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Deshalb kann Wish alles so superbillig verkaufen

Auf Wish gibts Uhren für einen Euro oder Laptops für 60 Euro. Wie können diese Preise so tief sein? Wir klären auf.

Heute Redaktion
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Schnäppchenjäger fahren auf Wish ab. Die Shopping-Plattform mit Sitz in San Francisco vertreibt hauptsächlich billige Ware von chinesischen Drittanbietern: Uhren für 1 Euro, Jeans für 18 Euro oder Laptops für 60 Euro. In Österreich gehört Wish bereits zu den zehn größten Onlineshops.

Doch wie kann Wish diese Produkte zu solchen Schleuderpreisen anbieten? Und wie verdient das Unternehmen damit Geld?

"Alle Kostentreiber ausgehebelt"

Der Trick ist, dass die Händler in China ihre Produkte über Wish direkt den Kunden aus aller Welt verkaufen können. Dafür müssen sich die Händler lediglich auf der Plattform registrieren. "Als Konsumenten haben wir dadurch die Möglichkeit, bei einem Hersteller irgendwo in China quasi direkt einzukaufen", sagt Ralf Wölfle, Experte für E-Business an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, zu "20 Minuten".

So können die Chinesen ihre extrem günstig produzierte Ware ohne Label weltweit verkaufen. Ausgaben für Branding, Qualitätssicherung oder Zwischenhandel fallen weg. "Auf Wish werden all die Kostentreiber ausgehebelt. Kunden bezahlen so fast nur noch für die tiefen Produktionskosten", sagt Wölfle. Die tiefen Preise würden allerdings mit einer unkalkulierbaren Qualität der Produkte einhergehen.

Schlanke Distribution

Um die Distribution müssen sich die chinesischen Händler aber nicht kümmern. Diese übernimmt Wish. Das Unternehmen publiziert lediglich die Angebote auf seiner Plattform und lässt bei einem Kauf standardisierte und automatisierte Prozesse im Hintergrund laufen. Laut Wölfle gehen daher die Kosten für die Transaktion bei einem Kauf gegen null: "Wir haben hier die schlankste Distribution, die wir uns vorstellen könnten."

Für die Dienstleistungen verlangt Wish von den Händlern eine Kommission. Diese fällt auf die einzelnen verkauften Produkte klein aus. Daher versucht Wish, so viel wie möglich zu Tiefstpreisen zu verkaufen. "Geld verdient das Unternehmen mit der Maße an Kommissionen", sagt Wölfle.

Tiefe Versandkosten

Letztlich kann Wish von günstigen Versandkosten profitieren. China galt aufgrund einer Regelung des Weltpostverbands UPU bis Ende 2017 als Entwicklungsland und kam daher in den Genuss von extrem niedrigen Tarifen für Postsendungen ins Ausland.

Zwar wurden seither die Preise leicht angehoben, dennoch sind die Tarife noch immer sehr tief. Das sorgt für Unmut bei den heimischen Onlinehändlern. Sie müssen sogar für eine Sendung innerhalb Österreichs viel mehr bezahlen als die Chinesen für ein Paket nach Europa.