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Deutscher Armee fehlen 48.000 Schuss Munition

Der Militärgeheimdienst prüft rund 20 Verdachtsfälle wegen rechtsextremer Umtriebe. Man vermisst 62 Kilo Sprengstoff und 48.000 Schuss Munition.

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Eine Kompanie der KSK wurde aufgelöst.
Eine Kompanie der KSK wurde aufgelöst.
Picturedesk/APA

Eine Kompanie der deutschen Elite-Truppe KSK (Kommande Spezialkräfte) wird wegen rechtsextremer Umtriebe aufgelöst. Insgesamt wird 20 Verdachtsfällen nachgegangen. Beunruhigend: Bei der Truppe werden mehrere Kilogramm Sprengstoff und rund 48.000 Schuss Munition vermisst. 

Es ist ein Hauch von Abenteuer und Geheimnis, der diese Truppe umweht. Kampfeinsätze am Hindukusch, Befreiung deutscher Geiseln aus Krisengebieten, Jagd auf Terroristen und Kriegsverbrecher – dies alles gehört zu den Aufgaben des KSK der deutschen Bundeswehr.

Es ist eine Elitetruppe, deren mörderisch harte Aufnahmeprüfungen als "Höllenwoche" bekannt sind. Aber über die offiziellen Bilder schwer bewaffneter Soldaten im Training hinaus ist über die Einsätze des KSK wenig bekannt. Denn diese sind geheim.

Doch nun macht die in Calw in Baden-Württemberg stationierte, rund 1.700 Mann starke Truppe Schlagzeilen wegen rechtsextremistischer Umtriebe. Der Militärgeheimdienst MAD prüft rund 20 Verdachtsfälle. Die Politik ist alarmiert.

KSK wird aus Einsätzen abgezogen

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat nun einschneidende Maßnahmen eingeleitet, wie sie am Mittwoch vor der Presse in Berlin berichtete. Unter anderem wird eine ganze Kompanie des KSK aufgelöst und der Truppe die Verantwortung für die Ausbildung ihrer Leute entzogen. Aus laufenden Einsätzen soll das KSK vorläufig weitgehend abgezogen werden.

Im Jänner dieses Jahres gab der MAD bekannt, dass der Anteil der Rechtsextremismusfälle beim KSK im Verhältnis zur Truppenstärke fünfmal so hoch sei wie in der Bundeswehr insgesamt. Im Mai wurde auf dem Grundstück eines Soldaten in Sachsen ein Waffenversteck mit einem AK-47-Sturmgewehr, 6.000 Schuss Munition und zwei Kilo Sprengstoff gefunden. Der Oberstabsfeldwebel wurde verhaftet. Ob die Gefahr einer rechten Terrorzelle drohte, müssen die Ermittler nun herausfinden.

Wurden rechtsextreme Umtriebe geduldet?

Mitte Juni dann wurde ein Brandbrief bekannt, den ein KSK-Hauptmann an Kramp-Karrenbauer geschrieben hatte. Dieser beklagte laut Medienberichten, dass rechtsextreme Umtriebe in der Einheit "ignoriert oder gar toleriert" würden und dass eine "toxische Verbandskultur" sowie eine "Art Kadavergehorsam" herrschten.

Der Kommandeur des KSK, Brigadegeneral Markus Kreitmayr, verurteilte die rechtsextremen Vorfälle scharf. "Ich meine nicht zu übertreiben mit der Feststellung, dass unser Verband derzeit die schwierigste Phase seiner Geschichte erlebt", schrieb er nach dem Waffenfund in Sachsen an seine Soldaten.

➤Es wird auch eine Generalinventur beim KSK geben, denn nach jetzigem Stand der Ermittlungen ist der Verbleib von insgesamt 85.000 Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff aus dessen Beständen noch nicht geklärt.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn haben sich besorgt über das Verschwinden von 62 Kilogramm Sprengstoff und der Munition bei der Elitetruppe KSK geäußert. "Das ist keine Kleinigkeit, das macht mir große Sorge", sagte Zorn am Mittwoch mit Blick auf den Sprengstoff. "Wir ermitteln da mit allem, was wir haben. Denn das ist wirklich ein Gefährdungspotenzial, was sich dahinter aufbaut." Zorn verwies darauf, dass bei der Razzia auf dem Privatgelände eines KSK-Soldaten im Mai neben Sprengstoff auch Zündschnur gefunden worden sei.

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