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Das sagt Brett Kavanaughs Jahrbuch über ihn aus

Vor der Senat-Anhörung wird dem Supreme-Court-Anwärter Kavanaugh ein vierter Fall von sexueller Nötigung vorgeworfen.

Heute Redaktion
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Brett Kavanaugh nimmt am Donnerstag Stellung zu den Anschuldigungen der Professorin Christine Blasey Ford. Der Justizausschuss des Senats hat dazu eine öffentliche Anhörung anberaumt. Ford wirft dem erzkonservativen Richter vor, in den Achtzigerjahren bei einer Schülerparty versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Auch sie wird vom Ausschuss angehört.

Unmittelbar vor Beginn der Sitzung hat "CNC" berichtet, dass sich eine vierte Frau gemeldet habe, die Vorwürfe gegen Kavanaugh erhebe. Sie sei 1998 in Washington vom Richter bedrängt worden. Er habe sie in betrunkenem Zustand gegen eine Wand gedrängt, wofür es mehrere Zeugen gebe.

Kavanaugh wies diese Vorwürfe als "lächerlich" zurück. Er bezeichnete sämtliche Vorwürfe gegen ihn als Schmutzkampagne und als "groteske und offensichtliche Angriffe auf seinen Charakter".

Verjährte Taten

Interessanterweise steht Kavanaughs Charakter derzeit kaum im Fokus, obschon es bei der Anhörung am Donnerstag um die Frage geht, ob Kavanaugh geeignet ist, ins Oberste Gericht der Vereinigten Staaten aufgenommen zu werden. Die Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens spielen da selbstverständlich hinein, doch ist es nicht Aufgabe des Senats, den Anwärter deswegen zu belangen. Zumal die Taten bis zu 35 Jahre zurückliegen und nach amerikanischem Recht verjährt sind. Auch die neusten Anschuldigungen dürften mit Tatzeit 1998 zu weit zurückliegen.

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Dabei ließe sich an Kavanaughs Umgang mit den Anschuldigungen viel ablesen. Beim Interview mit dem Trump ergebenen Fernsehsender Fox präsentierte sich der Beschuldigte am Montag als zahmes Lämmchen. Im Beisein seiner Ehefrau Ashley stritt er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der sexuellen Nötigung und versuchten Vergewaltigung entschieden ab. Er habe in der Highschool und auch viele Jahre danach keine sexuellen Kontakte zu Frauen gehabt.

Naiver Blick auf die Welt

"Ich habe meine Zeit in Yale damit verbracht, zu lernen, Sport zu treiben und ein guter Freund zu sein", sagte der 53-Jährige. Er habe Frauen immer "mit Würde und Respekt" behandelt. Nicht nur habe er die ihm vorgeworfenen Taten nie begangen. Er habe auch niemanden gekannt, der so etwas getan habe. Weiter noch: Er habe noch nie von so etwas gehört. Für einen Mann, der künftig als einer von neun Richtern die oberste Rechtsinstanz des Landes leiten soll, ist das ein sehr naiver Blick auf die Welt.

Zumal Kavanaughs Schuljahrbuch von 1983, das vergangene Woche an die Öffentlichkeit gelangte, ein deutlich anderes Bild zeichnet. Darin listet der damals knapp Volljährige seine sportlichen Erfolge auf, um darunter Anspielungen auf durchzechte Nächte und Insiderwitze zu Alkoholkonsum aufzureihen.

Zweideutigkeiten und Prahlereien

Seit die "New York Times" den Eintrag am Tag des Fox-Interviews veröffentlicht hat, wird darüber spekuliert, ob Begriffe wie "Devil's Triangle" zweideutig gemeint waren. Der Übername des Bermudadreiecks wird bis heute als Synonym für "Flotten Dreier" verwendet.

Mit besonderem Interesse wurde der Eintrag "Renate Alumnius" untersucht. Anscheinend prahlten rund ein Dutzend Männer aus Kavanaughs Umfeld, mit einer Frau dieses Namens verkehrt zu haben. Medien haben sie als Renate Schroeder identifiziert. Die heute 53-Jährige reagierte schockiert: Sie habe Kavanaugh, der mit ihr den Jahrgang teilt, gekannt, sei jedoch nie mit ihm intim gewesen. Gegenüber CNN haben Anwälte Kavanaughs eilig mit der Feststellung reagiert, Kavanaugh habe damals wie heute größten Respekt für Schroeder.

"Ein stets korrekter Kommilitone"

Brisantes Detail: Die Frau, mit deren Eroberung Kavanaugh im Jahrbuch prahlt, ist eine der 65 Frauen, die vor zwei Wochen in einem Schreiben dafür gebürgt hatten, dass Kavanaugh während seiner Highschoolzeit ein stets korrekter Kommilitone gewesen sei.

Zusammen mit Kavanaughs Aussage gegenüber Fox, er sei während der Highschoolzeit Jungfrau gewesen, ergibt sich aus den Jahrbucheinträgen das Bild eines Mitläufers. Der junge Kavanaugh wirkt wie ein Mann, der mit allen Mitteln versucht, bei seinen Freunden Eindruck zu schinden.

Dies ist inbesondere deshalb von Bedeutung, weil in den Schilderungen aller vier mutmaßlichen Kavanaugh-Opfer weitere Personen bei der Tat anwesend gewesen sein sollen. Das amerikanische Polit-Magazin Slate.com spricht in diesem Zusammenhang von "cruelty of male bonding": Die Muster, wie diese Männer ihre Freundschaft oder Verbindung untereinander festigen, seien stark davon geprägt, Frauen zu erniedrigen oder als Trophäen zu betrachten.

Männer in Machtpositionen

35 Jahre später scheint Brett Kavanaugh im gleichen Muster gefangen: Die Vehemenz, mit der er und seine Verbündeten – fast ausnahmslos Männer in Machtpositionen – die Anschuldigungen abschmettern, wie sie sich schier bedingungslos decken, lässt sich auch im aktuellen Berufungsverfahren wiedererkennen.

US-Präsident Donald Trump hatte seinen Supreme-Court-Kandidaten gegen zunehmende Missbrauchsvorwürfe monatelang uneingeschränkt verteidigt. Erst am Mittwoch hatte er erstmals nicht mehr generell ausgeschlossen, sich von ihm abzuwenden. Falls er Kavanaugh für schuldig halte, einen sexuellen Übergriff begangen zu haben, so Trump, könne er seine Meinung zur Nominierung ändern.

Der Justizausschuss des US-Senats soll am Freitag über den wegen Belästigungsvorwürfen unter Druck stehenden Richterkandidaten abstimmen. Nach einer möglichen Zustimmung des Ausschusses hat dann das Plenum des Senats die letzte Entscheidung über die Ernennung Kavanaughs zu treffen.

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