Szene

"Destroyer" begeistert mit Grind und Grauslichkeit

Nicole Kidman läuft als kaputter Cop zu Höchstform auf und macht Hoffnung auf mehr.

Heute Redaktion
Teilen

Im Film Noir haben moralisch erhabene Rittergestalten mit Ehrenkodex und eiserner Disziplin nichts verloren. Hier geben die "Hardboiled Detectives" den Ton an – abgründige Ermittler, die mit einem Bein in der Unterwelt stehen und im Zweifelsfall lieber zur Waffe als zu den Handschellen greifen.

Manche wahren den Anschein von Selbstachtung, haben sich noch nicht völlig aufgegeben, andere fristen als kaputte, abgeranzte Antihelden ihr Dasein, beginnen ihren Tag mit einer Tschick und einer Schmerztablette, steuern auf einen tragischen Abgang ohne Aussicht auf Erlösung zu. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind Männer.

Grindig, grauslich, toll gespielt

Jetzt aber kommt Erin Bell angeschlurft. Mit blutunterlaufenen Augen, brüchigen Lippen und zerzausten Haaren. Dem Schläger, der sie aus dem Haus eines Verdächtigen schleift, kotzt sie ungeniert auf die Schuhe, bevor sie ihm die Zähne einschlägt. Einem todkranken Gangster massiert sie den Schritt, um an Informationen zu gelangen.

Dass Bell Grind und Grauslichkeit beweist, ist nicht nur Noir, sondern auch dringend nötig, um verkrustete Geschlechterrollen aufzubrechen. Ein bisserl hässlich schminken reicht da nicht aus. Gut also, dass eine Urgewalt wie Nicole Kidman unter der Maske steckt, der man die gescheiterte Existenz schon beim ersten Schwanken abkauft.

Der Trailer von "Destroyer":

Späte Rache

Seit siebzehn Jahren hadert Bell mit einem gescheiterten Einsatz, bei dem ihr Kollege Chris (Sebastian Stan) sein Leben verlor. Silas (Toby Kebbell), halb charismatischer Sektenführer, halb skrupelloser Bankräuber, hat ihn erschossen und sich mit einer Millionenbeute aus dem Staub gemacht. Als er nach Los Angeles zurückkehrt, schwört Bell, blutige Rache zu nehmen.

Erste Schritte auf einem langen Weg

Dass das Kino mehr starke, weibliche Protagonisten braucht, ist kein Geheimnis. Mit Babyschritten marschiert Hollywood zumindest in die richtige Richtung. Superheldinnen ("Captain Marvel"), Endzeitkriegerinnen ("Mad Max: Fury Road") und Gentle(wo)man-Gaunerinnen ("Ocean's 8") ebnen langsam den Weg. "Destroyer" demonstriert eindrucksvoll, dass auch das Genre der Noir-Thriller keine Männer-Domäne bleiben darf.

Fazit

via GIPHY

"Destroyer" startet am 22. März 2019 in den österreichischen Kinos.