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"Death's Door" im Test: Das "Dark Souls"-Adventure

Schon bei "Titan Souls" gab es eine Prise "Soulslike". Mit "Death's Door" legt der Entwicker Acid Nerve nun ein neu interpretiertes "Souls"-Game vor.

Rene Findenig
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    Als Spieler schlüpft man in "Death's Door" in die Rolle einer Krähe, deren Auftrag es ist, die Seelen der Toten einzusammeln, tagein und tagaus. Als uns allerdings eine Seele abhanden kommt, ...
    Als Spieler schlüpft man in "Death's Door" in die Rolle einer Krähe, deren Auftrag es ist, die Seelen der Toten einzusammeln, tagein und tagaus. Als uns allerdings eine Seele abhanden kommt, ...
    Acid Nerve

    Von der (übrigens wunderschönen) Grafik von "Death's Door" darf man sich nicht täuschen lassen, denn es handelt sich weder erzählerisch, noch spielerisch um ein Märchen, sondern eher um ein düsteres und beinhartes Hardcore-Game à la "Dark Souls" – einzig halt im Abdveture- statt im Rollenspielgewand. Allerdings kupfert "Death's Door" nicht aus der "Souls"-Reihe ab, sondern weiß, eigene Marken bei Gameplay, Story, Grafik und vor allem den fordernden Kämpfen zu setzen.

    Als Spieler schlüpft man im Game für Xbox Series X/S und PC in die Rolle einer Krähe, deren Auftrag es ist, die Seelen der Toten einzusammeln, tagein und tagaus. Als kleines Rädchen im Getriebe des Todes arbeiten wir nämlich für einen riesigen Konzern in der Zwischenwelt, der uns täglich mit Aufträgen eindeckt, verschiedene Seelen einzusammeln. Die wiederum öffnen die Türen der Zwischenwelt zu anderen Seelen und sorgen damit für immer neue Aufträge.

    Wenn der Tod plötzlich bei uns anklopft

    Gerade, als der Krähen-Job droht, eintönig zu werden, passiert das Missgeschick: Kurz nach dem Durchschreiten einer Tür wartet – als Tutorial umgesetzt – ein erster Bosskampf gegen einen Pflanzen-Dämon. Der zeigt sich zwar auch schon anspruchsvoll, ist aber mit etwas Taktik schnell besiegt. Doch als wir mit dessen Seele im Gepäck zum Arbeitgeber zurückkehren wollen, schlägt uns eine andere Krähe nieder, raubt die Seele und verschwindet spurlos.

    Im realen Leben würden nun viele wohl kündigen und die Sache auf sich beruhen lassen – im Spiel allerdings sind wir als Gehilfen des Todes nun selbst von diesem bedroht. Das Durchschreiten der Welten-Türen nämlich macht uns sterblich, lässt uns altern, und der Prozess wird erst gestoppt, wenn wir unseren Auftrag erfüllen und die erforderliche Seele abliefern. Allerdings: Die ist längst weg. Wie uns kurze Zeit später der Dieb erklärt, wollte er unsere Seele für seinen eigenen Auftrag benutzen – mit dem Ergebnis, dass nun beide futsch zu sein scheinen.

    Skills und Items in rauen Mengen

    Als Krähenheld wider Willen bleibt uns nun nichts mehr anderes übrig, als die Seelen von drei mythischen Wesen einzusammeln, um dien Tür zu öffnen, hinter der unsere Auftrags-Seele nun liegen soll. Als Ausgangspunkt dient uns dabei ein alter Friedhof, über den wir die drei Welten der gesuchten Wesen betreten können: "Demon's Souls" und Co. lassen grüßen! Da wir bisher eigentlich wenig Probleme beim Seelensammeln hatten, starten wir zwar mit einem Schwert, aber wenigen Fähigkeiten ins Spiel: Leichter und schwerer Angriff per Schwert, Fernkampfattacke per Pfeil und Ausweichrolle.

    Wie es sich gehört, gewinnt unser frischgebackener Krähen-Krieger aber immer mehr Erfahrung und damit auch Fähigkeiten im Kampf gegen allerlei Dämonen und Monster hinzu. Pro besiegtem Feind geht eine kleine oder größere Menge Seelenenergie auf unser Konto, die für Statuswerte wie Stärke, Magie oder Geschick eingesetzt werden kann, was uns härter zuschlagen, schneller ausweichen oder neue Fähigkeiten lernen lässt. Außerdem sammeln wir Kristalle, mit denen die anfangs sehr begrenzten und sich durch den Nahkampf aufladenden Fernkampfattacken erhöht oder die Lebensenergie verstärkt werden können. Und: Items streift man in rauen Mengen ein.

    Beinharte Bosse, aber Anfänger-freundlicher

    An die "Souls"-Games erinnert neben dem Aufleveln und Seelen-Farmen dabei auch, dass wir schnell eine recht große Auswahl an verschiedenen Waffen mit jeweils unterschiedlichen Stärken und Schwächen besitzen. Doch vieles unterscheidet "Death's Door" auch von den "Soulslike"-Kollegen. So spendieren uns besiegte Bosse ganz besondere Zauber und Skills, viele Items haben außerdem Deko-Charakter und dienen entweder zur Charakter-Aufhübschung oder können im Arbeitgeber-Büro platziert werden – und kommt es zum unweigerlichen Bildschirmtod, sind die Konsequenzen nicht ganz so dramatisch.

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    Stirbt unsere Krähe, erscheint sie in der Nähe des jeweiligen Welten-Tores wieder und alle Feinde bis auf jene in Arenen-Herausforderungen mit Gegnermassen in Wellen sowie Boss-Begegnungen müssen erneut besiegt werden. Allerdings verliert man hier weder die gesammelte Seelenenergie zum Aufleveln, noch die bis dahin aufgesammelten Items. Diese Mechanik dürfte trotz des herausfordernden Schwierigkeitsgrades auch Anfänger besser bedienen. Doch Achtung: Ab der Mitte des rund 15 bis 20 Stunden langen Spiels wird es selbst für Profis vor allem bei den Bossen beinhart.

    Bombastisch in jeglicher Hinsicht

    Zwischen den herausfordernden Kämpfen, in denen Bewegungsmuster gelernt und Schwachstellen erkannt werden müssen, um Erfolg zu haben, tauchen in "Death's Door" auch immer wieder auflockernde Rätselpassagen auf. Die sind zwar kaum komplex, aber durchaus nett gestaltet, etwa wenn in der Umgebung versteckte Zeichen erkannt werden müssen, um die Tür zur nächsten Spielpassage zu finden. Die Spielwelten selbst dürfen übrigens zum Großteil frei erkundet werden – manche Wege öffnen sich allerdings erst, wenn man bestimmet Bosse besiegt oder spezielle Skills erlangt hat.

    Grafisch ist das Spiel große Klasse: Die niedliche Krähe und die liebevoll umgesetzten Feinde sowie sehr abwechslungsreiche Welten begeistern mit ihren handgezeichneten und gleichzeitig düsteren Look. Obwohl das Spiel optisch anfangs recht simpel erscheint, entsteht aus den flüssigen Animationen und den tollen Licht- und Kampfeffekten ein ebenso einzigartiger wie atemberaubender Stil. Davon wollen wir jedenfalls gerne viel mehr sehen!

    Das "Dark Souls" im Adventure-Format

    Dazu kommt ein bombastischer Soundtrack, der sich an die jeweilige Situation anpasst und ins Ohr geht, ohne sich allerdings in den Vordergrund zu drängen. Und auch die Story ist sowohl für Lacher, als auch Tränen gut. Ein kleines Manko gibt es allerdings bisher: Im Test traten immer wieder kleinere Framerate-Einbrüche auf, die in der Theorie zwar nicht dramatisch sind, in Boss-Gefechten, in denen aber blitzschnelle Reflexe gefordert sind, schon für den einen oder anderen Frustmoment sorgen konnten. 

    Picture

    "Death's Door" ist dennoch ein fantastisches Action-Adventure, das sich vieler genialer Elemente der "Souls"-Games bedient und dabei auf seine eigene Identität nicht vergisst. Der herausfordernde Schwierigkeitsgrad steht in krassem Gegensatz zur süßen Grafik, die düstere Geschichte wiederum zu den teils sehr witzigen Szenen. Als Indie-Game muss sich "Death's Door" jedenfalls nicht einmal hinter großen AAA-Blockbustern verstecken, das Adventure ist eine der größten Videospiel-Überraschungen des Jahres geworden.