Gesundheit

Deshalb sterben Dicke häufiger an Corona

Menschen mit Übergewicht trifft Covid-19 meist härter als andere. Studien zeigen jetzt, warum das so ist.

Heute Redaktion
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Weltweit sind rund eine Milliarde Menschen von Übergewicht betroffen. In Österreich gibt es etwa 600.000 übergewichtige Personen.
Weltweit sind rund eine Milliarde Menschen von Übergewicht betroffen. In Österreich gibt es etwa 600.000 übergewichtige Personen.
(Bild: iStock)

Fettleibige Menschen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infizieren, sterben überdurchschnittlich häufig. So ergab die Analyse von 399.000 Patientendaten, dass übergewichtigte Covid-19-Patienten mit einer gegenüber Normalgewichtigen um 113 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus landen. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine Intensivstation zu kommen, ist um 74 Prozent erhöht, das Todesrisiko um 48 Prozent. Warum das so ist, hat jetzt ein Team rund um die Lungenfachärztin Anne Dixon von der University of Vermont herausgefunden.

Demnach liegen den häufig sehr schweren Krankheitsverläufen eine Reihe physiologischer, aber auch sozialer Faktoren zugrunde. So beeinträchtigt Fettleibigkeit das Immunsystem, begünstigt chronische Entzündungen und fördert die Entstehung von Blutgerinnseln. Faktoren, die eine Covid-19-Erkrankung verschlimmern können. Zudem fühlen sich Dicke häufig stigmatisiert und suchen deshalb seltener ärztliche Hilfe auf.

"Wir haben nicht gleich verstanden, was für ein großer Risikofaktor Fettleibigkeit ist", so Dixon gegenüber dem Wissenschaftsjournal "Science". "Erst vor Kurzem haben wir ihre verheerenden Auswirkungen besonders für junge Leute realisiert." Diese könnte "eine Ursache für den besonders heftigen Corona-Seuchenzug in den USA sein, wo 40 Prozent der Einwohner stark übergewichtig sind."

Schlechte Voraussetzungen

Die Anfälligkeit hätte laut den Wissenschaftlern auch biomechanische Gründe. So schieben übergroße Fettwülste das Zwerchfell nach oben und drücken es gegen die Lungen, was deren Ausdehnung behindert und den Atemluftstrom reduziert. Als Folge kollabieren die Bronchien in den unteren Lungenlappen, wo mehr Blut zur Sauerstoffanreicherung ankommt als in den oberen Lappen. "Wenn man schon mit diesem Nachteil ankommt, verschlechtert sich die Situation rasch", konstatiert die Lungenexpertin.

Zudem ist die innere Auskleidung der Blutgefäße (Endothel) bei stark Übergewichtigen verändert, was die Gefahr für Blutgerinnsel erhöht. Das Virus greife die Endothelzellen an, die mit einer Aktivierung des Gerinnungssystems reagieren. Das Blut werde so klebrig, "wie ich es noch nie in meiner Laufbahn gesehen habe", so die Hämatologin Beverley Hunt von den Guy’s and St. Thomas’ Hospitals in London. Die Gerinnsel seien ein ernstes Problem für die Kranken, denn sie können die Blutgefäße in der Lunge blockieren.

Vorerkrankungen sind zusätzliche Risikofaktoren

Ein Grund für das erhöhte Risiko an Covid-19 zu sterben, sei auch, dass dicke Menschen häufiger bereits an anderen Krankheiten leiden, die als unabhängige Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf gelten. Dazu zählen Herz- und Lungenerkrankungen, Diabetes, aber auch das "metabolische Syndrom", das mit hohen Zucker- und Fettwerten im Blut sowie hohem Blutdruck einhergeht. 

Eine kürzlich von der Tulane University durchgeführte Studie mit 287 COVID-19-Patienten ergab, dass das metabolische Syndrom selbst das Risiko für eine Intensivbehandlung, künstliche Beatmung und den Tod erheblich erhöht.

Diese Reihenfolge der Symptome verrät, ob du Corona hast

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    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie <a href="https://www.heute.at/s/die-reihenfolge-der-symptome-kann-coronavirus-entlarven-100100738">Forscher</a>&nbsp;herausgefunden haben.
    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie Forscher herausgefunden haben.
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