Szene

Das einzige Opfer hier ist das gelangweilte Publikum

Zehn Jahre nach dem ersten Teil, gehen Dollface, Pin-Up Girl und der Mann mit der Maske wieder auf die Jagd.

Heute Redaktion
Teilen

Im Jahr 2008 waren es "Herr der Ringe"-Star Liv Tyler, Scott Speedman und ihr Umfeld, das von dem scheinbar grundlos mordenden Trio niedergemetzelt werden. Der Film fand einigen Angklang unter Genre-Fans, riss aber schon damals nicht wirklich jemanden vom Hocker.

Trotzdem entschloss man sich dazu, eine Fortsetzung zu drehen. Mit einiger internationaler Verspätung läuft "The Strangers: Opfernacht" am 22. Juni nun auch in deutschsprachigen Kinos an. Vorweg kann man schon sagen - die Welt hätte nichts verpasst, wenn man darauf verzichtet hätte.

Denn der Film ist echt schlecht. Die einzigen Opfer in der "Opfernacht" sind die Zuseher, die für die rund 100 Minuten Langeweile Eintritt bezahlt haben. Und das hat leider viele Gründe.

Die Story: Kurz und bündig. Typisch dysfunktionale, US-amerikanische Familie fährt irgendwo in die Pampa und wird dort von verrückten Killern zerstückelt. Hat man so noch nie wo gesehen, oder?

Das Setting: In einem verlassenen und heruntergekommener Trailerpark an einem abgelegenen See irgendwo im US-Bundesstaat Oregon wird zur Opfernacht geladen. Es ist Nacht, der Bodennebel sorgt für düstere und kalte Stimmung, die großen Wohnwägen bieten Tätern und Opfern gleichermaßen Versteckmöglichkeiten. Hat man ebenfalls so oder so ähnlich noch nie gesehen, oder.

Die Opfer: "Grey's Anatomie"-Star Martin Henderson spielt den liebevollen Familienvater, der gemeinsam mit seiner Frau und dem sportlichen Sohn die pubertierende Teenie-Tochter von San Francisco aus in ein Internat bringen will. Fast alle zu erwartenden Klischees werden von Beginn an erfüllt.

Die Killer: Buhu. Drei junge Leute, die alle eine Maske tragen. Seeeeehr gruselig, aber echt. Selbst der Typ mit dem Erdäpfelsack auf dem Kopf und der Axt in der Hand/dem PS-starken Pickup-Truck wirkt so abgedroschen, dass einem nichts außer Gähnen in den Sinn kommt.

Die filmische Umsetzung: Zugegeben, auch wenn die Zutaten schon etwas abgestanden sind, hätte man durchaus noch ein halbwegs passables Endergebnis damit zaubern können. Doch das wurde von Regisseur Johannes Roberts leider schwer verabsäumt.

Keiner der Jump-Scares zündet und sowohl Killer als auch deren Opfer begehen fast schon skandalöse Logikfehler, bei denen es einem ironischer Weise die Haare aufstellt. Hier aber vor lauter Ärger.

Und obwohl der Trailerpark bei den Verfolgungsjagden so groß wie ganz Sibirien wirkt, scheint das blutrünstige Trio ständig genau dort zu warten, wo sich die Gejagten bei ihren Verschnaufpausen sicher fühlen.

Fazit

Wer noch nie in seinem Leben einen Horrorfilm gesehen hat, kann sich "The Strangers: Opfernacht" vielleicht als ganz, ganz sanfte Einstiegsdroge, ähnlich wie die erste zaghafte Zigarette in der großen Pause hinter der Schule, zu Gemüte führen. Die Gefahr, sich an heftigen Lungenzügen zu verkutzen, ist praktisch nicht existent. Echte Genre-Fans und Horror-Freaks sollten einen großen Bogen um den Film machen. Denn auch wenn das Prädikat "Trashig" manchmal durchaus für Qualität bürgen kann, ist das hier absolut nicht der Fall.

Wer dieser Review keinerlei Glauben schenkt, der kann ja ab dem 22. Juni in den Kinos selber eines Besseren belehrt werden.

;