Szene

Das Wien Museum - eine vertane Chance für Wien

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Picturedesk

Was einst brav, etwas langatmig, aber solide Historisches Museum der Stadt Wien hieß, nennt sich heute kurz, knapp und zeitgeistiger Wien Museum und ist nun nach langen Standortdebatten wohl auf Dauer am Karlsplatz gestrandet - wenig sichtbar neben Winterthur Versicherung und Karlskirche.

In den 80er-Jahren war das Museum, stark angefeuert von initiativen Politikern wie Helmut Zilk und Ursula Pasterk, ein Wegbereiter moderner Großausstellungen in Wien. Im typischen 50er-Jahre-Bau des Architekten Härdtl, denkmalgeschützt, aber wenig museumstauglich und seit Langem für Ausstellungen und Sammlung zu klein geworden, werden heute unter Direktor Kos Wiener Themen interessant aufbereitet.

Mittlerweile ist das Wien Museum leider auch zum Symbol des Versagens der städtischen Kulturpolitik geworden. So dachte Wiens Kulturstadtrat Mailath-Pokorny lautstark für das Museums-Flaggschiff der Stadt einen Neubau im neuen Hauptbahnhof-Areal an, wo mit einem neuen Wien Museum gemeinsam mit dem 21er-Haus und einem modernisierten Heeresgeschichtlichen Museum eine neue, attraktive Museumsinsel entstehen hätte können.

Nach viel Komissionitis und Blablabla ist jetzt nur noch von einem Umbau des Hauses am Karlsplatz die Rede. Mit einem architektonisch herausragenden Bau beim neuen Bahnhof hätte die Kulturpolitik beweisen können, dass sie auch gegen Widerstände zu zukunftsweisenden Entscheidungen fähig ist und vor allem, dass ihr die Außenbezirke nicht nur am Wahltag als Stimmvolk, sondern auch danach als Kulturnutzer am Herzen liegen. Oder konzentriert man sich lieber unter Druck der in den Innenbezirken lebenden Grünen darauf, deren Bobos ein Museum in Gehweite zu erhalten.

Schade! Dass man nun schon seit vier Monaten nach Ende der Ausschreibungsfrist nicht in der Lage ist, einen Direktor zu ernennen, verschärft die Misere und die vorangehende Diagnose einer Politik der langen Bank. Hoch lebe die Kunst.