Wien

Demo-Bilanz: 40.000 Teilnehmer, mehrere Festnahmen

Trotz tumultartiger Szenen zieht die Wiener Polizei eine positive Bilanz. Es kam zu vier Festnahmen und Anzeigen nach dem Verbotsgesetz.

Leo Stempfl
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Der Staatsschutz führte im Vorfeld Gefährderansprachen mit den Organisatoren.
Der Staatsschutz führte im Vorfeld Gefährderansprachen mit den Organisatoren.
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Es waren chaotische Szenen, die sich Samstagmittag am Ring abspielten. Die Corona-Demo an jenem Wochenende trug den Titel "Sturm auf Wien", am Treffpunkt Heldenplatz ging es ab 12 Uhr los. Masken wurden nur vereinzelt getragen, dafür gab es mehrere "Ungeimpft"-Judensterne, eine Reichskriegsflagge und irreführende Informationen zur Impfung.

Eigentlich sollte der Marsch erst um 15.30 Uhr los gehen, doch schon um 14 Uhr verlagerte sich das Geschehen plötzlich auf den angrenzenden Ring. Dort setzte sich eine Gruppe vermummter Rechtsextremer an die Spitze, führte die Masse unter Einsatz von Pyrotechnik an. Nach nur wenigen Metern war aber Schluss.

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    Der <a href="https://www.heute.at/s/impf-gegner-rufen-am-samstag-zum-sturm-auf-wien-100183000">"Sturm auf Wien", wie den Corona-Protest die Organisatoren nennen</a>, hat am Samstag (8. Jänner 2022) zu Mittag begonnen.
    Der "Sturm auf Wien", wie den Corona-Protest die Organisatoren nennen, hat am Samstag (8. Jänner 2022) zu Mittag begonnen.
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    Durchbruch

    Grund: Die Polizei, die mit 1.000 Beamten im Einsatz stand, hatte mehrere gefährliche Gegenstände bei den Teilnehmern entdeckt. Die WEGA versperrte den Weg, es kam zu Personenkontrollen. Das sorgte für steigenden Unmut in den Reihen der Demonstranten, die unter "Widerstand"-Rufen die Polizei mit Böllern und Bierdosen bewarfen. Vereinzelt gab es Durchbruchsversuche. Als Reaktion setzte es erste Festnahmen und den Einsatz von Pfefferspray.

    Dabei traf es auch Szene-Größe und Organisator Martin Rutter. "They put the pepper in the eyes", schilderte er Journalisten im Interview.

    Weil einige Demonstranten als unkontrollierte Gruppe einen Umweg nahmen, sah sich die Polizei schließlich von beiden Seiten eingekesselt. Nach 40 Minuten hatte ein Durchbruch Erfolg, ab 15.20 Uhr zog die Corona-Demo schließlich den Ring entlang, nahm dabei eine Länge vom Schwedenplatz bis zur Oper ein, dazwischen klafften aber große Lücken.

    Ruhiges Ende

    Um Punkt 17 Uhr war dann Schluss, die Demospitze erreichte wieder den Heldenplatz und versammelte sich zu einer Abschlusskundgebung. Großteils bleiben die Teilnehmer am Ring stehen und warten ab, sie dürften eine Kesselung mit Maskenkontrollen am Heldenplatz befürchtet haben.

    Der Abstrom in Richtung U-Bahn war dabei aber bereits mindestens gleichermaßen groß. Die Polizei sorgte in den Stationen deswegen gemeinsam mit Securitys der Wiener Linien für einen "sicheren und vor allem maskierten Abstrom in die Öffis". Erst um 18 Uhr traf schlussendlich der Lautsprecherwagen am Heldentor ein, während ein anderer, ruhigerer Teil der Kundgebung immer noch am Schwedenplatz war. Um 18.30 Uhr war dann offiziell Schluss, einige Reste feierten noch unter lauter Musik und Böllern am Heldenplatz.

    Zeitgleich tauchen Videos aus der U-Bahnstation Volkstheater auf. Darin zu sehen: Eine große Gruppe Maskenverweigerer, die Polizisten die Treppe hinauf aus der Station drängt. Am Heldenplatz werden unterdessen Fotografen attackiert.

    Die Polizei-Bilanz

    Die Wiener Polizei spricht in einer vorläufigen Bilanz von insgesamt 40.000 Teilnehmern. "Kurz nachdem sich der Demonstrationszug in Bewegung setzte, wurde dieser von Seiten der Polizei angehalten, da bei einem größeren, teilweise vermummten Personenkreis, gefährliche und pyrotechnische Gegenstände wahrgenommen werden konnten", erklärt man das anfängliche Einschreiten.

    Dabei kam es zu Störaktionen und Durchbruchsversuchen der polizeilichen Sperrketten, mehrere Personen wurden wegen des Verdachts des Widerstandes gegen die Staatsgewalt festgenommen, auch Pfefferspray musste dazu eingesetzt werden.

    Insgesamt kam es zu vier Festnahmen sowie weiteren Anzeigen nach dem Strafgesetzbuch, dem Verbotsgesetz sowie zu zahlreichen Anzeigen aufgrund verwaltungsrechtlicher Übertretungen (COVID-Schutzmaßnahmenverordnung und Pyrotechnikgesetz). Per Aussendung blickt man auf eine "positive Bilanz" zurück: "Die gesetzten Ziele konnten erreicht werden."