Szene

Day-Lewis setzt Karriere grandiosen Schlusspunkt

Daniel Day-Lewis hat schon vor einigen Monaten verkündet, dass die Rolle in dem Beziehungsdrama seine letzte sein würde.

Heute Redaktion
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Drei Mal ("Mein linker Fuß", "There Will Be Blood" und "Lincoln") hat man den 60-Jährigen bislang mit dem Oscar für die beste männliche Hauptrolle ausgezeichnet. Das ist bislang nur ihm gelungen, Katharine Hepburn hat die Trophäe vier Mal für eine weibliche Hauptrolle bekommen.

Mit der Darstellung des exzentrischen Modezaren Reynolds Woodcock könnte Day-Lewis mit der Hollywood-Ikone gleichziehen. Denn er brilliert in dem unterschwellig witzigen Beziehungsdrama, bei dem Regisseur Paul Thomas Anderson für Drehbuch, Regie und Kamera verantwortlich ist.

Woodcock ist ein absoluter Meister seines Fachs. Im London der 19050er schneidert er den Damen der feinen Gesellschaft die schönsten Roben an den Leib. Mit Nadel. Stoff und Zwirn geht sanft, fast zärtlich um. Doch was zwischenmenschliche Beziehung anbelangt, so hobelt der exzentrische Schneider ganz grobe Späne. Er hat seine über Jahre hinweg aufgebaute,tägliche Routine, und jeder der die zu stören wagt, bekommt seine Abneigung und seinen verletzende Seite zu spüren.

In einem Hotel am Land lernt er die Kellnerin Alma kennen. Die natürliche Schönheit springt ihm sofort als Muse ins Auge. Er lädt sie zu sich ein, um mit Hilfe ihrer Inspiration in seiner Werkstatt sofort ein Kleid, an dem er schon länger verzweifelt, fertigzustellen. Alma begleitet Woodcock nach London, zieht in seine große Stadtwohnung ein und nimmt fortan auch an seinem Leben teil.

Doch das geht ob des eigenwilligen Charakters nicht lange gut. Schon bald wird die Muse in den Augen Woodcocks zum lästigen Anhängsel im Alltag. Der Schneider lässt das Alma auch durch Zurückweisung und öffentliche Demütigung spüren. Dann gibt es aber wieder Momenten, in denen er sie mit Zuneigung und Wärme zuschüttet.

Dysfunktionale Liebesgeschichte

In ruhigen Einstellungen und mit der fast schon hypnotischen Musik von Jonny Greenwood erzählt "Der seidene Faden" eine dysfunktionale Liebesgeschichte, die oft und das mit Sicherheit gewollt sehr komisch wirkt. Egal wie sehr uns die Liebe auch hernimmt, ohne sie kann niemand leben, scheint die Devise.

Paul Anderson bedient sich hierbei auch merkbar bei Regie-Legende Alfred Hitchcock und seinen Filmen "Rebecca" und "Vertigo", geht aber noch dabei noch weiter als das berühmte Vorbild.

Daniel Day-Lewis und seine Filmpartnerin Vicky Krieps werden vom Regisseur in sanften Sepia-Tönen durch die mit extrem detailverliebten Kostümen geführt, um sich zu finden und dann wieder zu verlieren, nur um am Ende festzustellen, dass sie sich gegenseitig brauchen.

Sechs Oscar-Nominierungen

Bei den am 4. März stattfindenden "Academy Awards" darf sich "Der seidene Faden" völlig zurecht Hoffnungen auf sechs Oscars machen. Am wahrscheinlichsten ist ein Gewinn für das beste Kostümdesign sowie für die beste weibliche Nebenrolle. Lesley Manville glänzt als Cyril, die stoische Schwester des Designers, die alle Launen ihres Bruders mit Gelassenheit vorüberziehen lässt.

Ob sich Day-Lewis mit seiner Darstellung von Reynolds Woodcock seinen vierten Oscar abholen und damit in die Geschichte eingehen kann, wird sich zeigen.

Allein schon die Tatsache, dass es danach nie wieder einen Film mit dem Charakterdarsteller geben wird, sollte genug sein, um sich "Der seidene Faden" in den Kinos anzusehen. Ab 1. Februar 2018 hat man dazu die Gelegenheit.

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