Politik

"Dem Virus sind Grenzen vollkommen wurscht"

Wien und Niederösterreich sorgen mit Blick auf Gesamt-Österreich für die meisten neuen Corona-Fälle. Von der Regierung gab es deshalb am Montag eine "Mahnung" für die Bundeshauptstadt. Doch die wehrt sich.

Rene Findenig
Teilen
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker
picturedesk

Die Kooperation mit der Gesundheitsbehörde sei zu verbessern, mahnte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Montag - beinahe zeitgleich, als Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) auch Wien für die guten Corona-Zahlen lobte. Die SPÖ kritsierte unsachliche Stimmungsmache, Beobachter sahen in dem Gefecht einen Auftakt zur Wien-Wahl im Oktober. In der ORF-"ZiB 2" rückte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zur Verteidigung "seiner" Stadt aus.

Wien habe nicht die größte Zahl an Inketionen, sondern die größte Anzahl von positiv getesten Personen, so Hacker. Die Stadt habe eine "strategische Entscheidung" getroffen: "Wir testen auch dort, wo es keine Symptome gibt, bei Menschen die sich bei der Gesundheitshotline melden." Die Stadt wolle "mit der Lupe stärker reinschauen" in Bereiche wie Pflegeeinrichtungen und Flüchtlingsheime. Dabei sei vollkommen klar, dass bei vielen Testungen auch neue Fälle erkannt würden.

"Künstliche Aufregung bei Nehammer"

"Es ist kein Wettbewerb", so Hacker, aber Wien teste um 50 Prozent mehr als das zweitstärkste Bundesland. Das widerlegen allerdings die offiziellen Zahlen, Tirol etwa testet stärker als Wien. "Künstliche Aufregung bei Innenminister Nehammer" ortet Hacker bei der Mahnung an die Stadt, sie würde nicht mit den Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten. Und auch der Streit mit Niederösterreich, aus welchem Bundesland der Auslöser der neuen Corona-Fälle gekommen sei, ärgert den Stadtrat.

Wien sei die "Millionenstadt mit der geringsten Anzahl an Fällen". Bei wenigen neuen Fällen sei die Steigerungszahl im Vergleich zu den wenigen Infektionen natürlich hoch, so Hacker. Die Wien-Offensive "führt dazu und muss dazu führen, dass wir mehr Fälle haben". Hackers Aufgabe sei aber nicht, "schöne Zahlen zu haben, sondern die Bevölkerung zu schützen". Der "Patient 0" lasse sich auch nicht so leicht feststellen und die Frage danach sei auch irrelevant, so Hacker.

"Wien-Bashing der ÖVP"

Wien und Niederösterreich hätten viel Grenzverkehr, "dem Virus sind Grenzen aber vollkommen wurscht". Hacker lasse sich da "gar nicht ein" auf eine ÖVP-Kampagne, die die Partei gegen Wien führen würde. ÖVP-Bashing gegen Wien - "die Wiener werden es der Partei bei der Wahl danken", so Hacker. Dass Nehammer Wien kritisiere, dass die Zusammenarbeit fehle, verwunderte Hacker, denn er wisse nicht, welche rechtliche Begründung der von Nehammer gegründete stab habe. Der Gesundheitsminister habe aber den Stab, der die Verantwortung trage, und mit dem funktioniere die Zusammenarbeit "hervorragend".