Politik

Das Protokoll der Euro-Rettung

Heute Redaktion
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Der wahrscheinlich wichtigste EU-Gipfel aller Zeiten: Am Mittwoch suchten die 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel gleich drei Notausgänge aus dem Schuldenfiasko. Während über Griechenlands Schulden und den Euro-Rettungsschirm bis tief in die Nacht gestritten wurde, einigte man sich auf einen besseren Krisenschutz für Banken.

Gleich drei Rettungspakete wurden Mittwochnacht verhandelt: ein Schuldenschnitt für Griechenland unter Beteiligung der Banken, Finanzspritzen für Banken ("Rekapitalisierung"), umstrittenster Punkt war jedoch die Aufstockung des Euro-Rettungsschirms mittels Finanztrick ("Hebelung", siehe Lexikon re.) auf bis zu 1500 Milliarden Euro. Das Protokoll des Nervenkriegs:

17.30 Uhr: Die Limousinen der Staats- und Parteichefs rollen vor das Justus-Lipsius-Gebäude. Frankreichs Präsident Sarkozy lächelt gequält, geht wortlos an den wartenden Journalisten vorbei.

18.02 Uhr: Treffen der EU-27 im Ratsgebäude. Eine Stunde soll es dauern. Doch auch nach 90 Minuten bleiben die Türen geschlossen.

19.45 Uhr: Der erste Gipfel des Abend endet mit einer Einigung! Polens Premier Donald Tusk: "Es war eine kurze, aber stürmische Diskussion". Banken müssen bis Juni 2012 ihr Kernkapital auf 9 Prozent erhöhen. So sind sie für künftige Krisen, aber auch einen Haircut Athens vorbereitet. Außerdem sollen Banker auf Dividenden und Boni verzichten, heißt es in der Schlusserklärung.

20.13 Uhr: 10 Regierungschefs gehen, 17 bleiben. IWF-Chefin Lagarde und EZB-Präsident Trichet sind zu Gast. Die Marathon-Sitzung der Euroländer beginnt mit einem "Arbeitsessen". Es gibt gegrillten Steinbutt mit Spinat, danach ein Sorbet.

20.50 Uhr: Wird man Athen 40 bis 60 Prozent der Schulden erlassen? Sarkozy und Deutschlands Angela Merkel wollen das noch heute in direkten Gesprächen mit Europas mächtigsten Bankdirektoren klären.

21.32 Uhr: Sarkozy soll Chinas Hu Jintao anrufen. Ziel: Beteiligung der Volksrepublik am EFSF.

Von E. Nuler und S. Knoll