Politik

Debatte um Bildungskarenz – strengerer Zugang gefordert

Arbeitsminister Martin Kocher will die Bildungskarenz reformieren. Die NEOS fordern, dass der Zugang deutlich eingeschränkt werden soll.

Stefanie Riegler
Die Bildungskarenz in Österreich soll reformiert werden.
Die Bildungskarenz in Österreich soll reformiert werden.
Getty Images/iStockphoto

Die Bildungskarenz ist in Österreich äußerst beliebt und boomt sogar. Vor 25 Jahren wurde sie eingeführt. 14.000 Personen pro Jahr nutzen dieses Angebot. Das sind doppelt so viele wie noch 2010.

Unselbstständig Beschäftigte können bis zu einem Jahr Auszeit nehmen und bekommen 55 Prozent ihres vorangegangenen Nettoeinkommens.

Kritik vom Rechnungshof

Der Rechnungshof (RH) hat im April einen Bericht veröffentlicht, in dem die derzeitige Regelung kritisiert wurde. Denn oftmals sind es die ohnehin schon höher Gebildeten mit Hochschulabschluss, die sich eine weitere Ausbildung vom Staat finanzieren lassen.

Auch wird die berufliche Auszeit überspitzt formuliert dafür genutzt, eine Weltreise zu machen und währenddessen einen Online-Sprachkurs zu absolvieren. Die 300 Millionen Euro, die die Bildungskarenz jährlich kostet, könnten besser investiert werden, so die Conclusio.

Kocher: "Gutes Instrument, aber nicht zielgerichtet genug"

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hat daraufhin eine Reform der Bildungskarenz angekündigt. Genaue Details dazu nannte er aber nicht. Er möchte im Herbst eine "breite öffentliche Debatte" über die Weiterentwicklung der Bildungskarenz führen und bezeichnet sie zwar als "gutes Instrument", aber "vielleicht nicht zielgerichtet genug".

"Es geht darum, das Instrument noch angepasster an die Notwendigkeiten des modernen Arbeitsmarkts zu machen", sagte der ÖVP-Minister im Gespräch mit der APA.

Auch die NEOS fordern, den Zugang zur Bildungskarenz deutlich einzuschränken. Es sei nicht sinnvoll, wenn gut qualifizierte Menschen dem Arbeitsmarkt bis zu einem Jahr entzogen werden.

NEOS: Menschen mit Hochschulabschluss brauchen Unterstützung nicht

Laut Gerald Loacker wird die Bildungskarenz viel zu oft von Menschen genutzt, die bereits ein hohes Bildungsniveau aufweisen. Menschen mit einem Hochschulabschluss, vor allem Jüngere, bräuchten diese Unterstützung nicht, sagt der NEOS-Arbeitssprecher gegenüber "Ö1".

Mit der Bildungskarenz müsse man viel mehr jenen helfen, die sonst vom Jobverlust bedroht seien, also gering qualifizierte Personen oder ältere Erwerbstätige.

Arbeiterkammer für Reform der Bildungskarenz offen

Auch die Arbeiterkammer (AK) zeigt sich offen für eine Reform der Bildungskarenz. Diese sollte verstärkt weniger qualifizierten Menschen eine Chance bieten.

Ein Hebel bestehe dafür vor allem in der Erhöhung des Weiterbildungsgeldes, betonte die Leiterin Arbeitsmarkt und Integration bei der AK Wien, Silvia Hofbauer, am Montag im Ö1-Mittagsjournal.

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    Arbeitsminister Martin Kocher will die Bildungskarenz reformieren.
    Arbeitsminister Martin Kocher will die Bildungskarenz reformieren.
    Sabine Hertel