Österreich

Aus für Duft-U-Bahn – Fahrgäste wenig begeistert

37.000 Menschen nahmen an der Umfrage zum Pilotprojekt der Duft-U-Bahn teil. 21.000 davon haben sich gegen die duftende U-Bahn entschieden.

Heute Redaktion
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Im Juli testeten die Wiener Linien vier verschiedene Duftnoten. Bei einer Online-Abstimmung entschieden die Wiener dagegen.
Im Juli testeten die Wiener Linien vier verschiedene Duftnoten. Bei einer Online-Abstimmung entschieden die Wiener dagegen.
Bild: Helmut Graf

Das Sommer-Pilotprojekt der Wiener Linien hatte für Polemik und Neugier zugleich gesorgt. Nach einer einmonatigen Testphase steht nun fest: Die Wiener U-Bahn wird kein Parfum bekommen.

Kopf-an-Kopf-Rennen: U-Bahnfahrer wollen kein Parfum in Waggons

Bis 31. Juli konnten die U-Bahn-Fahrer bei einem Online-Voting zwischen vier verschiedenen Duftnoten entscheiden und auch, ob sie das Projekt prinzipiell unterstützen wollen. Rund 37.000 Fahrgäste haben laut Wiener Linien an der Abstimmung teilgenommen. Lange Zeit lagen Befürworter und Gegner mit 10.000 zu 11.000 Kopf an Kopf, am Ende habe die Mehrheit entschieden. 16.000 begrüßten die Maßnahme, 21.000 waren dagegen.

Vier Testwaggons waren unterwegs

Anfang Juli waren zwei Züge der Linien U1 und U6 mit unterschiedlichen Düften unterwegs: "Energize" (Grüner Tee, Grapefruit und Zitrone), "Fresh White Tea" (mit "leichten Holznoten"), "Happy Enjoy" (Sandelholz und Moschus) und "Relax" (Jasmin, Melone und Rose). Die Parfums wurden über das Lüftungssystem in den Waggons verteilt.

Nach dem Essverbot kam das U-Bahn Parfum

"Mir geht es darum, dass sich die Fahrgäste in den Öffis wohlfühlen. Daher haben sie immer wieder die Möglichkeit, über verschiedene Maßnahmen abzustimmen. Im letzten Jahr haben wir sie zum Essverbot befragt, das mit großer Mehrheit befürwortet und somit umgesetzt wurde", so Öffi-Stadträtin Ulli Sima. "Heuer wollten wir wissen, was sie von der Beduftung der U-Bahn halten und hier hat sich eine Mehrheit dagegen ausgesprochen", so Sima. Daher bleibt es bei diesem Pilotprojekt. Der Zulieferer hat die Düfte vorab ausführlich auf mögliche allergische Reaktionen getestet.

Für Polemik sorgten die U-Bahn-Düfte im Internet, auch deutsche Medien berichteten über dieses neue Pilotprojekt der Wiener Linien. In sozialen Medien berichteten Öffi-Fahrer etwa, dass sie unter Kopfschmerzen leiden würden, nach einer Fahrt mit der U-Bahn. Die unterschiedlichen Düfte wurden über die Klima-Anlage in die Luft gesprüht.

"Wir wollen möglichst viele Menschen vom Angebot der Öffis überzeugen, ein angenehmes Raumklima gehört natürlich dazu. Für uns ist das Ergebnis eine Bestätigung, dass unsere bisherigen Maßnahmen, wie etwa das Essverbot, das Raumklima bereits merklich verbessert haben", so Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Neben dem Essverbot wird als weitere Wohlfühlmaßnahme auf Wunsch der Fahrgäste die Klimatisierung der Öffis intensiv vorangetrieben. Allein in die Nachrüstung mit Klimaanlagen in der U6 fließen vier Millionen Euro.



September: Neue Klimaschutz-Aktion mit Gewinnerduft



Im September soll es dennoch eine neue Aktion mit dem Sieger-Duft "Energize" ( Grapefruit, Grüner Tee, Zitrone und Sandelholz) geben. Die Aktion soll im Herbst starten und Klimaschutz und den Duft kombinieren. Sie soll aber nicht mehr in den Wiener Linien stattfinden, heißt es von Seiten des Verkehrsbetriebs.

„Die Öffis sind ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz in unserer Stadt. Daher haben sich die Wiener Linien eine coole Aktion überlegt, die Duft und Klimaschutz kombinieren – lassen Sie sich überraschen", freut sich Sima auf die nächste Aktion im Herbst. Sie bedankt sich abschließend bei den Öffi-Nutzern für die rege Teilnahme am Voting. „Wir wollen die Öffis gemeinsam noch attraktiver machen und es freut mich, dass so viele Menschen sich an unseren Entscheidungsprozessen beteiligen", so Sima.



2,6 Millionen Öffi-Fahrer täglich



Die Öffis sind bei den Wienerinnen und Wienern sehr beliebt. Mit 822.000 Jahreskarten gibt es mehr Jahreskartenbesitzer als zugelassene PKW in Wien. Die Jahreskarte der Wiener Linien ist mit 365 Euro im Jahr einzigartig. In London kostet sie 1.600 Euro, in Hamburg 1.074 Euro, in Berlin 761 Euro. Der Anteil der Öffi-Nutzer am Modal Split in Wien liegt bei hohen 38 Prozent. Die Wiener Linien investieren heuer 435 Millionen Euro in den weiteren Ausbau und in die Attraktivierung der Öffis.

(no)