Szene

Das lief falsch bei "Suicide Squad"...

Heute Redaktion
Teilen

Auf den Hype folgte die Ernüchterung: "Suicide Squad" wird weder im Rennen um das beste Comic Movie des Jahres mitmischen, noch dem erweiterten DC-Kinouniversum einen ersten genialen Hit bescheren. Wir zeigen die Gründe dafür auf... Achtung, der folgende Text enthält SPOILER!

Auf den Hype folgte die Ernüchterung: "Suicide Squad" wird weder im Rennen um das beste Comic Movie des Jahres mitmischen, noch als Geniestreich in die Geschichte des erweiterten DC-Kino-Universums eingehen. Wir zeigen die Gründe dafür auf... Achtung, SPOILER!

Unsere . Der folgende Text ist für Leser und Leserinnen gedacht, die den Film bereits gesehen haben bzw. sich nicht vor Spoilern scheuen.

Wer die bisherigen Reviews von "Suicide Squad" gelesen hat, darf sich vom Beginn der Comicverfilmung eine kleine Überraschung erwarten. Ja, überladen ist die Vorstellung der zahlreichen neuen Charaktere rund um Harley Quinn (Margot Robbie) und Deadshot (Will Smith) natürlich, die Massenabfertigung an kurz abgehandelten Origin Storys hat aber durchaus Unterhaltungswert.

Der Knackpunkt des Films, sprich der Augenblick, ab dem "Suicide Squad" Richtung Abgrund zu driften beginnt, ist erst mit dem Auftakt des zweiten Akts erreicht: Die Schurken-Truppe bricht gerade zu ihrem Einsatz auf, als Regisseur und Drehbuchautor David Ayer drei weitere Nebenfiguren aus dem Hut zaubert und ins Geschehen wirft. Der Einstieg von Slipknot (Adam Beach) ist noch verkraftbar - er ist ein klassisches Red Shirt; keinen Moment zweifeln wir daran, dass er nur als Kanonenfutter dienen und in Kürze wieder von der Leinwand verschwinden wird.

Anders verhält es sich bei Lieutenant GQ Edwards (Scott Eastwood) und der Heldin/Schurkin (?!) Katana (Karen Fukuhara). Vor allem auf die schwertschwingende Kämpferin hätte Ayer besser verzichtet. Sie springt wortwörtlich aus dem Nichts in die Handlung und kündigt sich schon bei ihrer nachgereichten Mini-Backgroundstory (sie will ihren Mann rächen, aber was hat sie mit der Suicide Squad zu schaffen?) als fünftes bzw, fünfzehntes Rad am Wagen an. Ein Gesicht mehr, auf das wir am Rande achten müssen, ein Bremsklotz mehr für die Handlung.

Was danach folgt ist uninspirierter Hollywood-Standard. Zwanghaft baut Ayer die Squad-Schöpferin Amanda Waller (Viola Davis) in die Handlung ein, lässt den Joker (Jared Leto) hin und wieder durchs Bild zappeln und den Film in ein peinlich choreographiertes Finale münden. Dieses kommt nicht wirklich überraschend: Zu viele Charaktere sind noch übrig, die ja alle irgendwie zum Schlusskampf beitragen müssen.

Die eigentlichen Fehler sind schon viel früher passiert. Enchantress (Cara Delevingne), vermeintliches Squad-Mitglied und Bösewicht des Films, ist viel zu selten zu sehen. Statt den Joker zwanghaft einzubauen, hätte man mehr Zeit in ihre Origin Story (und ihr Treffen mit Squad-Leader Rick Flag) investieren sollen. Zusätzliche Screentime wird ihr von Deadshot geklaut. Will Smiths Darstellung des Auftragsmörders ist zwar sehenswert, eine No-Name-Besetzung wäre aber viel sinnvoller gewesen - Deadshot hätte ohne Smith nicht als Hauptfigur etabliert werden müssen, der Tochter-Nebenhandlungsstrang samt Guter-Kerl-im-Herzen-Klischee wäre uns erspart geblieben. 

Auch das ist typisch Hollywood: Die Schurken dürfen nicht einfach nur Schurken sein. Deadshot ist in erster Linie fürsorglicher Vater, Harley Quinn träumt im Grunde bloß davon, eine spießige Familie mit dem Joker zu gründen. Zumindest begeistert Harley ansonsten als herrlich durchgeknallte Schurkin. Zumindest ist Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje) eine perfekt gelungene Nebenfigur mit perfekt getimten Einzeilern. Zumindest weckt der Charakter El Diablo (Jay Hernandez) ansatzweise echtes Interesse. Um den Film aus der Mittelmäßigkeit zu retten, reicht das aber leider nicht.

"Suicide Squad" startete am 18. August in den österreichischen Kinos.