Österreich

Das ist Wiens neuer Arbeiterstrich

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Mit dem Sommer kommen die Schwarzarbeiter. Dutzende bulgarische Roma haben sich am Lerchenfelder Gürtel angesiedelt. Für nur drei Euro pro Stunde bieten sie ihre Arbeitskraft als Tellerwäscher oder Möbelpacker an. Sie schlafen auf Kartons, das Geld schicken sie ihren Familien daheim - für ein besseres Leben.

Mit dem Sommer kommen die Schwarzarbeiter. Dutzende bulgarische Roma haben sich am Lerchenfelder Gürtel angesiedelt. Für nur drei Euro pro Stunde bieten sie ihre Arbeitskraft als Tellerwäscher oder Möbelpacker an. Sie schlafen auf Kartons, das Geld schicken sie ihren Familien daheim – für ein besseres Leben.

"Ich bin ein stolzer Mann", sagt Nikolai (38). "Ich will nicht betteln, ich will arbeiten." Nikolai ist Bulgare und gehört einer geächteten Roma-Minderheit an. Arbeit wollte ihm in seiner Heimat niemand geben, obwohl er Matura hat. Von 150 Euro Sozialhilfe konnte er seine Familie nicht ernähren – darum ist er hier. Auch in Österreich darf Nikolai offiziell nicht arbeiten, da unser Arbeitsmarkt für Bulgarien noch bis 2014 geschlossen ist. Also arbeitet er schwarz. Jeden Tag steht er ab sechs Uhr früh am Gürtel und hofft auf einen Job.

"Ich arbeite hauptsächlich für Serben und Türken. Als Tellerwäscher in den Lokalen um den Brunnenmarkt, als Möbelschlepper oder auf Baustellen", erzählt er. Sein Lohn: zwischen drei und acht Euro pro Stunde. Was er verdient, schickt er seiner Familie in Bulgarien.

Sieben Tage in der Woche steht der Bulgare am Straßenstrich. Neben ihm rund 40 Landsleute als Konkurrenten – und Opfer für Ausbeuter. Nachts schlafen alle auf Kartons unter U-Bahn-Trassen. "Die Menschen haben vor mir Angst. Sie glauben, ich sei kriminell. Meine Angst vor Gewalt ist aber sicher größer, wenn ich hier draußen ohne Schutz schlafe", verrät Nikolai.  Nachsatz: "Wem würde ich schon fehlen?"

Anna Thalhammer