Österreich

Denis könnte jeden Tag abgeholt werden

Heute Redaktion
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Denis Vuckovic (14) ist einer von 18 Schülern der Klasse 5O am Oberstufenrealgymnasium für Leistungssportler in der Maroltingergasse in Wien-Penzing. Bei seinem Basketball-Klub Union West Wien wird er als Vorbild für junge Sportler, in der heimischen Sportszene als große Nachwuchshoffnung. Seit Jahren lebt Denis in Wien, nun droht dem 14-Jährigen aber die Abschiebung nach Serbien.

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Vor zwei Wochen flatterte der Familie Vuckovic die Schreckensnachricht per Post ins Haus: Der Asylgerichtshof teilte der Familie mit, dass ihr Asylantrag abgelehnt wird. Nach sechs Jahren Wartezeit auf den Spruch wurde Denis, seinem Vater und seiner 16-jährigen Schwester mitgeteilt, dass sie binnen 14 Tagen Österreich zu verlassen hätten. Diese Frist verstrich am Sonntag, seitdem lebt die voll integrierte Familie in Angst, jederzeit abgeschoben werden zu können.

"Die Familie Vuckovics hält sich seit Zustellung des negativen Bescheids illegal im Land auf. Eine Ausweisung ist daher zulässig", heißt es aus dem Innenministerium. Damit begannen für Denis bange Tage: jederzeit könnte er von zuhause oder von der Schule abgeholt und abgeschoben werden. "In Serbien zu leben kann ich mir nicht vorstellen. Dort habe ich nichts. Meine Freunde, meine Familie, alle sind hier in Österreich", erzählt Denis gegenüber Heute.at in seiner Schule.

"Ohne Denis wäre unsere Familie nicht komplett"

Dem 14-Jährigen ist die Anspannung anzumerken. Ein Lächeln kommt Denis nur über seine Lippen, wenn ihm Klassenkameraden auf die Schulter klopfen und fragen, wie es ihm geht. "Wir sind Denis' Familie", erklären seine Basketballkollegen. "Und ohne Denis wäre unsere Familie nicht komplett." Hoffnung schöpft der Schüler aus der Unterstützung seiner Freunde, der medial geschaffenen Aufmerksamkeit und Ungenauigkeiten beim Behördenverfahren.

Vor sieben Jahren kam die Roma-Familie aus Serbien nach Österreich - Denis' Vater war ein politischer Flüchtling - und stellte einen Asylantrag. Der Antrag wurde abgelehnt, Denis' Vater berief und während der Spruch bis vor zwei Wochen auf sich warten ließ, integrierte sich die Familie in Wien. Denis und seine 16-jährige Schwester beherrschen die Sprache mittlerweile akzentfrei, mit Serbisch tun sie sich schon sehr viel schwerer.

Wiedereinsetzungsverfahren angestrebt

"Es soll ein Wiedereinsetzungsverfahren geben, da uns unser erster Anwalt weder den negativen Bescheid noch vorher die Aufforderung zur Stellungnahme weiterleitete. Rückendeckung bekommt Denis vom gesamten Oberstufenrealgymnasium. "Für uns alle war die Nachricht ein Schock. Die Klassenkameraden haben sofort eine Unterschriftenaktion gestartet, auf der alle Lehrer und Schüler des Gymnasiums unterschrieben haben - in etwa 250 Leute", erzählt Direktor Robert Parma.

"An unserer Schule verstehen wir die Welt nicht mehr", meint Parma. Klassenkollegen und Lehrer sind geschockt: "Alle haben zu Denis ein ganz enges Verhältnis, er uns seine ganze Familie sind so nette und gut integrierte Menschen." So viel Unterstützung hätte sich Denis selbst nicht erwartet, wie er sagt. Umso dankbarer ist er, dass er im Kreis seiner Freunde Zuflucht suchen kann. "Wir werden alles tun, um Denis bei uns behalten zu können. Er gehört einfach hierher", erklären seine Klassenkollegen und nehmen den 14-Jährigen zum Abschluss demonstrativ in ihre Mitte.

Widerstand auf Facebook

Unterstützung erfährt Denis aber auch über das Soziale Netzwerk Facebook. In den beiden Gruppen "" sprechen sich je an die 400 Unterstützer für Denis Verbleib in Österreich aus.

Rene Findenig