Wirtschaft

So werden wir in Zukunft arbeiten

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Obwohl wir uns mitten in der digitalisierten Welt vorfinden, scheint die Vorstellung von der Veränderung des Arbeitsbereichs oft sehr abstrakt und in weiter Ferne.

Am Anfang des neuen Jahrtausends begrüßte man die Vorstellung der neuen Arbeitswelt euphorisch und sah in ihr auch das Ende der Entmündigung des Arbeitnehmers und das Zeitalter der Innovation und Selbstbestimmung wurde ausgerufen.

Heute sieht man das etwas nüchterner. Der Anteil an Selbstständigen ist zwar deutlich gestiegen, aber die Lohnarbeit bleibt bisher das gängige Prinzip. Was sich jedoch verändert hat, ist eine zunehmende Ent-Hierarchisierung, Flexibilisierung und Mobilität.

Wie die Arbeitswelt mit künstlicher Intelligenz aussehen wird und welche neuen Berufsfelder es geben wird und welche nicht mehr, sind Fragen, die Angestellte wie Arbeitgeber beschäftigen.

Jeder Dritte glaubt laut einer Umfrage, dass sein Job in 15 Jahren nicht mehr existieren wird. 83 Prozent empfinden bei der Arbeit die Digitalisierung als Belastung. Die Trends, die bemerkbar sind, gehen in Richtung Projektarbeit. Freelancer machen heute schon 17 Prozent der Mitarbeiter aus.

Fast die Hälfte der Befragten möchte eine Trennung von Arbeit und Freizeit. Diese Work-Life-Balance kann sich aber als Illusion herausstellen, denn sie führt auf ein Missverständnis zurück: Es geht vielleicht nicht um eine Trennung der Bereiche, sondern die Fähigkeit, diese gut zu verknüpfen. Die Arbeit selbst muss neu gedacht werden.

Der Glaube an die Steuerbarkeit ist groß. Maschinen sollen für die automatisierten Tätigkeiten eingesetzt werden und monotone wie auch gefährliche Arbeiten übernehmen.

Für die kommenden Jahre scheinen sich gewisse Tendenzen abzuzeichnen:

Es gibt Jobs, die vollständig automatisiert werden. Dazu gehören Berufsbilder wie Regalbetreuer, LKW-Fahrer und Rechtsassistenten. Algorithmen zur Durchsuchung von Rechtstexten gibt es bereits.

Den größten Bereich bilden Berufsfelder, die gerade digitalisiert werden. Dazu gehören der Lehrberuf der Einzelhandelskauffrau zur E-Commerce-Fachkraft, Social-Media-Manager und Softwareingeneure dazu. Überall, wo es zur Automatisierung von Fabriken kommt, wird auch der Bedarf an "Low Service"- und "High Service"-Kräften steigen.

Im Bereich der Datenwissenschaften, Weltmanagement, Genetik, Biomedizin und Life-Sciences entstehen neue Berufsfelder. Die Innovationen schaffen neue Jobs, aber weniger als davor, was sich auf die wachsende Weltbevölkerung ungleichmäßig verteilen kann. Mittelfristig scheint es, als würden auch Positionen in Entscheidungsfunktionen wegfallen könnten.

In Silicon Valley ist die Zukunft schon Gegenwart geworden. Dort malen und komponieren bereits Maschinen. Projektmanager aus Bits und Bytes rekrutieren bereits Mikroarbeiter auf einer US-Crowdworking-Plattform. Mancherorts sind die Mitarbeiter bereits verchipt, Algorithmen finden passende Berufe und People-Analytics erkennt, wann Menschen Fehler machen.

Die klassische, langfristige Karriereplanung ist da wohl ein Rest der gestrigen Welt, aber bis Computer eine kreative Kraft darstellen, sind Tätigkeiten, die mit komplexen Beziehungsinhalten zusammenhängen, dem strategischen Erschaffen und unvorhersehbaren Problemlösungen in Menschenhand.

Es fehlen jedoch präzise Vorstellungen von einer digitalen Arbeitswelt, wo sich neue Institutionen und ergraute Gewerkschaften gemeinsam vorfinden werden. Wie das aussehen könnte, ist unklar. Man wird auch die Bedeutung von Arbeit neu denken müssen, so die Überlegungen von Experten und Zukunftsforschern.

Das Gespenst, das darüber hängt, dass die Arbeit ausgehen wird, muss aber nicht gefürchtet werden. Viel eher werden sich Modelle finden, in denen der Mensch mit neuen Möglichkeiten in die Gesellschaft integriert wird.

(GA)