So kommt das Ende

Was mit unserem Körper passiert, wenn wir sterben

Zu Allerheiligen beantworten wir die Frage: Was passiert eigentlich alles im Körper, wenn unsere Zeit abgelaufen ist?

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Wenn unser Herz aufhört zu schlagen, ist es ohne Rettungsmaßnahmen bald um uns geschehen. Denn bleibt das Herz stehen, fließt das Blut nicht mehr durch unseren Körper. Und ohne Blut erreichen der lebenswichtige Sauerstoff und andere Nährstoffe nicht mehr die Organe.

Was nach dem letzten Herzschlag und nach dem Tod mit unserem Körper passiert, erklärt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin Lukas Radbruch.

Ganz am Anfang trifft es das Gehirn. Die Hirnzellen sterben als erste ab. Sie kommen nur für rund drei Minuten ohne frisches Blut aus. Leber, Niere und auch die Herzzellen sind die nächsten, bevor der Rest des Körpers folgt. Maximal zwei Stunden können unsere inneren Organe nach einem Herzstillstand überleben.

Wenn der Körper zerfällt

Widerstandsfähiger ist da unsere äußere Schutzhülle, die Haut. Ihre Zellen halten etwa zwei Tage durch. Das ist auch der Grund, warum Haare und Nägel von Toten zunächst weiterwachsen.

Während diese Zellen also noch munter weiterarbeiten, schaut es für den restlichen Körper düster aus. Leichenflecken treten schon nach etwa zwei Stunden auf, die Leichenstarre (Rigor mortis) ist nach sechs Stunden voll ausgeprägt. Sie hält etwa einen Tag an, bis auch die Muskeln anfangen zu zerfallen. Dies liegt daran, dass der Energieträger in den Muskelzellen, das so genannte ATP, sich abbaut.

Meist ab dem zweiten Todestag setzt die Fäulnis ein. Die Rechtsmedizinerin Kathrin Yen erklärt in der "Welt": "Bakterien, die wir in unserem Darm tragen, beginnen dann, den Körper zu zersetzen."

Was spüren Sterbende?

Die Dauer des Sterbeprozesses hängt stark von der Umgebungstemperatur ab: Ein unterkühlter Mensch überlebt länger. Das liegt daran, dass Kälte Entzündungsreaktionen verlangsamt. Daher kann es vorkommen, dass Menschen auch noch nach rund einer Stunde reanimiert werden und später ohne Folgeschäden das Krankenhaus wieder verlassen können.

Rechtsmedizinerin Yen erklärt: "Der Tod ist in der überwiegenden Zahl der Fälle ein fließender Übergang, ein Mensch ist nicht von einem Moment auf den anderen tot." Dies passiere nur, wenn der Körper plötzlich massiv verletzt werde. Ansonsten laufe das Sterben schleichend ab, "es ist, wenn man es rein biologisch betrachtet, ein mehr oder weniger lange dauernder Prozess".

Was Sterbende in ihren letzten Stunden noch mitbekommen, ist unbekannt. Laut dem Magazin "Lifeline" ist es wahrscheinlich, dass sie Berührungen spüren, merken, ob sich noch jemand im Raum befindet, und sogar erfassen können, welche Stimmung herrscht.

Menschen, die knapp am Tod vorbeigeschrammt sind, berichten teilweise von sogenannten Nahtoderlebnissen. Sie hätten ihr ganzes Leben noch einmal vorbeiziehen sehen. Rechtsmedizinerin Yen verweist auf die Hirnforschung: Diese habe gezeigt, dass das Gehirn in den letzten Momenten, bevor es seine Funktion einstellt, noch einmal sehr aktiv ist.

Nach dem Stand der Forschung lasse sich vermuten, dass viele Sterbende am Ende – natürlich abhängig von der Todesursache – keine Schmerzen mehr haben. "Zumindest scheinen viele Menschen ganz zum Schluss positive Empfindungen zu haben."

Was genau mit unserem Ich ab dem Zeitpunkt des Todes unseres Körpers passiert, konnte die Wissenschaft bislang allerdings nicht erfassen.

"Zwei Drittel von mir sind schon drüben"

Die deutsche Palliativmedizinerin Birgit Haider ist sich sicher, dass zumindest eine Trennung von Körper, Seele und Geist stattfindet. "Ich erlebe diese letzten Augenblicke eines Menschen sehr verschieden. Manchmal fühlt es sich an wie ein Silberfaden in der Luft, manchmal wirkt ein Toter so, als steckten seine Seele, sein Geist, seine Persönlichkeit noch ganz fest in ihm", schildert Haider im Interview mit dem "Focus".

Besonders der Fall einer dahindämmernden, alten Frau sei ihr in Erinnerung geblieben. In einem wachen Moment hätte sie ihr erklärt: "Zwei Drittel von mir sind schon drüben: meine Seele und mein Geist. Nur mein Körper ist noch hier." Am nächsten Tag war sie tot.

Besteht unser Bewusstsein aus "Geisterteilchen"?

Und das in vielen Religionen versprochene Leben nach dem Tod? Gibt es das? Die Suche nach der endgültige Antwort auf diese Frage verfolgt die Menschheit schon seit Generationen. Ein Kosmologe und Physiker will sie gefunden haben.

In einem Interview mit dem britischen "Express" erklärt Sean Carroll, dass dafür unser Bewusstsein aus "Geisterteilchen" bestehen müsste, die völlig losgelöst von unserem Körper existieren, aber trotzdem mit normaler Materie interagieren. Nach der aktuellen Quantenfeldtheorie ist das aber nicht möglich. Sprich: Unsere Gesetze der Physik erlauben es einfach nicht.

Auch Palliativmedizinerin Haider glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod: "Ich denke, dass im Tod das Ich-Bewusstsein ausgelöscht ist, so wie es vor der Geburt nicht existiert – da schließt sich der Kreis des Lebens."

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