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Demütigung: Taliban führen Feinde an Strick durch Stadt

Die Taliban sind weiter auf dem Vormarsch. In Herat stellen sie ihre Feinde öffentlich bloß. Sie rücken bis auf wenige Kilometer nach Kabul vor.

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    Taliban-Kämpfer haben die Gesichter ihrer Feinde schwarz angemalt und sie durch Herat getrieben.
    Taliban-Kämpfer haben die Gesichter ihrer Feinde schwarz angemalt und sie durch Herat getrieben.

    Der afghanische Journalist Bilal Sarwary hat auf Twitter mehrere Fotos hochgeladen: Sie zeigen Taliban-Kämpfer, die ihre Feinde mit schwarzer Farbe bestrichen haben und sie durch die Straße treiben. "Die Taliban haben diesen Männern Diebstahl vorgeworfen und ihre Gesichter bemalt, um sie zu blamieren", schreibt Sarwary auf Twitter. 

     Anschließend hätten die Extremisten ihre Opfer nach den Freitagsgebeten durch Herat getrieben.

    Kabul könnte bald fallen

    Die Taliban sind am Samstag mit der Eroberung der Provinz Logar bis auf wenige Kilometer an die Hauptstadt Kabul herangerückt. Eine Abgeordnete aus der Provinz, Hoda Ahmadi, bestätigte den Fall Logars. Die Taliban hätten das gesamte Gebiet mitsamt der Provinzhauptstadt Puli Alam unter ihre Kontrolle gebracht und Beamte festgenommen. Taliban-Kämpfer hätten zudem den Bezirk Tschar Asjab der Hauptstadtprovinz erreicht.

    Am 14. August lagerten die Taliban-Kämpfer rund 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt. Nach dem Fall der zweit- und die drittgrößten Stadt des Landes ist Kabul de facto die letzte Bastion der Regierungstruppen, die anderswo kaum oder gar keinen Widerstand leisteten.

    Angriff auf Masar-i-Scharif

    Zugleich starteten die radikalislamischen Aufständischen eine Offensive auf Masar-i-Scharif im Norden, die Hauptstadt der Povinz Balch. Die Taliban greifen Masar-i-Scharif aus mehreren Richtungen an, wie Munir Ahmad Farhad, ein Sprecher der Provinz, berichtet. In den Randbezirken gebe es schwere Kämpfe.

    Der afghanische Präsident Aschraf Ghani war am Mittwoch nach Masar-i-Scharif geflogen, um die Verteidiger der Stadt zu mobilisieren. Er traf sich dort mit den Warlords Raschid Dostum und Mohammed Nur, die mehrere Tausend Kämpfer befehligen.

    USA senden Soldaten nach Kabul

    Mit Beginn des Abzugs von US- und Nato-Truppen haben die Taliban große Gebietsgewinne in Afghanistan erzielt und viele Provinzhauptstädte erobert, darunter Herat und Kandahar, die zweit- und drittgrößten Städte des Landes. Auch Kundus, Sar-i-Pul und Aibak fielen in die Hände der Taliban. 

     18 der 34 Provinzen sind unter ihrer Kontrolle. In den Orten, welche die Taliban erobert haben, geben sie sich gemäßigter, als sie sind.

    Die USA entsenden angesichts der militärischen Niederlagen der mit Milliardenbeträgen ausgerüsteten und ausgebildeten afghanischen Sicherheitskräfte 3.000 Marineinfanteristen nach Kabul, um die US-Botschaft zu evakuieren. Die Vorhut traf am Freitag ein, der Rest soll am Sonntag folgen.

    Taliban kapern Radiosender

    Die Taliban veröffentlichten unterdessen ein Video, in dem einer ihrer Kämpfer die Übernahme des Radiosenders der südlichen Stadt Kandahar bekanntgibt. Der unbekannte Mann erklärte, dass die Taliban den Sender in "Stimme der Scharia" umbenannt hätten. Er werde nun Nachrichten, politische Analysen und Koran-Rezitationen senden. Musik sei auf dem Sender anscheinend keine mehr zu hören, schreibt die Agentur DPA.

     Zehntausende Zivilisten sind vor den Taliban geflohen.

    Die Taliban regierten von 1996 bis 2001 Afghanistan mit einer harschen Auslegung des islamischen Rechts, der Scharia. Frauen durften ihr Zuhause nur unter Auflagen verlassen, Musik war verboten.

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      Denise Auer