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Destiny 2 im Test: Shooter einer neuen Generation

Mit Destiny 2 startet eine der größten Shooter-Hoffnungen des Jahres. Das Game verspricht Großes. Was, das haben wir getestet.

Heute Redaktion
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Destiny 2 ist da, zumindest für PlayStation 4 und Xbox One. Für die PC-Version muss man sich bis zum 24. Oktober gedulden, dann ist sie über Battle.net, den Online-Spieledienst von Blizzard Entertainment, verfügbar. Destiny 2, soviel ließ sich schon vorab sagen, wurde mit so viel Spannung erwartet wie kaum ein anderer Titel des Jahres 2017.

Herausgeber Activison und die Entwickler Bungie, Vicarious Visions und High Moon Studios rücken in dem Actionshooter die Charaktere noch stärker in den Vordergrund. Den grundverschiedenen Figuren wurde dazu bereits im Vorfeld eine eigene Video-Vorstellungsserie gegönnt. Versprochen wurden zudem "eine spannende, kinoreife Story-Kampagne und eine Vielzahl von Aktivitäten für alle Spieler, darunter Einzelspieler-Gameplay, kooperatives und kompetitives Gameplay".

Große Ansprüche, denen sich Destiny 2 nun stellen muss. In Sachen Multiplayer hatte Destiny bereits beim Release im Jahr 2014 Gaming-Geschichte geschrieben. Trotz beeindruckender Grafik, Spieler-Andrangs und geschickten Mechaniken war aber gerade beim Einzelspieler-Inhalt noch Luft nach oben. Destiny 2 verspricht aber, und das unterstreichen Vorab-Eindrücke, den Vorgänger nicht nur in Punkto Singleplayer auszustechen, sondern auch das Multiplayer-Erlebnis auf ein neues Level zu heben.

Lebendiges Gameplay

Destiny 2 macht vieles neu und fast alles besser. Das beginnt schon bei der Missionsauswahl, bei der man nicht Punkte auf einer Karte auswählt, sondern auf die man beim tatsächlichen Erkunden einer lebendigen Umgebung stößt. Destiny 2 bekommt dadurch einen ganz neuen Open-World-Stil, wie er bisher grandiosen Spiele wie "Elite Dangerous" vorbehalten war. Das Gameplay wird erlebbar und besteht nicht mehr aus einem Abarbeiten von Missionszielen.

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Andererseits hat das digital-atmende Open-World-Szenario auch einen zusätzlichen Reiz: es macht die Welt von Destiny 2 glaubwürdiger. Der Kampf tobt um den Spieler herum, auch wenn er sich gerade nicht daran beteiligt, und sorgt immer wieder für Überraschungen. Etwa, wenn man sich durch die Europäische Todeszone schießt und plötzlich ein Event startet, das eine neue Fraktion in den Kampf wirft. Bei Destiny 2 soll nichts vorhersehbar, aber alles actiongeladen sein. Dazu gehört auch, dass sich in Solo-Missionen einfallende Fraktionen nicht nur gegen den Spieler stellen, sondern plötzlich auch gegen andere Feinde in der Mission kämpfen.

Keine Schießbuden-Figuren mehr

Unterstützt wird die neue Gameplay-Erfahrung durch zahlreiche verbesserte Features, die dem Spieler zur Verfügung stehen. Die Entwickler haben interessante Karten bereitgestellt, die durch ein dezentes und doch informatives Overhead-Display und komfortable Schnellreise-Punkte trotz der Größe übersichtlich bleiben. Der Entdeckerdrang wird durch sehr abwechslungsreiche Regionen von Steinwüsten bis hin zu futuristischen Bauten befriedigt.

Vorbei ist auch die Zeit, in der Gegnerwellen als simples Kanonenfutter herhielten. In Destiny 2 wurde gehörig an den Kampfmechaniken geschraubt. Feind in Massen gibt es zwar noch immer, die Kämpfe zeigen sich aber fordernder und gleichzeitig realistischer. Feinde sind aktiver, suchen Deckung und greifen aus dem Hinterhalt an, statt stur auf den Spieler zuzurennen und Schaden zu schlucken. Gleichzeitig braucht es kein Dauerfeuer mehr, die flinken Feinde werden mit gezielten Salven in die Knie gezwungen.

Eine Prise Action-Adventure

Doch auch neben den verbesserten Shooter-Elementen wartet Destiny 2 mit Überraschungen auf, streut gar eine Prise Action-Adventure ein. Das geschieht vor allem durch die verbesserten Fähigkeiten samt den neuen Super-Angriffen. Als Jäger ermöglicht es der neue Fokus etwa, im Super-Angriff mit einem elektrisch aufgeladenen Bogen blitzschnell durch Feinde zu stürmen, während die eigenen Bewegungen beschleunigt sind.

Der Titan wiederum nutzt mit seinem Fokus und dem Super-Angriff seinen Schild, um Angriffe zu blocken oder ihn auf Feinde zu schleudern. Captain America lässt grüßen! Alte Fokus-Funktionen wie die des Jäger-Revolverhelden oder des Titan-Stürmers wurden zudem überarbeitet und können sinnvoller genutzt werden. Der Fokus steht nun auch mehr im Mittelpunkt des Geschehens, statt nur nette Nebensache zu sein. Man wartet richtiggehend auf die Chance, die Super-Angriffe einzusetzen. In Destiny hatten wir ihn dagegen nur hin und wieder genutzt, wenn uns danach war.

Kein Story-Matsch

In der Story von Destiny 2 ist die Menschheit einer Invasion der Kabale unter ihrem Anführer Dominus Ghaul in die Hände gefallen, dem Kommandanten der brutalen Rotlegion. Er hat den Hütern der Stadt ihre Macht entzogen und die Überlebenden in die Flucht geschlagen. Die Spieler bereisen mehrere Planeten des Sonnensystems, gewinnen Verbündete, entdecken ein Arsenal an Waffen und neuen Kampffertigkeiten. Um ihre Heimat zurückzuerobern, muss die Rotlegion fallen.

Kennen muss man den ersten Teil von Destiny nicht, um sich im Universum von Destiny 2 wohlzufühlen. Wer Teil 1 kennt, der wird aber emotional mitgerissen. Mit dem Angriff auf den Turm liegt alles in Asche, was den Spielern des Vorgängers heilig war. Litt der Vorgänger noch an vorhersehbaren Geschehnissen und einem verworrenen Ende, zeigt sich Destiny 2 nun strukturierter und klarer, ohne die Überraschungen zu vergessen. Die Handlung scheint nicht mehr vorgegeben, sondern entwickelt sich aus den Aktionen, die Spieler in Angriff nehmen. Schlägt man einen Alien-Angriff zurück, strickt sich die Story daraus weiter, ist nachvollziehbar und wartet zudem mit Nebengeschehnissen je nach Spieler-Aktionen auf. Eine der wohl größten Verbesserungen zum Vorgänger.

Solide Technik

Wenig Veränderung, und hier ist das gut so, bietet die Steuerung. Schon Destiny punktete mit präzisen Reaktionen und einem soliden Waffengefühl und Destiny 2 steht dem um nichts nach. Wieder zeigen sich die Waffen ausbalanciert und wieder ist es auch in der größten Hektik möglich, genau den einen Alien-Kopf zu treffen, den man ins Visier nehmen will. Minimal flüssiger als im ersten Teil liefert die Steuerung wieder ein traumhaftes Ergebnis ab.

Grafisch wurde gegenüber dem Vorgänger aufgemotzt. Während auch in de größten Kämpfen die Bildrate sehr stabil bleibt, zeichnen sich besonders die Effekte wie Laserstrahlen, Explosionen und die Super-Angriffe bildlich aus. Dazwischen gibt es aufwändig inszenierte Videosequenzen, die mehr über die Figuren des Destiny-Universums verraten - Geschichten, die man in Teil 1 schmerzlich vermisst hat. Die Grafik selbst ist bereits auf der Standard-PlayStation beachtlich, auf der PS4 Pro wird sie richtiggehend eindrucksvoll: Scharfe Texturen, kontrastreiche Effektfeuerwerke, toll gestaltete Hintergründe und eine realistische Beleuchtung werden zur Augenweide.

Single- versus Multiplayer

Inhaltlich liefert Bungie den Spielern tonnenweise Material, das für Hunderte Stunden fesseln wird. Im Einzelspielermodus erkundet man die Welt, schließt Quests und Nebenaufgaben ab, sucht nach Spezialausrüstung in den Verlorenen Sektoren oder wechselt einfach kurzfristig zu öffentlichen Events. Ohne das grandiose Singeplayer-Erlebnis schmälern zu wollen, bleibt Destiny 2 im Kern aber ein Multiplayer-Titel.

Was in der Mehrspieler-Modus gesteckt wurde, ist schlichtweg gewaltig. Im Koop könne zu dritt Strikes absolviert werden, die sich mit neuem Gesicht zeigen. Sie beschäftigen pro Durchgang rund 20 bis 30 Minuten lang und bieten eine in sich geschlossene Story, Wellen an Gegnern und einen Boss. Raids wiederum bestreitet man zu sechst, in diesem härtesten Modus warten Bosse sowie Sprung- und Bewegungspassagen. Und natürlich warten noch die PvP-Modi wie "Countdown" oder "Kontrolle", die bis zu Vier-gegen-Vier-Gefechte ermöglichen. Wer also nur auf Singleplayer setzt, bekommt zwar Grandioses, verpasst aber das Herz des Spiels.

Alles, was Fans sich erträumt haben

Viel findet sich nicht, das man Destiny 2 vorwerfen könnte. An so gut wie allen am Vorgänger kritisierten Features wurde gefeilt und geschraubt, weshalb die Suche nach Kritikpunkten zu Erbsenklauberei wird. So mag nicht jedem der Open-World-Ansatz gefallen, weil die zurückzulegenden Wege auf Dauer vielleicht zu wenig Action bieten und die Schnellmöglichkeiten nicht jeden Fußmarsch umgehen lassen. Und auch das Gegner-Balancing wird zumindest feuerfreudige Fans der eher leichten Shooterkost nicht unbedingt schmecken. Für den Großteil der Spieler wird beides aber eine willkommene Weiterentwicklung des Titels darstellen.

Um Lichtjahre voraus ist Teil 2 dem Original-Destiny, was die Story, die Grafik, die Einzelspieler-Inhalte betrifft. Der Spieler hat die Freiheit zu entscheiden, was er wann in welchem Tempo erledigen will und zu welchem Grad er sich auf Multiplayer- oder Singleplayer-Inhalte einlässt. Destiny 2 ist nicht mehr ein Shooter, in den man nur für die Ballerei einsteigt. Destiny 2 lebt, atmet und wirkt natürlich; es behält seinen einzigartigen Touch bei, stellt aber gleichzeitig eine neue Generation der Massively-Multiplayer-Online-Shooter dar. Destiny 2 ist der beeindruckendste Shooter des Jahres. Und im Gegensatz zum Vorgänger im Jahr 2014 gilt das nun nicht nur für den Multiplayer, sondern auch für den Einzelspieler.

Hinweis: Zum Testzeitpunkt standen im Multiplayer-Modus noch nicht alle Modi zur Verfügung. Die Eindrücke zu diesen Inhalten werden in dieser Review noch erweitert.