Österreich

Der neue Trick der Bankomaten-Mafia

Heute Redaktion
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Dienstag gab es im Wiener Landesgericht Nachhilfe in Zaubern: Auf der Anklagebank erklärte Victor St. (29), wie er von leeren Konten insgesamt mehr als 100.000 Euro behoben hat. Der gebürtige Serbe steht nicht im Verdacht, ein Geistesriese zu sein. Aber er war schlauer als Bankomaten und Banker. Zur Strafe bekam er 33 Monate Haft.

In Foyers von Filialen ihrer Hausbank können Kunden bei den Geldautomaten dort bis zu 3000 Euro beheben. Der Zugriff ist einfach: Bankomatkarte einschieben, Code und Betrag eintippen, dann spukt das Gerät die Karte wieder aus, ein paar Sekunden später auch die Scheine – und in diesen kurzen Momenten liegt die Schwachstelle des Systems. Denn die Behebung wird erst verbucht, wenn das Bare vom Ausgebeschlitz entnommen wird. Andernfalls zieht es der Bankomat wieder ein.

Hält aber ein Schlitzohr die Scheine fest, kann ein Komplize in den gewonnenen Sekunden den zweiten Bankomaten im Foyer plündern – und mit der selben Karte noch einmal 3000 Euro abheben. Eine Serben-Bande hat mit dem neuen Trick allein die "Erste" Bank um 198.000 Euro geschädigt. Arbeitslose Landsleute eröffneten Konten. Vor jedem Coup zahlten die Gangster 3000 Euro ein, um Minuten später sechs Tausender abzumelken.

Die Konten-Inhaber meldeten ihre Karten als verloren, gestohlen oder taten erstaunt: "An einem Tag kann man ja gar nicht so viel abheben." Der Mafiapate wird gesondert verfolgt. Dienstag gestand Mitläufer Viktor St. 44 Angriffe auf Bankomaten mit mehr als 100.000 Euro Beute.

Motiv: "Ich war wegen meiner Spielsucht bankrott, brauchte aber Geld für meine zwei Kinder." Gut gemanagt von Anwalt Philipp Winkler kam der geständige Dieb trotz Vorstrafen mit 33 Monaten Haft davon. Gnädig auch die höchste Instanz. Zum Prozess wurde der reuige Sünder Viktor von einem Priester begleitet.