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David S., 18, Deutsch-Iraner und "Fan" von Amokläufen

Heute Redaktion
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Bild: Screenshot YouTube

In einer Pressekonferenz am Samstag hat die deutsche Polizei Informationen zum mutmaßlichen Täter veröffentlicht, der in der Nacht neun Menschen in München erschossen und sich danach selbst gerichtet hat. Intensive Ermittlungen zum Motiv des 18-Jährigen laufen, sein gesamtes Umfeld wird durchleuchtet. Das steht bisher fest.

In einer Pressekonferenz am Samstag hat die deutsche Polizei Informationen zum mutmaßlichen Täter veröffentlicht, der in der Nacht und sich danach selbst gerichtet hat. Intensive Ermittlungen zum Motiv des 18-Jährigen laufen, sein gesamtes Umfeld wird durchleuchtet. Das steht bisher fest.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich laut Behörden um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner namens Ali David S. Der Schüler ist in München geboren und aufgewachsen, seine Eltern kamen in den 90er-Jahren nach Deutschland. Bis zum jetzigen Zeitpunkt spricht alles für einen Einzeltäter, es gibt keine Anhaltspunkte für ein religiöses Motiv für die Bluttat. Klar ist auch: Bisher trat der Mann polizeilich nicht als Täter, aber zwei Mal als Geschädigter in Erscheinung - einmal bei einer "körperlichen Auseinandersetzung", einmal bei einem "Diebstahl".

Was zur Bluttat feststeht

Die Polizei hat noch in der Nacht die Wohnung von S. durchsucht, in der er mit seinen Eltern und seinem Bruder lebte. Dabei seien große Mengen von Berichten, Artikeln und Büchern zum Thema Amok gefunden worden. Unter anderem habe der 18-Jährige den Amokläufer von Winnenden verherrlicht. Für die Polizei "liegt es auf der Hand", dass auch ein Zusammenhang zum Amoklauf in Norwegen besteht, der sich am Tattag zum fünften Mal jährte.

Als gesichert gilt, dass für die Bluttat eine illegale neun Millimeter Glock-Pistole verwendet wurde. In deren Magazin wurden noch Patronen gefunden, in einem Rucksack habe der 18-Jährige zudem mehr als 300 Schuss Munition mitgeführt. Fix sei auch, dass sich der Jugendliche selbst "mit einem aufgesetzten Schuss in den Kopf" getötet hatte - das belege auch der Schusskanal, denn der Täter war Linkshänder. Abschiedsbrief wurde keiner gefunden.

Was noch geklärt werden muss

Erste Ermittlungen der Polizei zeigen, dass der Täter über ein Facebook-Profil Menschen zum Tatort gelockt habe, indem er unter falschem Namen und falschem Foto Essenseinladungen aussprach. Das müsse aber noch verifiziert werden, sagte Robert Heimberger vom Bayerischen Landeskriminalamt. Das Profil ist mittlerweile aus dem Internet verschwunden - warum, ist unklar.

Augenzeugenberichte der Tat gehen indes massiv auseinander. Laut "CNN" erklärte eine nach eigenen Angaben muslimische Frau, der Täter habe "Allahu Akbar", "Gott ist groß" geschrien. Alle anderen bisherigen Zeugen konnten dies nicht bestätigen. Echt dürfte das Video sein, das den Täter in einem Wortgefecht mit einem Anwohner auf einem Parkdeck zeigt.
Zahlreiche Beschimpfungen fallen, deren Inhalt noch den Personen zugeordnet werden muss. Unter anderem dürfte der Täter geschrien haben, dass er "in stationärer Behandlung" gewesen sei und sich "eine Waffe kaufen" hätte müssen. Woher der 18-Jährige die Waffe hatte, ist gänzlich ungeklärt.

Was noch offen ist

Es gibt laut Polizei auch Hinweise darauf, dass es der Täter vor allem auf junge Menschen abgesehen hatte - eines der neun Opfer ist 45 Jahre alt, alle anderen Todesopfer sind nicht älter als 20 Jahre. Auch die Identität der Opfer scheint noch nicht gänzlich geklärt. Drei getötete Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren gehören einer Münchner Familie, die ursprünglich aus dem Kosovo stammt, an.

Auch die medizinische Geschichte des mutmaßlichen Täters ist noch so gut wie offen. Unter Vorbehalt berichtete die Polizei, dass der Mann wegen einer "Erkrankung aus dem depressiven Formenkreis" in psychiatrischer und medizinischer Behandlung gewesen sei.

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