdorf-Familie, sondern auch mit den leiblichen Eltern. Am 24. Dezember am Nachmittag rufen alle Kinder ihre Eltern, Omas, Tanten und Onkel an. Am 25. oder 26. Dezember werden die Kinder dann von den Eltern abgeholt, um auch mit ihnen noch einmal zu feiern: "Es ist sehr wichtig und freut uns, dass die Kinder die Möglichkeit haben, auch mit ihren leiblichen Familien Weihnachten zu feiern."



200 Kinder werden von SOS-Kinderdorf betreut

Das SOS-Kinderdorf Wien besteht seit 2006. Aktuell leben über 200 Kinder und Jugendliche in Kinderdorf-Familien, Gastfamilien, Wohngruppen und im betreuten Wohnen. Am Standort in Floridsdorf betreibt SOS-Kinderdorf auch ein Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie.