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Schul-Streit um Kinder, die kaum Deutsch sprechen

In Deutschland ist eine rege Diskussion darüber entbrannt, wie mit Grundschülern zu verfahren sei, die keine Deutschkenntnisse vorweisen können.

Heute Redaktion
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Derzeit tobt in Deutschland eine rege Debatte über Bildungspolitik. Konkret geht es um die Frage, ob Kinder ohne Deutschkenntnisse in die Grundschule dürfen oder nicht. Stein des Anstoßes waren Aussagen des CDU-Politikers Carsten Linneman in der "Rheinischen Post".

Linnemann ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Union im deutschen Bundestag und gehört damit der gleichen konservativen Partei an, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel. Linnemann forderte in der "Rheinischen Post" eine Vorschulpflicht für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen.

„Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen", sagte der CDU-Politiker im Gespräch mit der "RP". Eine Vorschulpflicht koste Geld, fehlende Integration sei am Ende aber teurer.

Positive Reaktionen...

Verständnis für die Forderung zeigte der Präsident der deutschen Lehrervereinigung Heinz-Peter Meidinger. Lindemann habe Recht, dass die eigentliche sprachliche Förderung vor der Einschulung stattfinden solle. Er tritt für Sprachtests vor der Einschulung ein.

In einigen deutschen Bundesländern gebe es schon Ansätze von Sprachtests, bei festgestellten Defiziten geschehe aber zu wenig, kritisiert Meidinger. Man brauche aber auch geschultes Personal wie Logopäden, dieses gebe es aber derzeit nicht.

...und harsche Kritik

Auf wenig Gegenliebe stößt Linnemann bei der SPD. SPD-Bildungspolitikerin Marja-Liisa Völlers bezeichnet gegenüber der dpa die Aussagen Linnemanns als "zum fremdschämen". Man könne Kinder nicht ausschließen, nur weil sie schlecht Deutsch sprächen.Eine Separation von den betroffenen Kindern würde Parallelgesellschaften begünstigen. Ein besseres Lernumfeld als Schulunterricht mit gleichaltrigen Kindern gebe es nicht.

Auch eine Parteikollegin Linnemanns, die CDU-Poltikerin Karin Prien, übte Kritik an dessen Aussagen. Sie sprach von "populistischen Unfug" und einem "völlig falschen Weg". Sie forderte Klassen, in denen Deutsch als Zweitsprache angeboten wird. Diese Klassen sollten aber Teil des Regelunterrichts sein.

Auch der Vorsitzende des Verbands Erziehung und Bildung (VBE) Udo Beckmann sprach sich vehement gegen die Forderung Linnemanns aus. Er sprach von einer "Bankrotterklärung der Politik".

Reaktionen im Netz

Auf Twitter wird das Thema ebenfalls heiß diskutiert. Viele Stimmen kritisieren Linnemann:

Erik Marquardt ist Abgeordneter im Europaparlament. Er ist Mandatar der Grünen Fraktion und kommentiert die Aussagen Linnemans so:

Auch andere Twitter-User nehmen zur aktuellen Debatte Stellung:

(mr)