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Demo in Rom wegen 87-Jährigem Präsidenten

Heute Redaktion
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Bild: Andrew Medichini (AP)

Italiens scheidender Präsident Giorgio Napolitano ist am Samstag für eine zweite siebenjährige Amtszeit wiedergewählt worden. Der 87-jährige Ex-Kommunist erhielt im Parlament die absolute Mehrheit der Stimmen. In der republikanischen Geschichte Italiens war bisher noch kein Präsident ein zweites Mal gewählt worden. Applaus brach im Parlament aus, nachdem Napolitano die notwendige Mehrheit von 504 Stimmen erreichte. Davor wurde demonstriert.

Napolitano setzte sich durch, nachdem fünf Wahlgänge zur Wahl seines Nachfolgers ergebnislos geblieben waren. Die Wahl des Präsidenten hatte am Donnerstag begonnen. Nach Napolitano erhielt der Justizexperte Stefano Rodota, Kandidat der Protestbewegung "Fünf Sterne" um den Starkomiker Beppe Grillo, die meisten Stimmen.

Hunderte Menschen, mehrheitlich Anhänger Grillos, protestierten vor dem Parlament gegen Napolitanos Wahl für ein zweites Mandat als Präsident. Sie reagierten mit Pfiffen und Buhrufen auf die Ankündigung, dass Napolitano die notwendige Mehrheit von 504 Stimmen erhalten hatte. Bei der Verkündung von Napolitanos Wahl verließen die Mandatare der Grillo-Bewegung den Plenarsaal im Parlament und demonstrierten vor der Abgeordnetenkammer.

Mammut-Wahl

Die etablierten Parteien hätten sich verbündet, um eine politische Erneuerung im Land zu verhindern, riefen die aufgebrachten Demonstranten. Sie warteten auf Grillo, der seine Anhänger zum Protestmarsch aufgerufen hatte. Grillos Kandidat Rodotà versuchte, die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen. "Die Beschlüsse des Parlaments können zwar kritisiert werden, niemand kann aber ihre demokratische Basis bestreiten", betonte der Jurist.

Insgesamt hat Giorgio Napolitano seine Wiederwahl mit 740 Stimmen geschafft. Silvio Berlusconi begrüßte die Wiederwahl von Napolitano. "Er ist eine Garantie für das Land". An der Wahl des Staatschefs nahmen in Rom insgesamt 1.007 Wahlmänner und -frauen teil. Es sind dies die 630 Abgeordneten und 319 Senatoren (darunter vier Senatoren auf Lebenszeit), sowie 58 Delegierte aus den 20 italienischen Regionen.