Minus elf Prozent, 20 Mandate weniger, Platz 2 hinter der FPÖ: Das Wahlergebnis der Volkspartei spricht Bände. Dennoch gibt man sich bei den Türkisen durchaus zufrieden, so sei man vor drei Jahren in Umfragen noch bei 21 Prozent gewesen. Am Sonntag habe "das letzte Quäntchen" gefehlt.
Anders sieht es der langjährige Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordnete Franz Hörl. Dieser nimmt sich kein Blatt vor den Mund: "Die Landes-ÖVP ist längst nicht mehr bei unseren Leuten und deren Sorgen. Sie musste bei der Landtagswahl, der EU-Wahl und auch der Nationalratswahl empfindliche Niederlagen einstecken", wird Hörl von der "Tiroler Tageszeitung" zitiert. Die Gemeinde- und Bürgermeisterwahl in Innsbruck sei ein "Desaster" gewesen. "Dieses wurde bis heute nicht einmal aufgearbeitet", ärgerte er sich.
Hörl, der nur auf Platz 21 der VP-Bundesliste stand – "Heute" berichtete im Juli über seinen Frust über die Entscheidung – habe im Wahlkampf wenig Einsatz gespürt. "Wir sind dabei, den Anspruch, ein ÖVP-Kernland zu sein, zu verlieren", man punkte weder in der Stadt noch am Land, kritisierte das ÖVP-Urgestein. "Wir scheinen die Menschen nicht mehr zu erreichen und andererseits im Management strukturelle Probleme zu haben", so sein Resümee.
Sein Rat an den Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle: "Vielleicht ist jetzt endlich der richtige Zeitpunkt da, sich auch über die getroffenen Entscheidungen Gedanken zu machen."
Am Dienstag stellte sich der ÖVP-Vorstand geschlossen hinter Karl Nehammer. Dieser hatte beim Bundesparteivorstand der Volkspartei die Vertrauensfrage gestellt. Nun gilt es für die ÖVP, das Wahlergebnis zu analysieren und über das weitere Vorgehen zu beraten. Klar ist: Eine Regierung ohne Türkis wird es nicht geben, die Konstellation ist allerdings unklar.