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Der Osten - Entdecke wo du lebst

Land: D, Genre: Land + Leute

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Der Künstler Yadegar Asisi hat zum Reformationsjubiläum ein gigantisches 360°-Panoramabild gestaltet. Es zeigt, wie es in Wittenberg am Tag des Thesenanschlags ausgesehen haben könnte. Dokumentierte und erdachte Szenen geben dem Betrachter einen sinnlichen Einblick in Luthers Zeit. Der Film begleitet den Künstler beim Schaffen und Vollenden seines Werks bis zur Eröffnung der Ausstellung in einem eigens dafür errichteten Museumsbau. Die Dokumentation widmet sich aber auch der Frage, welchen Stellenwert Martin Luther und sein Erbe in der DDR hatten. Denn der Reformator war dort anfangs als "Fürstenknecht" verschrien und stand im selbst ernannten Arbeiter- und Bauernstaat zumindest offiziell lange Jahre in einem eher ungünstigen Licht. Das änderte sich ab Ende der 1970er-Jahre - maßgeblich auf Betreiben von Staats- und Parteichef Erich Honecker. Im Streben nach internationaler Anerkennung und möglicherweise auch lukrativen Deviseneinnahmen machte die DDR den verstoßenen Luther plötzlich salonfähig - und das 500. Jubiläum seiner Geburt im Jahr 1983 zu einem Großereignis, das den im gleichen Jahr gefeierten Philosophen Karl Marx fast vergessen machte. Ausstellungen lockten Touristen aus dem Ausland in Lutherorte wie Wittenberg. Nicht weniger als sechs Kirchentage brachten einen unerwarteten Aufschwung für die Christen in der DDR. Der Reformator war nicht nur gesellschaftsfähig, sondern erstmals zu einem Kassenmagneten geworden. Welche Folgen das hatte - unmittelbare für Museen und Innenstädte, mittelbare für Staatsgefüge und Gesellschaft - daran erinnern sich Zeitzeugen wie der frühere evangelische Bischof Axel Noack und die Wittenberger Historikerin Elke Strauchenbruch. Denn in gewissem Sinne markierte die Öffnung anlässlich der Reformationsfeierlichkeiten 1983 den Anfang vom Ende der DDR.

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