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Das Debüt von Blackmore's Night klingt plötzlich anders

Deep Purple- & Rainbow-Legende Ritchie Blackmore wurde für dieses Projekt zunächst belächelt. Doch es wurde vor 25 Jahren über Nacht zum Hit…

Fabian J. Holzer
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Michael Keel

Heute erscheint die 25th Anniversary Edition von "Shadow of the Moon", jenem Mittelalter-Renaissance-Folk-Rock-Projekt, dass Fans und Kritiker Ende 1997 zunächst als das musikalische Ende von Deep Purple-Gründungsmitglied Ritchie Blackmore (77) bezeichnet haben. Sängerin war damals Blackmore's erst 26-jährige Freundin Candice Night.  

Als sich Blackmore und Knight 1990 kennenlernten, war Blackmore ein fast 45 Jahre alter Altrocker und Knight eine 19-jährige Praktikantin bei einem New Yorker Radiosender. Aber die Chemie zwischen den beiden passte, nicht nur weil Knight ein Fan seiner Musik war, sondern weil sie seine Leidenschaft für alte Rennaissance-Musik teilte. Als Sängerin trat Knight erstmals bei Blackmore's letzter Tour mit Deep Purple 1993 und danach bei seiner wieder aktivierten Band Rainbow auf, in beiden Fällen aber nur im Hintergrund.   

Alles änderte sich knapp vor Weihnachten 1996, als Candice Knight für Freunde Weihnachtslieder sang und Ritchie Blackmore auf allerlei historischen Saiteninstrumenten begleitete. Blackmore war so begeistert, dass es Knight noch am selben Abend die Gründung einer eigenen Formation vorschlug. Blackmore's Night war geboren…

Das Debüt war 1997 "Shadow of The Moon", ein Album, dem man auch heute noch anhört, dass weder Blackmore noch Knight wussten, wohin die Reise gehen würde. Mystische Renaissance-Gitarren trafen auf Gesänge wie von mittelalterlichen Barden und Flöten-Soli von Jethro Tulls Ian Anderson auf Mandolinen, Geigen und Hörner. Zwar klang Blackmore immer noch unverkennbar wie der Gitarrengott, der er war. Aber auf viele seiner alten Fans wirkten diese Klänge leicht bizarr.       

Während die Rockfans lange nicht wussten, was sie mit einem Projekt anfangen sollten, bei dem sich die Musiker mit seltsamen Hüten und Samthosen verkleideten, wurde eine andere Zielgruppe auf Blackmore's Night aufmerksam: Die Fantasy- und Mittelalter Fans. Innerhalb der ständig wachsenden, Met-trinkenden, Kostüm-liebenden und Rollenspiele spielenden Fantasy-Gemeinde stieg Blackmore's Night vor allem in Deutschland, Skandinavien und Japan schnell vom Geheimtipp zum Kult-Act auf. Die Locations wurden größer und die Konzerte dank Fackeln und Kostümen auf und abseits der Bühne zu echten Happenings.   

Bis heute veröffentlichten Blackmore's Night elf Studioalben, zuletzt "nature's Light" 2021. Mittlerweile wurde Blackmore als Mitglied von Deep Purple in die Rock 'n' Roll Hall of Fame aufgenommen  - auch wenn er der Zeremonie fernblieb - und auch Rainbow wurde reaktiviert. Seine Liebe gehört aber ganz Blackmore's Night und seiner Candice, die er 2008 nach 15 Jahren Verlobung heiratete. Die beiden haben zwei Kinder. 

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Die heute erscheinende 25th Anniversary Edition von "Shadow Of the Moon" enthält einen komplett Mix des Albums, der nun sehr viel mehr nach jenem Sound klingt, zu dem sich Ritchie Blackmore und Candice Knight in den letzten 25 Jahren hinentwickelt haben. Gleichzeitig liegt der Fokus beim Remix jetzt noch mehr auf den Stimmen und der Gitarre. Fans der Band können jetzt noch tiefer in die Anfänge von Blackmore's Night abtauchen. Und jenen, die das Projekt immer schon etwas schräg gefunden, wird der Einstieg um einiges erleichtert.    

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