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Den USA droht wegen Thanksgiving ein Coronavirus-Fiasko

In den USA stiegen die Coronavirus-Fälle in den letzten Wochen stark an. Nun steht Thanksgiving an. Gesundheitsbehörden schlagen Alarm.

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Zu Thanksgiving wird traditionell Truthahn gegessen.
Zu Thanksgiving wird traditionell Truthahn gegessen.
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Wegen der Präsidentschaftswahlen und dem darauffolgenden Chaos rückte die Coronavirus-Pandemie in den USA zeitweise in den Hintergrund. Doch die Zahlen aus Amerika sind alles andere als vielversprechend. Am Montag und Dienstag vermeldete die Johns Hopkins Universität 158.000 respektive 162.000 neue Fälle.

Anstieg der Fallzahlen?

Die Spitäler ächzen unter über 70.000 Covid-Patienten und zunehmend sind auch die Intensivstationen des Landes überlastet. Die Todeszahlen pro Tag übersteigen regelmäßig die Tausender-Grenze.

In einigen Wochen könnten sich die Zahlen noch einmal verschlimmern. Am vierten Donnerstag im November feiern die USA Thanksgiving, abgesehen von Weihnachten vielleicht das wichtigste Fest im Kalender der Amerikanerinnen und Amerikaner. Es ist die Zeit, wo sich übers ganze Land verstreute Familien zusammenfinden und einige Tage zusammen verbringen und heuer am 26. November den traditionellen Truthahn verspeisen.

Flugreisen, lange Treffen von Menschen aus verschiedenen Haushalten, drinnen in schlecht gelüfteten Räumen und ohne Einhaltung der Maskenpflicht: Gleich mehrere Risikofaktoren für eine rasante Ausbreitung des Coronavirus treffen aufeinander. "Außerdem", gibt das Magazin "Time" zu bedenken, "ist es schwierig, eine Maske anzuhaben, wenn man gerade damit beschäftigt ist, sich Großmamas Truthahn und Füllung ins Gesicht zu drücken." Vom vorsichtsmindernden Alkoholkonsum ganz zu schweigen.

Universität warnt vor großer Infektions-Chance

Eine interaktive US-Karte der Universität Georgia Tech veranschaulicht außerdem, dass das statistische Risiko, eine mit dem Coronavirus infizierte Person an einer Zusammenkunft von mehreren Menschen dabeizuhaben, in vielen Regionen derzeit über 50 Prozent liegt. In Teilen von Minnesota, North und South Dakota, Montana und Wisconsin liegt sie sogar bei fast 100 Prozent. Das bei einer Gruppengröße von 15 Personen.

Die Gesundheitsbehörden schlagen deshalb schon seit Tagen Alarm und erinnern daran, dass Treffen derzeit nicht empfehlenswert sind. Das CDC rief auf Twitter dazu auf, Thanksgiving dieses Jahr virtuell durchzuführen.

Der bekannte Immunologe und Regierungsberater Anthony Fauci empfahl, auch bei Familienfesten Masken zu tragen. Er selber werde wohl auf einen Besuch seiner Kinder verzichten, wie er gegenüber der Agentur AP sagte.

Ob die Amerikanerinnen und Amerikaner sich daran halten werden, ist unklar. Das Department of Public Health im Bundesstaat Minnesota versuchte schon gar nicht, die Menschen davon abzuhalten, Thanksgiving zusammen zu feiern, und empfahl stattdessen, sich vorher testen zu lassen.

Schlechte Erfahrungen in China und Kanada

Dass große Feiertage zu einem rasanten Anstieg der Coronavirus-Zahlen beitragen können, zeigte sich im vergangenen Januar beim Chinesischen Neujahr. Ähnlich auch Kanada. Der nördliche US-Nachbar feierte Thanksgiving bereits am 12. Oktober und verzeichnete danach eine steil ansteigende Fall-Kurve.