Österreich

Der Regen bedroht nun sogar unsere Ski-WM!

Heute Redaktion
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Der für Jänner ungewöhnlich hefige Starkregen hält die österreichische Feuerwehr in Atem und führt zu Murenabgängen, Überflutungen und Straßensperren. Auf den Bergen ist die Lawinengefahr erheblich gestiegen. Im ganzen Land kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Regenmassen.

Das Wetter bedroht nun sogar die Ski-WM in Schladming.

Die eher milden Temperaturen und viel Regen fordern in Schladming die Pistenpräparierer, denn sie müssen die Schneedecke für die alpinen Ski-Weltmeisterschaften (4.-17. Februar) instand halten. Bis zu 30 Prozent der Schneeschicht seien in den beiden vergangenen Tagen durch den Regen im unteren Drittel der Planai weggeschmolzen, erklärte Pisten-Chef Bernhard Schupfer am Sonntag.

Vor zwei Tagen noch sei die Schneedecke im Tal 60 bis 70 Zentimeter hoch gewesen, nun sei sie auf 50 Zentimeter zurückgegangen - die Abfahrt ist für den Publikumsskilauf aber trotzdem offen. Doch die österreichischen Ski-Damen wollten sowohl Samstag als auch Sonntag für die Speed-Bewerbe auf der Planai trainieren. Sie mussten die Einheiten wegen des Regens absagen. "Morgen versuchen sie es noch einmal", erklärte Schupfer. Lediglich am Freitag hätten die Läuferinnen von der Mittelstation bis kurz vor dem Ziel trainieren können.

"Da gibt es keine Abfahrt"

Das Wetter des verregneten Wochenendes sei denkbar schlecht und dürfe bei der WM und vor allem an Tagen mit Speed-Rennen nicht passieren: "Oben starker Schneefall und unten Regen, da gibt es keine Abfahrt." Doch bis zur WM sind es noch vier Wochen und da es schon ab Dienstag wieder kälter werden soll, will er die Schneekanonen wieder voll in Betrieb nehmen.

"Wir werden den Schnee für die im Tal großteils weggeschmolzenen Depots wieder nachproduzieren", bleibt Schupfer zuversichtlich. Ansonsten könne man noch immer die weiße Pracht vom Berg ins Tal fahren. Bleibe es bei den Prognosen, wonach es Mitte Jänner wieder kalt werden und schneien soll, habe er keine Sorge um die WM-Pisten.

Hangrutsch in St. Gilgen

Die starken Regenfälle haben in St. Gilgen (Bezirk Salzburg-Umgebung) einen Hangrutsch verursacht. Auf einer Breite von etwa 25 Metern löste sich das Erdreich und rutschte in einen Bach ab, berichtete die Polizei. Die angrenzende Straße wurde demnach wenige Zentimeter unter Wasser gesetzt, es kam zu keinen Verkehrsbehinderungen.

Die Feuerwehr leitete das Wasser mit Sandsäcken wieder ins Bachbett zurück. Ein ortsansässiger Geologe gab vorerst Entwarnung, daher musste laut Polizei niemand aus den umliegenden Häusern evakuiert werden. Am Sonntag wird der Landesgeologe den Erdrutsch begutachten.

Krankenhausbau unter Wasser

Eine arbeitsreiche Nacht hat der Starkregen der Feuerwehr in der Mostviertler Bezirksstadt Amstetten beschert. Im Keller des noch im Rohbau befindlichen Krankenhauszubaus stand auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern fast einen Meter hoch Regenwasser. Überschwemmungen gab es auch in acht Wohnhäusern, Einkaufsmärkten und auf Parkplätzen. Die Abpumparbeiten dauerten mehrere Stunden, berichtete das Landesfeuerwehrkommando.

Nach den massiven Schneefällen hat am Sonntag in Tirol weiterhin gebietsweise große Lawinengefahr geherrscht. In den Regionen östlich des Wipptals inklusive der Nördlichen Ötztaler und Stubaier Alpen sowie der nördlichen Ausläufer der Osttiroler Tauern wurde zumindest am Vormittag noch die Stufe 4 der fünfteiligen Skala erreicht. Zudem sei heute in tiefen und mittleren Lagen der schneereichen Regionen auf Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen zu achten. Für den Wintersportler herrschten allgemein ungünstige Verhältnisse, die sehr große Zurückhaltung und überlegte Routenwahl erfordern, hieß es.

Lesen Sie weiter: Überflutungen und Schäden auch am Samstag

Betroffen waren Teile von Tirol, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark. In Niederösterreich wird für die kommenden zwei Tage mit einem ein- bis fünfjährlichen Hochwasser entlang der Donau gerechnet. Das Landesfeuerwehrkommando warnte am Samstag vor kleinräumigen Überflutungen. In der Obersteiermark wurde ein Feuerwehrmann bei einem Einsatz verletzt.

Im Tiroler Bezirk Kufstein wurde eine Tischlerei durch einen Hangrutsch erheblich beschädigt. Die Bewohner eines angrenzenden Hauses wurden in Sicherheit gebracht. Der in Niederndorfberg ins Rutschen geratene Teil eines steilen Hanges weist nach Angaben der Feuerwehr ungefähr die Größe eines halben Fußballfeldes auf. Nach der Evakuierung wurde das Haus von den Erdmassen getroffen und etwa zehn Zentimeter verschoben. Die betagte Bewohnerin hatte laut Christoph Schlüßlmayr vom Bereichsfeuerwehrverband Liezen Glück, denn die Einsatzkräfte hatten sie noch kurz zuvor aus dem gefährdeten Gebäude gebracht.

Bäume ragten ins Innere des Hauses

Das Haus in Öblarn (Bezirk Liezen) wurde am Nachmittag von den rutschenden Erdmassen des dahinterliegenden Hangs getroffen. Mitgerissene Bäume durchbohrten laut Feuerwehr die Außenwand und ragen nun in das Innere des Hauses. Sämtliche Wohnräume seien mit Rissen übersät. Die Bewohnerin musste bei ihrer Schwester Unterschlupf suchen. Sie hatte sich laut Schlüßlmayr in ihrem Haus sicher gefühlt und wollte es nicht verlassen.

Erst die Einsatzkräfte konnten sie überreden, sich in Sicherheit zu bringen. Das Haus dürfte nun nicht mehr bewohnbar sein. Durch den Hangrutsch wurde auch eine Stromleitung von Bäumen getroffen, weshalb der Strom kleinräumig abgeschaltet werden musste. Auch ein Wirtschaftsgebäude mit Gerätschaften in Öblarn wurde von einer Mure getroffen. Dieses konnten die Helfer aber wieder vom Schlamm freischaufeln und sichern. In den Bezirken Kufstein und Kitzbühel wurden zahlreiche Keller überflutet, außerdem traten Bäche über die Ufer und überschwemmten Nebenstraßen. Die Grafenweger Landesstraße (L41) war wegen einer Mure gesperrt, drei Häuser wurden vorübergehend geräumt.

Erdmassen verschütteten Straße

Im Salzburger Flachgau ist gegen Mittag ein bewaldeter Hang abgerutscht. Die Erdmassen und 20 große Bäume, die mitgerissen wurden, haben die Plainfelder Landesstraße (L220) in Koppl auf rund zwölf Metern Länge einen Meter hoch verschüttet. Das betroffene Hangstück ist etwa 400 Quadratmeter groß und befindet sich außerhalb des Ortsgebiets. Die Feuerwehren des Landes waren schon in der Nacht tätig: Sie mussten wegen kleinerer Murenabgänge und lokalen Ausuferungen von Bächen ausrücken.

50 derartige Einsätze wurden bis in der Früh verzeichnet, 112 waren es bis Mittag. In Hallein traten einige Bäche über die Ufer. Im Pinzgau war am Vormittag die Ortseinfahrt von Zell am See bei Schüttdorf durch eine Mure blockiert. In Bramberg im Pinzgau ist eine rund 50 Meter lang und fünf Meter breite Mure abgegangen. In Pöham im Pongau wurde in der Früh die B99 überflutet, die Straße war für rund eine halbe Stunde gesperrt. In Bramberg im Pinzgau ist eine rund 50 Meter lang und fünf Meter breite Mure abgegangen.

Es herrscht große Lawinengefahr

Binnen zwölf Stunden hat es in Salzburg 50 bis 70 Liter pro Quadratmeter geregnet und damit so viel wie in einem Jänner-Durchschnittsmonat, wie Hans Wiesenegger vom Hydrografischen Dienst erläuterte. Der meisten Regen fiel in den Nordstaulagen unterhalb von 1.000 Metern Seehöhe. In den oberen Regionen herrschen tiefwinterliche Verhältnisse. In den Hohen und Niederen Tauern sowie in den Nordalpen bestand große Lawinengefahr.

1.096 Mitglieder von 59 Salzburger Feuerwehren haben von Freitag-bis zum Samstagabend 165 Hochwasser-Einsätze geleistet.

Zahlreiche Einsätze hat der Starkregen am Samstagvormittag auch für die Feuerwehren in Oberösterreich gebracht. Hauptsächlich ging es um das Auspumpen überfluteter Keller. Im Bezirk Braunau musste ein Pkw geborgen werden, der auf einer überfluteten Straße nicht weiterkam. In Steyr herrschte Hochwasseralarm. Ennskai, Ortskai und Unterer Schiffweg wurden gesperrt. Vor allem in den Bezirken Vöcklabruck, Kirchdorf und Gmunden gab es Einsätze.

Sperre wegen befürchtetem Felssturz

Auch im Gebiet Mondsee seien einige Straßen überflutet oder wegen möglichen Felssturzes gesperrt, hieß es. Der Hydrografische Dienst des Landes meldete steigende Pegelstände an etlichen Messstellen wie zum Beispiel in Schärding am Inn, Linz, Mauthausen und Grein an der Donau, Wels und Gmunden an der Traun.

In der Steiermark war vor allem der Bezirk Liezen von Überflutungen und Murenabgängen betroffen. Zu Mittag standen 500 Helfer von 32 Feuerwehren im Einsatz. Einer von ihnen wurde von einer Schlauchkupplung im Gesicht getroffen und erlitt Platzwunden. Von Erdrutschen betroffen waren u.a. die L712, die Steinerstraße, zwischen Öblarn und der Einmündung in die B320, die Ennstal Bundesstraße. Die L715 musste zwischen Weißenbach und Altenmarkt bei St. Gallen wegen Hochwassergefahr gesperrt werden.