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Der Schlussmacher – ja, den Beruf gibt es wirklich

Gegen Geld beendet dieser Mann die Beziehungen anderer Menschen. Der Wiener Peter Treichl ist hauptberuflich Schlussmacher.

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Schluss zu machen ist nicht leicht. Wie wäre es, wenn man es jemand anderem überlassen könnte?
Schluss zu machen ist nicht leicht. Wie wäre es, wenn man es jemand anderem überlassen könnte?
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Peter Treichl hat einen Beruf, den man in die Kategorie "unüblich" einordnen würde. Der Wiener ist der erste Schlussmacher Österreichs. Als solcher beendet er bis zu fünf Beziehungen pro Tag.

Die Idee zur Trennungsagentur kam Treichl paradoxerweise durch seine Arbeit als Verkuppler. Denn Treichl besitzt zusätzlich einige Partnervermittlungen. So merkte er, dass sich viele Menschen neu verlieben wollen, während sie noch in einer Beziehung sind. Also gründete er 2011 sein "zweites" Standbein, um seinen Kunden nicht nur bei der Suche nach dem neuen Glück, sondern auch gleich bei der Trennung zu helfen.

Wer es nicht schafft, den Schlussstrich zu ziehen, solle dies nicht als Schwäche sehen. Einen Schlussmacher zu beauftragen, sei durchaus kein Armutszeugnis, denn der Entschluss zur Trennung oftmals sei ein außergewöhnlich fordernder Kraftakt. „Sich von seinem Partner zu trennen, ist mit die schlimmste Sache der Welt. Oft haben die Menschen keinen Mut, diesen Schritt zu gehen oder haben Sorge, nicht die richtigen Worte zu finden. Manche haben vielleicht sogar Angst, weil ihr Partner stets aufbrausend reagiert. Wiederum andere haben einfach keine Kraft mehr. Ich selbst würde auch in Betracht ziehen, einen Schlussmacher zu engagieren, eine neutrale Person ist in einem derart emotionalen Konflikt oft hilfreich,“ betont er gegenüber Noizz.

Trennung ab 390 Euro

Das Menü an Möglichkeiten für den Ablauf einer gekauften Trennung ist groß. Das Basispaket startet bei einem Honorar von 390 Euro. Dazu gibt es eine Trennungsbox gefüllt mit Pralinen, Champagner, Taschentüchern, Werbung für seine Partnervermittlungsagentur und einem Schlüssel für eine Übernachtung in einer Abstands-Wohnung. Bleibt der Getrennte länger als eine Nacht, zahlt der Partner, der sich trennen möchte, den Aufenthalt. "Während der Corona-Krise haben diese Abstandswohnungen Wunder bewirkt. Viele Paare haben danach wieder zusammengefunden, während der Pandemie hatten sie einfach zu sehr aufeinander rumgehangen," erzählt Treichl weiter.

Eine "Luxustrennung" kostet 1.999 Euro. "Dafür bekommen Sie das, was Sie möchten. Beim letzten Herren habe ich zum Beispiel seiner Frau ein Auto überbracht. Ich helfe aber auch bei der Herausgabe von persönlichen Gegenständen," erklärt Treichl gegenüber Express. Man kann auch eine "gelbe Karte" für eine letzte Chance oder die Option "Freunde bleiben" buchen. In einem persönlichen Gespräch erhält Treichl Informationen zur Person, dem Problem und möglichen Alternativen.

Großteil der Kunden ist weiblich

Bei den Geschlechtern gibt es eine klare Verteilung. Mehr Frauen als Männer engagieren den Schlussmacher. Häufig sind sie Mitte 40. Die meisten Menschen empfinden Erleichterung, 25 Prozent kommen sogar wieder zusammen, 10 Prozent melden sich bei der Partnervermittlung an und 15 Prozent bekommen einen Ausraster oder sind sprachlos.

Und, was muss man dafür mitbringen? "Ich glaube, als Schlussmacher muss man die Gabe haben, sich in Menschen hineinversetzen zu können, emphatisch reagieren zu können und einfach Freude an Menschen haben. Man braucht zusätzlich aber ein dickes Fell. Eine Dame flippte mal komplett aus, als ihr Geliebter sich doch für seine Ehefrau entschied und mich schickte, um ihr das zu sagen."

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