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Friedensnobelpreis gegen sexuelle Gewalt

Ein kongolesischer Arzt und eine Jesiden-Aktivistin erhalten den Friedensnobelpreis 2018 für ihren Kampf gegen Sexualverbrechen.

Heute Redaktion
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216 Personen und 115 Organisationen wurden im Frühjahr für den heurigen Friedensnobelpreis nominiert. Trotzdem hatte es das fünfköpfige norwegische Komitee nicht einfach.

Am Freitag kurz nach 11 Uhr hat die Jury ihre Entscheidung bekanntgegeben. Den Friedensnobelpreis 2018 erhält der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die Jesiden-Aktivistin Nadia Murad für ihre "Anstrengungen, der sexuellen Gewalt als Kriegswaffe ein Ende zu bereiten".

Murad ist selbst Opfer sexueller Gewalt, als die Terrororganisation "IS" systematisch ihr Dorf im Irak auslöschen wollten. Sie ist mit 25 Jahren die zweitjüngste Preisträgerin in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Malala Yousafzai erhielt den Preis im Jahr 2014 im Alter von 17 Jahren. Seit September 2016 ist Murad die erste "Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel".

Denis Mukwege setzt sich seit Jahren gegen sexuelle Gewalt speziell auch als Kriegsverbrechen ein, er wurde über zehn Jahre lang als Favorit für den Friedensnobelpreis gehandelt. Er ist der führende Experte für die Behandlung von Mädchen und Frauen, die durch Gruppenvergewaltigungen und durch gezielte Unterleibsschändungen verletzt wurden.

Warum Norwegen?
Fünf Nobelpreise hat der Erfinder und Industrielle Alfred Nobel gestiftet: Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden.
Während die erste vier in Schweden von der Nobelstiftung und Schweden vergeben werden, ist der Friedensnobelpreis der Einzige, der in Norwegen verliehen wird. Hierfür gibt es auch ein eigenes fünfköpfiges Komitee.

"Was wir damit in den Fokus rücken wollen, ist die Situation von Frauen in Zeiten des Konflikts und als Opfer sexueller Gewalt", heißt es.

Hier können Sie die Bekanntgabe im Video verfolgen

Im Vorfeld

Viele Kandidaten waren nicht unumstritten, ihr Engagement in einem instabilen Umfeld noch zu frisch, um von einem dauerhaften Fortschritt zu sprechen. Einige waren durchaus kontrovers.

Eine Auswahl der kuriosesten Kandidaten:

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hält die Welt seit Jahren mit seinen Drohungen und provokanten Atomtests in Atem. An der Grenze zum Nachbarland Südkorea waren beide Staaten allzeit zum Krieg bereit. Nachdem sich Kim Jong-un im Frühjahr nach 12 Jahren der Funkstille dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in annäherte, gelten sie plötzlich als Kandidaten für den Friedensnobelpreis.

Auch der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed ist so ein "instabiler" Kandidat. Er hat sein Land zwar quasi über Nacht mit dem Nachbarn Eritrea versöhnt und ging in einem dortigen Grenzstreit Kompromisse ein, gesichert ist dieser Frieden aber noch nicht.

Ja, Sie haben richtig gelesen. Mitglieder seiner republikanischen Partei nominierten den US-Präsidenten und machten ihn für die derzeitige gute Stimmung zwischen Nord- und Südkorea verantwortlich. Seine Arbeit habe den "koreanischen Krieg" beendet, zur Atomabrüstung dort beigetragen und "Frieden in die Region" gebracht.

Weitere Kandidaten

Etwas sicherer aus Sicht des Auswahlkomitees wäre wohl die Verleihung des Friedensnobelpreises an Angela Merkel für ihr Engagement in der Flüchtlingskrise.

Auch die türkische Zeitung Cumhuriyet wird seit Jahren gefordert. Eine Auszeichnung für das Medium und seinen verfolgter Chefredakteur Can Dündar wäre vor allem angesichts der zunehmend manipulativ verbreiteten und gefälschten Nachrichten ein starkes Zeichen.

Denis Mukwege, ein Arzt im Kongo, der sich seit vielen Jahren öffentlichkeitswirksam gegen sexuelle Gewalt und für Vergewaltigungsopfer einsetzt, war jahrelang auf der Kandidatenliste.

Die Preisträger der letzten Jahre

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(red)